„Das Ende der europäischen und globalen Friedensordnung?“ – 54. AFK-Kolloquium
Projektleiter: Prof. Dr. Eva Maria Hinterhuber, Hochschule Rhein-Waal/ Campus Kleve
Projekttyp: Vernetzungsprojekt (Förderbereich 2: Vernetzung und Wissenstransfer)
Fördersumme: 10 Tsd. Euro
Veranstaltung: Berlin/Spandau, 30. März bis 01. April 2023
„Das Ende der europäischen und globalen Friedensordnung?“ – 54. AFK-Kolloquium
Projektleiter: Prof. Dr. Eva Maria Hinterhuber, Hochschule Rhein-Waal/ Campus Kleve
Projekttyp: Vernetzungsprojekt (Förderbereich 2: Vernetzung und Wissenstransfer)
Fördersumme: 10 Tsd. Euro
Veranstaltung: Berlin/Spandau, 30. März bis 01. April 2023
Publikation
Zusammenfassung
Das 54. Kolloquium der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) in Berlin-Spandau widmet sich der Zukunft der europäischen und globalen Friedensordnung. Mit dem Kolloquium verfolgt die AFK als größter deutschsprachiger Berufsverband der Friedens- und Konfliktforschung zwei Ziele: Zum einen sind anhand des themenspezifischen Calls zur Zeitenwende und der Zukunft der europäischen wie globalen Friedensordnung Konferenzbeiträge eingeworben worden, die sich mit diesem Thema befassen. Der Standort Berlin ermöglicht dabei den Wissenstransfer zwischen Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Ministerialbeamt*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft zum Schwerpunktthema der Konferenz. Zum anderen dient das AFK-Kolloquium der wissenschaftlichen Vernetzung von Forscher*innen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und Forschungsinteressen.
Kaum ein politisches Thema wird gegenwärtig intensiver diskutiert als die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine für die europäische, aber auch für die globale Friedensordnung. Die neuerliche russische Invasion seit dem 24. Februar 2022 hat die Illusionen darüber zerstört, die kooperativen Verbindungen zu Russland aufrechtzuerhalten. Nicht nur die europäische Sicherheitsordnung ist zerstört, auch die internationale regelbasierte Ordnung steht unter erheblichen Herausforderungen, so sind zentrale Abkommen der Rüstungskontrolle und Abrüstung gekündigt worden oder werden nicht mehr eingehalten und auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist weitgehend handlungsunfähig. Das Ende der europäischen Friedensordnung hat auch Folgen für die Länder des Globalen Südens, beispielsweise im Hinblick auf Ernährungs- oder Energiesicherheit. Von daher ist die Friedens- und Konfliktforschung mehr denn je gefragt, Antworten auf dringende Fragen zu finden, wie etwa der sich zunehmend verselbständigende Kurs der weltweiten Aufrüstung und Militarisierung eingehegt werden kann. Vor allem die Falken, (Neo)-Realisten und Befürworter einer staatlich-militarisierten Sicherheitslogik mit Fokus auf Rüstungspolitik sehen sich argumentativ im Aufwind. Diese Stimmen haben die Rückkehr in die Staatenwelt und in eine hegemoniale Ordnungspolitik anstelle von multilateraler Global Governance schon für das Ende des Ost-West-Konfliktes prognostiziert. Dennoch zeigen sich seit geraumer Zeit Erosionserscheinungen im Hinblick auf die internationale regelbasierte Ordnung – auch genau jene multilaterale Global Governance, die jahrzehntelang ein Garant für internationale Stabilität war. Regelbrecher dieser Ordnung gibt es auf allen Seiten und es scheint von zentraler Bedeutung, zu analysieren, wie viel Kooperation und Formen von Vertrauen notwendig sind, um eine globale Ordnung zu erhalten und Frieden zu schaffen.
Die große Resonanz unter hochrangigen und renommierten Expert*innen aus dem In- und Ausland aber auch unter Nachwuchsforschenden zeigt, dass die AFK mit ihren Tagungs- und Publikationsformaten ein führender und etablierter Fachverband in einem Forschungsfeld ist, das sich besonders durch die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen sowie von Forschung und politischer Praxis auszeichnet. Dabei sind nicht nur deutschsprachige Forscher*innen unter den Teilnehmenden, sondern auch Wissenschaftler*innen aus Dänemark, Großbritannien, Israel, Kasachstan, Kenia, den Niederlanden, Norwegen und Österreich. Zentrale Auswahlkriterien für die Einreichungen waren die wissenschaftliche Qualität, Forschungs- und Praxisrelevanz, Multidisziplinarität sowie die Ausgewogenheit zwischen Nachwuchsforschenden und etablierten Forschenden. Auch die Perspektive von Geschlecht und Diversität wurden bei der Auswahl der Referent*innen, aber auch inhaltlich berücksichtigt.
Abstract
The 54th Colloquium of the Association for Peace and Conflict Research (AFK) in Berlin-Spandau is dedicated to the future of the European and global peace order. With the colloquium, the AFK, as the largest German-speaking professional association for peace and conflict research, is pursuing two aims: On the one hand, on the basis of the topic-specific call on the turn of the times and the future of the European as well as global peace order, conference contributions have been solicited that deal with this topic. The location Berlin facilitates the transfer of knowledge between scientists, politicians, ministerial officials and representatives of civil society on the main topic of the conference. On the other hand, the AFK Colloquium serves the scientific networking of researchers from different scientific disciplines and research interests.
Hardly any political topic is currently being discussed more intensively than the consequences of the Russian war in Ukraine for the European, but also for the global peace order. The renewed Russian invasion since February 24, 2022 has shattered illusions about maintaining cooperative ties with Russia. Not only has the European security order been destroyed, but the international rules-based order is also under considerable challenge; for example, key arms control and disarmament agreements have been terminated or are no longer being observed, and the United Nations Security Council is also largely unable to act. The end of the European peace order has also consequences for the countries of the Global South, for example with regard to food or energy security. For this reason, peace and conflict research is more than ever called upon to find answers to urgent questions, such as how the increasingly independent course of global rearmament and militarization can be contained. Above all, the hawks, (neo)-realists, and proponents of a state-militarized security logic with a focus on armament policy see themselves argumentatively on the rise. These voices have already predicted the return of hegemonic power competition of states instead of multilateral global governance. Nevertheless, for some time now there have been signs of erosion with regard to the international rule-based order – including precisely that multilateral global governance which for decades was a guarantor of international stability. Rule breakers of this order exist on all sides and it seems of central importance to analyze how much cooperation and forms of trust are necessary to maintain a global order and to create peace.
The great response among high-ranking and renowned experts from Germany and abroad, but also among young researchers, demonstrates that the AFK, with its conference and publication formats, is a leading and established professional association in a research field that is particularly characterized by the close cooperation between different disciplines and between research and political practice. Not only German-speaking researchers are among the participants, but also scholars from Denmark, Great Britain, Israel, Kazakhstan, Kenya, the Netherlands, Norway and Austria. Key selection criteria for the submissions were scientific quality, research and practical relevance, multidisciplinarity, and the balance between young researchers and established researchers. The perspectives of gender and diversity were also taken into account in the selection of speakers, as well as in terms of conference panel.