Publikationen
Werner, K., Lambsdorff, J. Graf (2019): Emotional Numbing and Lessons Learned after a Violent Conflict – Experimental Evidence from Ambon, Indonesia. Journal of Development Studies nur online. Zur Publikation.
Zusammenfassung
In einer Krisenregion in Südostasien soll der Einfluss ethnischer und religiöser Identität auf das Verhalten von Individuen und insbesondere auf Diskriminierung ermittelt werden. Drei Spiele aus der experimentellen Wirtschaftsforschung – ein Diktatorspiel, ein Ultimatumspiel und ein Vertrauensspiel – werden an unterschiedlichen Universitäten in der Region gespielt. In drei Treatments werden jeweils unterschiedliche Informationen über den Gegenspieler übermittelt, um zu zeigen, ob und nach welchen Kriterien die Spieler diskriminieren. Mit diesem Projekt wird angeknüpft an eine bereits vom Lehrstuhl durchgeführte Studie im Westjordanland. Der daraus entstandene Artikel Schubert, Manuel; Graf Lambsdorff, Johann (2012): Negative Reciprocity in an Environment of Violent Conflict – Experimental Evidence from the Occupied Palestinian Territories erscheint demnächst im Journal of Conflict Resolution.
Ein Diktatorspiel kann eine mögliche allgemeine Fairness-Präferenz eines Teilnehmers messen sowie Aufschluss über präferenzbasierte Diskriminierung von out-group Mitgliedern geben. Im Anschluss kann im Ultimatum-Spiel untersucht werden, inwiefern das Spielverhalten des Proposers von Angst vor stärkerer negativer Reziprozität vonseiten eines out-group Responders beeinflusst wird. Gleichzeitig zeigt das Verhalten des Responders, ob tatsächlich eine höhere Bereitschaft vorliegt, unfaires Verhalten von out-group Mitgliedern zu bestrafen, was in einer Konfliktregion besonders interessant ist. Im Trust Game in Anlehnung an Berg, Dickhaut und McCabe (1995) wird untersucht, inwiefern Individuen bereit sind, einander Vertrauen zu schenken – eine wesentliche Bedingung für Kooperation und den Zusammenhalt einer Gesellschaft.
Aus der Kombination dieser Experimente mit einem Fragebogen zu persönlichen Werten, Einstellungen und Konflikterfahrungen soll hervorgehen, ob eine Diskriminierung von „Gegnern“ stattfindet und inwiefern diese mit persönlichen Charakteristika und Einstellungen korreliert. Zudem sollen die Ergebnisse zeigen, ob und inwieweit sich negative Erfahrungen im Konflikt auf das Vertrauen zwischen Personen mit unterschiedlichen religiösen und ethnischen Hintergründen auswirkt. Die Ergebnisse sollen mit lokalen Institutionen geteilt werden, um Anknüpfungspunkte für die Friedenskonsolidierung zu finden. Die Methodik könnte aber auch in der Untersuchung anderer Konflikte eingesetzt werden und somit einen Analyserahmen für die Erforschung von Konflikten und deren Eskalationsstufen bilden.