Zusammenfassung
In die Zukunftstechnologie Kernfusion als neue Quelle der Energiegewinnung werden große Hoffnungen gesetzt: Die Rohstoffe, die für die Reaktionen benötigt werden, vor allem Wasserstoff und Lithium, sind praktisch grenzenlos verfügbar und die Endlageranforderungen für die radioaktiven Abfälle überschaubar. Doch bei aller Begeisterung für diese Technologie sollten die damit verbundenen Risiken, wie die Verbreitung von Kernwaffen, nicht vergessen, sondern frühzeitig in die Entwicklung von Kernfusionsreaktoren eingebunden werden.
Das auf der “MS Wissenschaft” präsentierte Exponat der Hessischen Stiftung Frieden- und Konfliktforschung (HSFK) ist eng an das Forschungsprojekt „Proliferationsresistente Gestaltung von Fusionsreaktoren – Beitrag zur Entwicklung einer effektiven und gerechten nuklearen Ordnung für das 21. Jahrhundert“ geknüpft und wurde im Rahmen einer interdisziplinären Kooperation der HSFK, der Hochschule Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt entwickelt.
Das Exponat zielt darauf ab, die Zukunftstechnologie Kernfusion nicht nur als technologische, sondern auch als weltpolitische, gesellschaftliche Herausforderung zu betrachten. Sowohl Wissenschaft als auch Öffentlichkeit sollen mit diesem Projekt für diese zusätzliche Dimension sensibilisiert werden.
Die auf dem Ausstellungsschiff gezeigte Computersimulation besteht aus drei interaktiven Teilen: Zunächst werden in einem Video die technischen Grundlagen der Kernfusion vermittelt; zwei weitere Kurzfilme erklären Vor- und Nachteile der Kernfusion: Wie kann man einen Fusionsreaktor manipulieren, um neben der Stromproduktion auch waffenfähiges Spaltmaterial zu erzeugen? Die Frage, wann und wo Staaten in der Vergangenheit zivile Nukleartechnologien für militärische Zwecke missbraucht haben, wird per interaktiver Weltkarte im zweiten Modul erklärt. Es erscheinen Kurzinformationen zum Kernwaffenstatus dieser Staaten bzw. zu ihrer (Nicht-)Teilnahme am Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (NVV). Im letzten Teil, einem interaktiven Spiel, können die BesucherInnen in die Rolle von IAEO-Inspektoren schlüpfen und so genannte Safeguards (Absicherungsmaßnahmen) bauen, um missbräuchliches Erbrüten waffenfähigen Materials zu verhindern.