Denaturalizing climate change: migration, mobilities and spaces
Bremen, 31. Oktober 2013 – 01. November 2013
Projektleiterin: Dr. Silja Klepp, artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen
Fördersumme: 10 Tsd. Euro
Bremen, 31. Oktober 2013 – 01. November 2013
Projektleiterin: Dr. Silja Klepp, artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen
Fördersumme: 10 Tsd. Euro
Der Klimawandel-Migrations-Nexus ist ein Bereich der Klimawandelanpassungsforschung, der in den letzten Jahren immer populärer wurde. Viele der zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen in diesem Bereich nehmen eine Perspektive ein, die sich ändernde Umweltbedingungen mit wachsenden Migrationsbewegungen vom globalen Süden in den globalen Norden in Verbindung bringt und daraus eine Notwendigkeit von mehr Migrationskontrolle oder Migrationsmanagement ableitet. Die Literatur fragt daher vor allem, wie umweltinduzierte Migration gemessen, klassifiziert und konzeptualisiert werden kann.
Im Bereich der Migrations- und Klimawandelforschung wird besonders deutlich, welches Manko Ansätze haben, die der Komplexität gesellschaftlicher Naturverhältnisse nur ungenügend Rechnung tragen und sich dadurch vereinfachten Ursache-Wirkungsketten zuneigen. Umweltwandel ist immer zugleich natürliches und soziales Phänomen – das betrifft die Ursachen ebenso wie den Umgang mit einer sich wandelnden Umwelt, einschließlich zunehmender menschlicher Mobilität. Die Rede von Klimakatastrophe und Flüchtlingsströmen ist dabei geeignet, den aktiven Prozess menschlicher Naturaneignung auszublenden und den Blick auf eine der sozialen und politischen Aneignung scheinbar vorgelagerten Natur zu verengen.
In unserem Workshop wollen wir daher im Sinne einer Denaturalisierung den Klimawandel als ein gleichzeitig sozial konstruiertes wie natürliches Phänomen begreifen und eine Rekontextualisierung und Repolitisierung der sozialen Folgen des Klimawandels vornehmen, die einen Fokus auf sich verändernde Machtkonstellationen legt.
Der Workshop hat folgende Zielsetzungen: zum einen möchten wir Debatten um Klimawandel, Migration und Konflikt mit Hilfe von neueren Perspektiven aus der Migrationsforschung, der kritischen Geographie und den Science and Technology Studies (STS) reflektieren und voranbringen. Zum anderen möchten wir die soziale Verfasstheit des Klimawandels und dessen Folgen in den Fokus sozialwissenschaftlicher Theoriebildung stellen, um Transformationsprozesse des 21. Jahrhunderts insgesamt besser zu verstehen. Handlungsoptionen für eine verantwortliche und solidarische Migrations- und Klimapolitik sollen sichtbar gemacht und das Thema Klimawandel weiter für die Friedensforschung erschlossen werden.
Einerseits erscheint uns dabei der Anschluss an globale Gerechtigkeitsdebatten und postkoloniale Ansätze zentral, um unzulässige Verkürzungen in den Forschungen zu Klimawandel, Mobilität und Konflikt zu vermeiden. Anderseits geht es darum, den Dualismus, der die sozialen und natürlichen Auswirkungen des Klimawandels voneinander getrennt betrachtet, zu überwinden, und den Klimawandel als zwingend gleichzeitig soziales wie natürliches Phänomen zu begreifen und zu untersuchen. Damit lassen sich neue Einsichten zum Thema Klimawandel und Mobilität gewinnen.
Wir möchten WissenschaftlerInnen nach Bremen einladen, die in verschiedenen Ländern und interdisziplinär die Auswirkungen des Klimawandels in den Bereichen Migration, Mobilität und Konflikt empirisch untersuchen und gleichzeitig eine breitere Kontextualisierung und Reflexion erreichen.