Zusammenfassung
Das Jahrestreffen des Arbeitskreises Abrüstung und Nichtverbreitung biologischer und chemischer Waffen findet am Dienstag, den 30. Januar 2018, in Berlin statt. Der Arbeitskreis wird von Frau Una Becker-Jakob (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung), Dr. Gunnar Jeremias, Dr. Mirko Himmel (beide Forschungsstelle Biologische Waffen und Rüstungskontrolle, ZNF, Universität Hamburg) und Frau Prof. Dr. Kathryn Nixdorff (TU-Darmstadt) zusammen geleitet. Ziel des Arbeitskreises ist es, im Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis die Kenntnisse über biologische und chemische Rüstungskontrolle zu vertiefen, die aktuellen internationalen Entwicklungen zu reflektieren, nach ihren Implikationen zu fragen, sowie konkrete Möglichkeiten zur Stärkung des Biowaffenübereinkommens (BWÜ) und des Chemiewaffenübereinkommens (CWÜ) zu diskutieren.
Grundsätzliche und konzeptionelle Fragen der Rüstungskontrolle sowie der biologischen und chemischen Sicherheit werden ebenso behandelt wie konkrete Entwicklungen in den jeweiligen Regimen und in der (Friedens)Forschung. Der Arbeitskreis ist interdisziplinär angelegt und vernetzt als einziges Forum in Deutschland Personen, die sich mit Themen der Chemie- und Biowaffenkontrolle auseinandersetzen, sei es aus theoretischer oder praktischer, aus aktiv beteiligter oder beobachtender Perspektive. Die Teilnehmer/innen sind interessierte Parlamentarier/innen, Regierungsbeamte/innen, Industrievertreter/innen, Militärs und Wissenschaftler/innen.
In diesem Jahr wird über aktuelle Entwicklungen und Perspektiven in der internationalen Bio- und Chemiewaffenkontrolle, insbesondere zum Bio- und Chemiewaffen-Übereinkommen (BWÜ und CWÜ) sowie zu den Chemiewaffeneinsätzen in Syrien, informiert und diskutiert. Im Dezember 2017 fand das jüngste Staatentreffen der BWÜ-Mitglieder statt. Nachdem bei der Überprüfungskonferenz 2016 nur knapp ein Scheitern abgewendet und keine wirklichen Fortschritte erzielt werden konnten, bot dieses Treffen die letzte Möglichkeit, ein neues Arbeitsprogramm für die kommenden Jahre zu vereinbaren. Tatsächlich einigten sich die Vertragsstaaten darauf, bis 2020 erneut jährliche Experten- und Staatentreffen abzuhalten. Es wird zu diskutieren sein, welche Chancen dieses Arbeitsprogramm für die Stärkung des BWÜ bietet, welche anderen Optionen es dafür gibt und wie die politischen Dynamiken der letzten Staatenkonferenzen einzuschätzen sind.
Für das CWÜ steht in diesem Jahr die 4. Überprüfungskonferenz an, die sowohl Erfolge zu verzeichnen als auch Herausforderungen zu meistern haben wird. Der größte Teil aller Chemiewaffen weltweit ist abgerüstet. Gleichzeitig stellen die wiederholten Chemiewaffeneinsätze u.a. in Syrien und die Ergebnisse des Joint Investigative Mechanism die Vertragsstaaten vor die Aufgabe, auf diese Normverletzungen und Vertragsverstöße angemessen zu reagieren. Diese und andere Fragen sollen vor dem Hintergrund breiterer internationaler politischen Entwicklungen erörtert werden.
In weiteren Vorträgen soll es um den Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung in Deutschland sowie um die Frage nach möglichen Bedrohungen durch biologische Gefahren gehen, auch in Bezug auf den Terrorismus. Hier wird der Fokus in diesem Jahr auf besonderen biologischen Gefahrenlagen liegen, die u.a. anhand der Frage nach Risiken durch Tierseuchen behandelt werden sollen. Schließlich soll beim Arbeitskreistreffen ein Überblick gegeben werden, wie die Empfehlungen der DFG und der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung bisher umgesetzt wurden. Die genannten Institutionen hatten 2014 Empfehlungen veröffentlicht, durch die alle einschlägigen Forschungseinrichtungen angehalten werden sollten, verantwortungsvoll mit sogenannter „dual-use research of concern“ umzugehen und die daraus möglicherweise resultierenden Risiken zu minimieren.
Abstract
The working group on Disarmament and Nonproliferation of Biological and Chemical Weapons is headed by Una Becker-Jakob (HSFK Frankfurt), Dr. Gunnar Jeremias and Dr. Mirko Himmel (both of the Forschungsstelle Biowaffenkontrolle, ZNF, Universität Hamburg) and Prof. Dr. Kathryn Nixdorff (TU Darmstadt). The main goal of the working group is to promote the exchange between science and practice in regard to the control of biological and chemical weapons, reflect upon the current international developments and consider their implications, as well as discuss the possibilities for strengthening the international Conventions on Biological and Toxin Weapons (BWC) and Chemical Weapons (CWC).
The working group is interdisciplinary in character and, as a unique forum in Germany, links individuals who deal with issues in the areas of chemical and biological weapons control, whether this is from a theoretical or practical viewpoint or from an active or observation-oriented perspective. Participants include interested parliamentarians, government officials, representatives of industry and the military as well as social and natural scientists.
The annual meeting of the group will take place on January 30, 2018 in the Hessische Landesvertretung, Berlin.
The meeting this year will focus primarily on the status of current affairs involving the operation of the Biological Weapons Convention (BWC) and the Chemical Weapons Convention (CWC) including the use of chemical weapons in Syria and the consequences for the CWC. The most current Meeting of States Parties to the BWC (MSP) took place in December 2017. After a complete failure of the 8th Review Conference of the BWC in 2016 was narrowly avoided and no real progress was made, this MSP offered a last chance to agree on a working program for the coming years. Indeed, States Parties were able to agree on yearly Meetings of Experts and Meetings of States Parties to the BWC up until 2020. What chances for strengthening the BWC this new process might offer, what other options it could present and the political dynamics of last MSP will be discussed.
The 4th Review Conference of the CWC will take place in 2018, which will have to show success as well as to master challenges. The greater share of chemical weapons worldwide has been destroyed. At the same time, repeated use of chemical weapons in Syria and the results of the Joint Investigative Mechanism confront the States Parties with the task of reacting appropriately to these violations of the norm and breaches of treaty. Against this background of broader international political developments, these and other questions will be debated.
Further presentations will be concerned with security-relevant research in Germany as well as possible dangers due to biological threats, also in relation to terrorism. In one case, the focus will be on particular biological threats due to the risks posed by epizootic infections, that is, infectious diseases of animals that can be carried over to humans. A final presentation will give an overview of how the recommendations of the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) and the German National Academy of Sciences (Leopoldina) to deal with security-relevant research are being implemented at universities and other research institutions in Germany. That is to say, DFG and Leopoldina had published jointly in 2014 recommendations about how all corresponding research facilities should deal responsibly with so-called dual-use research of concern (DURC), with the aim of minimizing potential risks involved in such research.