“Just Peace Governance”: Konzepte und Widersprüche eines gerechten Weltregierens für den Frieden
Internationale Tagung der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in Frankfurt a. M.
19. – 20. Juni 2009
Internationale Tagung der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in Frankfurt a. M.
19. – 20. Juni 2009
Daase, Christopher; Humrich, Christoph (2015): Just Peace Governance. Forschungsprogramm des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. PRIF Working Papers No.25, Frankfurt a.M. Zur Publikation.
Wissenschaftliches Festsymposium anlässlich des 60. Geburtstags von Harald Müller.
Organisation: Claudia Baumgart-Ochse, Una Becker, Nicole Deitelhoff, Niklas Schörnig, Simone Wisotzki, Jonas Wolff (HSFK)
Mit ihrem zukünftigen Forschungsprogramm wird die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) unter dem Titel „Just Peace Governance“ drei begriffliche Konzepte zusammen bringen, die für die Friedens- und Konfliktforschung seit jeher von erheblicher theoretischer Bedeutung und praxeologischer Reichweite sind. Wie im Falle des „Demokratischen Friedens“, der im Zentrum der laufenden HSFK-Forschung steht, suggeriert die Begriffskombination, dass alle guten Dinge zusammengehen. Wie im Forschungsprogramm „Antinomien des Demokratischen Friedens“ geht es darum, diese optimistische Intuition kritisch zu hinterfragen, indem die in und zwischen den Konzepten verborgenen Friktionen und Widersprüchlichkeiten aufgedeckt und auf ihre Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen hin ausgeleuchtet werden.
Empirisch interessiert dabei insbesondere die Frage, welche Bedeutung die impliziten oder expliziten Gerechtigkeitsvorstellungen unterschiedlicher Akteure für die Konfliktaustragung in heterogenen Governance-Settings (sei es im internationalen, transnationalen oder nationalen Raum) haben, inwieweit sie also Risiken für den Frieden und Ursachen für Gewalt begründen bzw. inwieweit sich umgekehrt Schnittmengen und Kompromissmöglichkeiten im Interesse von Frieden und gewaltloser Konfliktbearbeitung zeigen.
Ziel der Tagung ist es, sich dem durch die Trias Gerechtigkeit, Frieden und Governance konstituierten thematischen Zugriff des zukünftigen HSFK-Forschungsprogramms in ersten konzeptionellen und empirischen Schritten zu nähern. Dabei steht die Relevanz der bisherigen HSFK-Forschung für die Beschäftigung mit Fragen der „Just Peace Governance“, mithin insbesondere die Schnittstellen zwischen laufendem und zukünftigem Forschungsprogramm im Zentrum der Tagung. Vor diesem Hintergrund geht die Tagung einer doppelten Fragestellung nach: (1) Welche Chancen und Risiken bergen liberal-demokratisch geprägte Ordnungsvorstellungen für eine gerechte und friedliche Gestaltung globalen Regierens?
(2) Welche Konsequenzen hat die faktische kulturell-normative Heterogenität – insbesondere in Gestalt konkurrierender Gerechtigkeitsvorstellungen – für die Friedenstauglichkeit und Problemlösungsfähigkeit globaler Governance-Strukturen und -Entwürfe?
Der ersten Teilfragestellung nähert sich die Tagung aus der Perspektive der (HSFK-)Forschung zum „Demokratischen Frieden“ sowie der Debatten über Global Governance und globale Gerechtigkeit, an die „Just Peace Governance“ anschließt. Die zweite Teilfragestellung wird an zwei konkreten Beispielen diskutiert: mit Blick auf die Religion als zentralem Ursprung konkurrierender Gerechtigkeits- und Ordnungsvorstellungen sowie am Beispiel der Massenvernichtungswaffen, bei dem die Relevanz kulturell-normativer Heterogenität für Chancen und Grenzen der internationalen Regulierung dieses friedenspolitisch so dringlichen Feldes zu ergründen ist.