Vom Wandel bewaffneter Konflikte und seinen politischen Folgen
Zusammen mit dem Zentrum für Demokratie- und Friedensforschung lädt die Deutsche Stiftung Friedensforschung zu einem Vortrags- und Diskussionsabend unter dem Titel „1914 bis 2014: Von der maschinellen zur automatisierten Kriegsführung? Vom Wandel bewaffneter Konflikte und seinen politischen Folgen“ ein. Die Veranstaltung findet am 3. Juli 2014 um 19 Uhr in der Volkshochschule Osnabrück statt. Als Referenten sind die beiden Friedensforscher Prof. Dr. Herfried Münkler (Humboldt Universität zu Berlin) und Prof Dr. Götz Neuneck (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, IFSH) zu Gast. Moderator der Abendveranstaltung ist Prof. Dr. Ulrich Schneckener vom Zentrum für Demokratie- und Friedensforschung der Universität Osnabrück.
Verknüpft mit dem Andenken an Hundert Jahre Erster Weltkrieg ist auch die Erinnerung an einen Krieg mit völlig neuen rüstungstechnologischen Möglichkeiten. Der Bau von modernen Flugzeugen oder Unterseeboten und letztendlich auch der Einsatz von Minen, chemischen Waffen und Maschinengewehren führte zu einem fundamentalen Wandel in der strategischen Kriegsführung und einer neuen Dimension des automatischen Tötens. Die Erfahrungen mit diesen verheerenden Waffensystemen führten im Anschluss an den Ersten Weltkrieg zu Diskussionen in der Weltöffentlichkeit und in ihrer Konsequenz zu ethisch und völkerrechtlich begründeten Restriktionen und Regelungen, also direkten gesellschaftlichen Reaktionen.
War der Erste Weltkrieg von einer Motorisierung des Krieges in der Luft, auf dem Land und zur See begleitet, so lässt sich seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts eine weitere rüstungstechnologische „Revolution“ beobachten. Durch den Einsatz von teilautomatisierten Distanzwaffen und Drohnen ist die militärische Realität erneut im Umbruch, das Töten aus der Ferne ist Wirklichkeit. Daraus ergeben sich neue Fragestellungen was die Eigenlogik der stetigen Rüstungs-Innovation und auch den Umgang mit ethischen Herausforderungen betrifft.
Im Rahmen ihrer Vorträge werden die Referenten Herfried Münkler und Götz Neuneck, ausgehend vom historischen Fall des Ersten Weltkrieges, Parallelen zur gegenwärtigen Technisierung und Digitalisierung der Kriegsführung aufzeigen. Im Fokus stehen vor allem die Wechselwirkungen von rüstungstechnologischem Fortschritt und gesellschaftlichen und politischen Prozessen sowie die Veränderungen, die sich daraus im Umgang mit Konflikten ergeben. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zuzuhören und mitzudiskutieren, der Eintritt ist frei.
Curricula Vitae
Prof. Dr. phil. Herfried Münkler
Mit seinem Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie an der Goethe Universität Frankfurt am Main begann Prof. Dr. phil. Herfried Münkler seinen wissenschaftlichen Werdegang. 1981 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Dissertation über Niccolò Machiavelli, 6 Jahre später vollendete er seine Habilitationsschrift über Staatsraison an der Goethe-Universität. In den folgenden Jahren war Herfried Münkler als Mitarbeiter und stellvertretender Professor in Frankfurt tätig, später auch als Sprecher der Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaften (DVPW). Im Jahr 1992 folgte er dem Ruf des Lehrstuhles für Theorie der Politik am Institut für Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin, an dem er bis heute beschäftigt ist. Außerdem ist Münkler Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo er Vorsitzender der Leitungskommission der Marx-Engels-Gesammtausgabe ist. Sein wissenschaftliches Interesse besteht vor allem an Politischer Theorie und Ideengeschichte sowie der Erforschung von Kriegstheorie und Politischer Kultur. Große internationale Resonanz fand vor allem seine Publikation „Die neuen Kriege“ aus dem Jahr 2002.
Prof. Dr. Götz Neuneck
Prof. Dr. Götz Neuneck studierte Physik und Philosophie an der Universität Düsseldorf und promovierte an der Universität. Von 1984-87 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu Themen der Strategie, Militärtechnologie und Rüstungskontrolle an der Max-Planck-Gesellschaft in Starnberg bei München. Seit 1989 ist Götz Neuneck als wissenschaftlicher Referent am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik beschäftigt, aktuell beschäftigt er sich mit Entwicklungen der Militärtechnologien, präventive Rüstungskontrolle, nukleare Weiterverbreitung und Nuklearterrorismus sowie Weltraumbewaffnung. Im Jahre 1995 promovierte Neuneck im Fach Mathematik an der Universität Hamburg zum Dr. rer. nat. Er ist Mitglied in zahlreichen Kommitees, wie dem Commitee Physics and Disarmament der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und außerdem stellvertretender Vorsitzender des „Forschungsverbundes Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit“ (FONAS).