Startfrei für die Förderung: Die zweite Sitzung des Stiftungsrats am 21. Juni 2001

Die Deutsche Stiftung Friedensforschung verzichtet in diesem Jahr aufgrund der Pandemielage darauf, ihr 20jähriges Bestehen in Osnabrück zu feiern. Wir wollen dieses Jubiläumsjahr aber dafür nutzen, mit einigen digitalen Streiflichtern an die wichtigsten Ereignisse in der Gründungsphase der DSF zu erinnern. Die zweite Zusammenkunft des Stiftungsrats folgte bereits am 21. Juni 2001, also knapp zwei Monate nach der konstituierenden Sitzung im April. Denn nun standen die Entscheidungen an, wer den Stiftungsrat in den folgenden Jahren leiten wird, und mit welchen Förderangeboten das Feld der Friedens- und Konfliktforschung gestärkt werden soll.

Die zweite Sitzung des Stiftungsrats fand im „Gartenhaus“ des damaligen Standortes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der Hannoverschen Straße in Berlin statt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Geschäfte der DSF noch treuhänderisch durch die ebenfalls in Osnabrück ansässige Deutsche Bundesstiftung Umwelt geführt. Die Einrichtung einer eigenen Geschäftsstelle befand sich noch in der Vorbereitungsphase. Der Stiftungsrat fasste auf der Sitzung den Beschluss, die amtierende Bundesministerin Edelgard Bulmahn darum zu bitten, die DSF in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Auf der zweiten Sitzung sollte zudem der bisherige Gründungsvorstand unter dem Vorsitz von Professor Egon Bahr durch einen aus dem Kreis der Stiftungsratsmitglieder gewählten Geschäftsführenden Vorstand abgelöst werden. Da Egon Bahr aus dem Gremium ausschied, wählten die Mitglieder Prof. Dr. Dr. Dieter S. Lutz, Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, zum Vorsitzenden des Stiftungsrats. Stellvertretende Vorsitzende wurden Christiane Lammers, FernUniversität Hagen, und Wolf-Michael Catenhusen, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF.

Schon auf der konstituierenden Sitzung im April 2001 hatten die Stiftungsratsmitglieder über die Grundzüge eines Förderprogramms zur Struktur- und Nachwuchsförderung beraten. Dieses sollte einen starken Impuls für nachhaltige Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung geben. Da sich bereits abzeichnete, dass das Sonderprogramm nicht aus den Erträgen der DSF finanziert werden konnte, sah der Stiftungsrat dafür einen einmaligen Verzehr von Anteilen des Stiftungsvermögens in Höhe von 5 Millionen Euro vor. Auf der Sitzung im Juni verabschiedete er wichtige Teile des Förderprogramms:

Promotionsförderung | Als erste Maßnahme schrieb die DSF im Oktober 2001 Mittel für eine strukturierte Promotionsförderung aus. Diese umfasste insgesamt 24 zweijährige Stipendien und finanzielle Mittel in Höhe von 700 Tausend Euro. Als Ergebnis der Ausschreibung förderte die Stiftung in den Folgejahren drei Forschungseinrichtungen (HSFK, IFSH und ZKF), die jeweils bis zu acht Stipendien an junge Nachwuchswissenschaftler*innen vergeben konnten.

Masterstudiengänge | Für die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes war die Einrichtung von Masterstudiengängen für Friedens- und Konfliktforschung von grundlegender Bedeutung. Damit boten sich zum damaligen Zeitpunkt völlig neue Optionen, wissenschaftlich qualifizierte Fachkräfte für ein breites Spektrum an Praxisfeldern auszubilden. Noch vor der Ausschreibung stimmte der Stiftungsrat zu, die ursprünglich für die Post-Doc Förderung vorgesehenen Fördermittel mit der Studiengangförderung zu verknüpfen. Nach einem aufwändigen Begutachtungsverfahren beschloss der Stiftungsrat später die Anschubfinanzierung für insgesamt drei Studiengangprojekte: Master Friedens- und Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg, Master in Peace Studies, Master Friedensforschung und Internationale Politik, Karls-Universität Tübingen sowie den Weiterbildungsstudiengang Master in Peace Studies an der FernUniversität Hagen. Hierfür stellte die DSF letztlich rund 1,67 Millionen Euro zur Verfügung.

Postgradualer Studiengang | Der postgraduale Masterstudiengang „Friedensforschung und Sicherheitspolitik“ war ein gemeinsames Projekt eines Kooperationsverbundes deutscher Friedensforschungsinstitute (KoFries), der an der Universität Hamburg verankert und zertifiziert werden sollte. Das einjährige Aufbaustudienprogramm richtete sich an Hochschulabsolventen sowie an Personen, die bereits über einschlägige Berufserfahrungen verfügten. Hierfür stellte die DSF ab 2002 unter anderem bis zu 15 Studienstipendien zur Verfügung. Das Fördervolumen belief sich auf rund 1,2 Millionen Euro.

Über einen weiteren Bestandteil des Sonderprogramms, die Einrichtung einer Stiftungsprofessur auf dem Gebiet der naturwissenschaftlich-technischen Friedens- und Konfliktforschung, fasste der Stiftungsrat noch keinen endgültigen Beschluss. Hierzu wollte er die Empfehlungen eines geplanten Expertenworkshops abwarten, der erst in der zweiten Jahreshälfte stattfinden sollte.

Neben der Projektförderung hatte der Stiftungsrat mit der Struktur- und Nachwuchsförderung ein für zweites starkes Förderprogramm aufgelegt, das dem Forschungsfeld in den nachfolgenden Jahren einen nicht zu unterschätzenden Entwicklungsschub ermöglichte. Der Wissenschaftsrat hob in seinem 2019 vorgelegten Evaluationsbericht zur Stiftung die grundlegende Bedeutung dieser besonderen Fördermaßnahmen hervor, mit denen die DSF eine nachhaltige Wirkung erzielt habe (s. Zitatkachel).

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