Stiftungssitz
Der Ledenhof
Seit April 2002 ist der Ledenhof in der Friedenskulturstadt Osnabrück Sitz der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Das historische Gebäude wurde der Stiftung dankenswerterweise von der Stadt Osnabrück zur Nutzung überlassen. Hierin befinden sich neben den Büroräumen auch Räumlichkeiten, die für Veranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen genutzt werden können. Im Dachgeschoss ist zudem das Literaturbüro Westniedersachsen untergebracht.
Der Ledenhof ist einer der städtischen Höhepunkte Osnabrücks. Es steht in prominenter Lage gegenüber dem barocken Schloss und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Katharinenkirche. Im Stadtbild sticht es schon alleine durch die farbige Dekorierung hervor.
Nachdem das profane Bauwerk aus dem 14. bis 16. Jahrhundert durch Alter und Kriegsschäden in seinem Bestand bedroht war, wurde es von 1967 bis 1976, unter Federführung der Stadt als Eigentümerin in Zusammenarbeit mit der Lehmann-Stiftung für Umwelt- und Denkmalpflege, grundlegend restauriert. Für mehr als 20 Jahre dienten die Räumlichkeiten im Erdgeschoss und Keller der Musikbibliothek der Stadt als Standort.
Die Ursprünge des Steinwerks Ledenhof reichen in das 14. Jahrhundert zurück, als die Kaufmannsfamilie Leden, die bald zu einem einflussreichen Patriziergeschlecht aufstieg und hohe städtische Ämter bekleidete, vom Land in die Stadt zog und hier innerhalb der ummauerten Stadt eine Hofanlage mit heute unbekannten Ausmaßen errichtete.
Sein Standort am südlichen Ende der ehemaligen Altstadt zeigt, dass seine Gründer von Anfang an einen großzügigen Komplex für ihre Handelsniederlassung planten. Bis heute vermittelt die hohe Mauer etwas von der früheren Geschlossenheit der Anlage, von der allerdings nur noch die drei wichtigsten Bauten stehen: der siebengeschossige Speicher in Bruchsteinmauerwerk (heute zum Schutz vor Umwelteinflüssen geschlämmt) mit seinem für Steinwerke typischen Satteldach, das neu verputzte, farbig gestaltete ehemalige Wohnhaus (Palas) mit seinen beiden Ziergiebeln und der Treppenturm aus dem späten 16. Jahrhundert.
Das Steinwerk
Das älteste, turmartige Gebäude, der Speicher, diente als zur Brandsicherung und Wärme-Isolierung für Handelswaren gedachtes Lagerhaus. Ursprünglich dreigeschossig wurde es während des 15. Jahrhunderts durch aufwendige Umbauten zu einem siebengeschossigen Steinwerk erhöht.
Der Palas
In Eckberührung mit dem Steinwerk steht der, dem Stande und Ansehen der Familie Leden angemessene, zweigeschossige Palas, der auf den Grundstrukturen des bis ins 15. Jahrhundert bestehenden Wohnhauses mit Kellergewölbe errichtet wurde. Im späten 16. Jahrhundert wurde der Treppenturm mit seiner technisch interessanten Holzspindeltreppe angefügt.
Das Erdgeschoss des Wohnhauses umfasste die vom Binnenhof zugängliche Deele sowie das Kammerfach, die heute als Geschäfts- und Büroräume der Stiftung genutzt werden.
Im Obergeschoss – den heutigen Tagungs- und Konferenzräumen – entfaltet sich der ganze Repräsentationswille der Familie Leden, den sie mit der Errichtung des Palas bestätigte und der weit über die üblichen Wohnansprüche der Osnabrücker Bürger hinausging.
Hier befinden sich die ehemaligen Festräume (Fest-/Renaissance-Saal und Saalkammer), in denen sich zu besonderen Zeiten und Anlässen das patrizische Leben der Familie entfaltete. Balken und Bohlen der Räume sind mit Frührenaissance-Motiven geziert.
Etwa um die gleiche Zeit wie die Malereien im Innern, im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts, muss auch die Dekorationsmalerei am Außenbau des Palas entstanden sein, die bei der Restaurierung möglichst getreu übernommen wurde.
Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte des Steinwerks Ledenhof und der Familie Leden findet sich in:
Roswitha Poppe: Der Ledenhof in Osnabrück. H. Th. Wenner, Osnabrück 1978.
Die Familie von Leden
Die Familie Leden stammt ursprünglich aus dem Osnabrücker Umland, wo es noch heute den Ort Leden gibt (bei Tecklenburg). Im 14. Jahrhundert wurden die Ledens in Osnabrück sesshaft und gewannen allmählich an Einfluss. Nachdem bereits um 1350 dem Weinhändler Johann Leden der Sprung in den Fernhandel gelungen war, muss als eigentlicher Begründer des Wohlstands der Familie der als Goldschmied und Bankier tätig gewesene Heinrich Leden gelten. Die Tatsache, dass der Ledenhof auch „Alte Münze“ genannt wurde, mag die Vermutung aufkommen lassen, dass die Familie ebenfalls an Einfluss über die Herstellung von Münzen für den Landesherrn gewann. 1380 bekleidete Heinrich Leden das ehrenvolle Schöffenamt. Sein Sohn galt schon als Ministerialer und gewann als Gefolgsmann des Bischofs bischöfliche Lehnsgüter.