Social distance in security governance: Exposing social (dis-) incentives with regard to humanitarian interventions
Projektleiter: Prof. Dr. Bernhard Zangl, Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität in München
Projektbearbeitung: Benjamin Daßler, M.A.
Projekttyp: Pilotstudie
Fördersumme: 20 Tsd. Euro
Laufzeit: 6 Monate
Social distance in security governance: Exposing social (dis-) incentives with regard to humanitarian interventions
Projektleiter: Prof. Dr. Bernhard Zangl, Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität in München
Projektbearbeitung: Benjamin Daßler, M.A.
Projekttyp: Pilotstudie
Fördersumme: 20 Tsd. Euro
Laufzeit: 6 Monate
Zusammenfassung
Internationale Interventionen in Konflikten und die Bereitstellung humanitärer Hilfe nach Katastrophen beruhen (teilweise) auf dem Einfühlungsvermögen der Bürger*innen in westlichen Demokratien und ihrer Bereitschaft, Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Während allerdings die meisten Untersuchungen über den selektiven Charakter humanitärer Interventionen davon ausgehen, dass unser Einfühlungsvermögen mit den Opfern eines Konflikts oder einer Katastrophe von der Schwere der Situation abhängt, argumentieren wir, dass “Distanz” eine wichtige Rolle spielt.
Aus der sozialpsychologischen Forschung wissen wir, dass räumliche Distanz (die rein geographische Entfernung) sowie soziale Distanz (ob wir uns mit den Opfern identifizieren) die Wahrnehmung der Menschen von Ereignissen verändert, ihre emotionale Reaktion auf die Ereignisse verringert und damit auch ihre Verhaltensabsicht – ihre Bereitschaft, etwas dagegen zu tun. Einfach gesagt: Sozialpsychologen fanden heraus, dass uns Menschen, die räumlich und sozial weit von uns entfernt sind, weniger am Herzen liegen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen ist unser zentrales Argument, dass “Distanz” eine Herausforderung für kollektive Maßnahmen darstellt, wenn humanitäre Interventionen in Ländern erforderlich sind, die physische oder soziale Distanz zu uns aufweisen. Für diese Pilotstudie legen wir den Fokus auf soziale Distanz und, um unsere Argumentation weiter zu entwickeln, verbinden diese Distanztheorien mit Forschung zur Rolle von Emotionen in den Internationalen Beziehungen (IB). Wir testen zwei Hypothesen:
- Je größer/geringer die erlebte soziale Distanz zu den Opfern eines Konflikts, desto weniger/eher sind Menschen dazu bereit, Ressourcen für eine Intervention bereitstellen. Anders gesagt: Wir erwarten, dass Katastrophen und Konflikte unterschiedliche Reaktionen bei den Menschen hervorrufen und dass diese Unterschiede eher durch soziale Distanz erklärt werden können als durch das Ausmaß menschlichen Leids.
- Sprachakte, welche darauf abzielen, die soziale Distanz zwischen Gemeinschaften und Gruppen zu verringern/zu erhöhen, sollten die Bereitschaft verringern/erhöhen, Ressourcen für eine Intervention zur Verfügung zu stellen. Wir erwarten folglich, dass Aussagen von Personen des öffentlichen Lebens die ursprüngliche Wahrnehmung von Distanz verändern können. Indem sie beispielsweise unsere gemeinsame Menschlichkeit betonen, können solche öffentlichen Erklärungen die soziale Distanz eines Konflikts oder einer Katastrophe verringern. Dadurch kann auch die Hilfsbereitschaft der Menschen positiv beeinflusst werden.
Um diese Hypothesen zu überprüfen führen wir einer Reihe von Umfrageexperimenten basierend auf Vignetten durch. Vignetten sind kurze und hypothetische Geschichten, die eine bestimmte Situation skizzieren – in unserem Fall die eines gewaltsamen Konflikts. Mit Hilfe der Vignetten können wir die Geschichte, die wir den Teilnehmer*innen präsentieren, variieren (beispielsweise wer die Opfer des Konflikts sind oder wo dieser stattfindet) und damit ihre Reaktionen in einem kontrollierten Experiment untersuchen. Während der Experimente wird die soziale und räumliche Distanz zwischen den Teilnehmer*innen und den Opfern des hypothetischen Konflikts systematisch manipuliert, um die Auswirkungen auf die Reaktionen der Teilnehmer*innen zu bewerten. Wir werden sowohl die Empathie der Teilnehmer*innen mit den Opfern als auch ihre Bereitschaft testen, eine internationale humanitäre oder militärische Intervention zu unterstützen.
Kurz gesagt, wir kombinieren Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie mit der Rolle von Emotionen in den IB und eröffnen damit eine neue Perspektive auf eine relevante Forschungsfrage: Wann sind Gesellschaften bereit, Ressourcen zur Unterstützung von Interventionen in Regionen und Ländern zur Verfügung zu stellen, für die sie kein erkennbares Interesse haben?
Abstract
International humanitarian interventions in conflicts and the provision of humanitarian aid after catastrophes rely, in part, on the empathy of the publics in Western democracies and their willingness to make resources available. However, whilst most research on the selective nature of humanitarian interventions assumes that our empathy with the victims of a conflict or catastrophe depends on the severity of the situation, we argue that ‘distance’ plays an important role.
From social psychological research we know that spatial distance (when we are geographically remote) as well as social distance (when we do not relate to or identify with the victims) changes people’s perception of events, lessens their emotional response to the events and therewith also their behavioural intent – their willingness to do something about it. Simply put, social psychologist found that we care less for people that are spatially and socially remote from us. Building on these findings, our central argument is that ‘distance’ poses a challenge to collective action when humanitarian interventions are required in countries physically or socially remote from us. For this pilot-study we focus primarily on social distance and, to further develop our argument, we connect these distance theories to work on the role of emotions in International Relations (IR). We propose to test two central hypotheses:
- the greater/lesser the experienced social distance to the victims of a conflict the less/more willing people are to provide resources for an intervention. In other words, we expect to find that catastrophes and conflicts provoke different responses in people, and that these differences can be explained by social distance, more than by the extent of human suffering involved.
- speech acts aimed at reducing/increasing the social distance between communities and groups should raise/lessen the willingness to spend resources on an intervention. This means, that we expect that statements from public figures may change the initial perception of distance. For instance, by stressing our common humanity such public statements may bring a conflict or catastrophe socially closer. It may therewith positively affect peoples’ willingness to help.
To test these hypotheses, we follow through a number of survey experiments based on vignettes. Vignettes are short and hypothetical stories that sketch a particular situation, in our case of a violent conflict. By means of the vignette-method we can vary the story we present to the participants (for instance along the lines of who the victims are, or where the conflict takes place) and therewith study their reactions in a controlled experiment. During the experiments, social and spatial distance between the participants and the victims of the hypothetical conflict will thus be systematically manipulated to evaluate the impact it has on participants’ responses. We will test both participants’ empathy with the victims, as well as their willingness to support an international humanitarian- or military intervention.
In short, we combine insights from social psychology and the role of emotions in IR to explore a new answer to an important question: when are societies willing to make resources available to support interventions in regions and countries where they have no discernible interest?