Publikationen
Kreikemeyer, Anna. 2020. Studying Peace in and with Central Eurasia: Starting from Local and Trans-Local Perspectives, Journal of Intervention and Statebuilding, Journal of Intervention and Statebuilding, 14:4, S.465ff. Link.
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Zusammenfassung
Bei dieser internationalen Konferenz werden Wissenschaftler/-innen aus fünf europäischen und vier zentralasiatischen Staaten gemeinsam nach Ansatzpunkten und Perspektiven für Friedensforschung in und mit zentralasiatischen Staaten und Gesellschaften suchen.
Im post-sowjetischen Zentralasien bestehen unterschiedliche Voraussetzungen für dieses Forschungsgebiet. An Studien über Konflikte, Sicherheit und Stabilität in und mit Zentralasien besteht kein Mangel. Die zugrunde liegenden Konzepte, der Forschungsstand und die Wege der Verbreitung sind allerdings westlicher Natur und allzu oft von Trends der Versicherheitlichung geprägt. Genuin westliche Friedensforschungskonzepte werden in Zentralasien kaum rezipiert, nicht zuletzt wegen politischer, normativer und kultureller Barrieren, aber auch aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen von Frieden.
Beim Studium von Konflikten orientieren sich Forscher/-innen aus Zentralasien häufig an Theorien und Instrumenten traditioneller sicherheitspolitischer Studien. Nur langsam beginnen sie, sich mit eigenen, regionalspezifischen Perspektiven auf Frieden(-sforschung) zu befassen, wie sie in ihren Lebensbedingungen und politischen und akademischen Kulturen verankert sind. Der Forschungsstand zu Frieden und Konflikt in Zentralasien erscheint daher in beiden Regionen ungleichgewichtig und insgesamt sehr begrenzt.
In der aktuellen Krise des liberalen Universalismus ist auch europäische Friedensforschung mit Ungleichgewichten und Grenzen konfrontiert. Die post-liberalen Debatten haben gezeigt wie umstritten Friedenskonzepte sind, und dass liberale Friedensforschung darüber nachdenken muss, wie sie wahrgenommen wird und wie – wenn überhaupt – sie andere, nicht-westliche Staaten und Gesellschaften erreichen kann.
Eine solche Reflexionsphase bietet eine gute Gelegenheit, die Aussichten für Friedensforschung in und mit Zentralasien zu untersuchen. Wir gehen von der Annahme aus, dass neue und übergreifende Konzepte der Friedensforschung immer noch Nutzen aus Theorien und Methoden westlicher Friedensforschung ziehen können, dass diese Ansätze jedoch um genuin regionale wissenschaftliche Konzepte erweitert, ggf. modifiziert und international diskutiert werden müssen.
In einer gemeinsamen zentralasiatisch-europäischen Suche wollen wir bei dieser Konferenz aktuelle Diskurse über Konflikt, Sicherheit, Stabilität und Ordnung in Zentralasien kritisch analysieren. Wir werden einerseits Bruchstellen, Forschungslücken und Ansatzpunkte für regionsspezifischere Friedensforschungskonzepte identifizieren. Andererseits werden wir verschiedene Wahrnehmungsmuster in Erwägung ziehen und die aktuellen Diskurse über Differenz zwischen Europa und Zentralasien kritisch hinterfragen. Dabei versuchen wir, angesichts unterschiedlicher Terminologien und umstrittener Konzepte eine gemeinsame Sprache zu finden.
Wir fragen:
• Wie wird Friedensforschung unter zentralasiatischen Wissenschaftler/-innen wahrgenommen?
• Wo liegen bezogen auf Kernelemente von Frieden die Stärken und Schwächen in den aktuellen Diskursen über Zentralasien?
• Welche Perzeptionen und Differenzen bestehen zwischen europäischen und zentralasiatischen Forscher/-innen?
• Was können wir in und mit Zentralasien über Perspektiven von Friedensforschung lernen?
Programm
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