PUBLIKATIONEN
Marie-Sophie Heinelt (2018): Minderheitenrechte und Interessenvermittlung. Die Wirklung von Autonomie- und Konsultationsrechten in Lateinamerika aus vergleichender Perspektive. Baden-Baden Nomos. Zur Publikation.
Stoiber, Michael; Knodt, Michèle; Heinelt, Marie-Sophie (2012): Heterogeneity, Participation and Democratic Quality in Latin America: A Comparison between Bolivia, Colombia, Ecuador and Peru. Comparative Sociology, Special Issue „Democracy and Heterogeneity“ 11, 422-455. externer Link.
Marie-Sophie Heinelt (2015): Collective Rights, Mobilization and Accessibility: Towards a Comparative Framework for Explaining Minority Influence on Decision-making in Multi-ethnic Latin America – with Empirical Reference to Case Studies in Colombia and Panama.Nationalism and Ethnic Politics 21 (4), 465-486. http://www.tandfonline.com/toc/fnep20/current.
Zusammenfassung
Das besondere Konfliktpotenzial ethnisch fragmentierter Gesellschaften ist in der Forschung bisher vornehmlich in regionalen Studien zu (Ost-)Europa, Afrika und Asien in den Blick genommen worden. Auch in vielen Ländern Lateinamerikas ist eine Politisierung ethnischer Konfliktlinien spätestens seit der (Re-)Demokratisierung zu beobachten. Die meisten Länder des Subkontinents sind von ethnischer Fragmentierung geprägt, wobei die Anteile Indigener und Afro-Latinos von Land zu Land variieren. Ein weiterer Faktor erhöht das Potenzial gewaltsamer Konfliktaustragung in der Region zusätzlich: Ethnische Trennlinien überlagern sich häufig mit sozio-ökonomischen Konfliktlinien.
Das Projekt nimmt innerstaatliche Konflikte in Lateinamerika als Probleme in den Blick, die sich aus ethnischer Fragmentierung und sozio-ökonomischer Ungleichheit ergeben. Als zentrale Fragestellung lässt sich formulieren: Wie werden Konflikte in ethnisch fragmentierten und sozio-ökonomisch ungleichen Gesellschaften in Lateinamerika ausgetragen und warum kommt es zu der jeweiligen Art der Konfliktaustragung? Unser Vorhaben geht von folgender Grundannahme aus: Je stärker ein Land ethnisch fragmentiert und je ausgeprägter sozio-ökonomische Ungleichheit ist, desto höher ist das Ausmaß an gesellschaftlichen Konflikten. Als zu prüfende Leithypothese ergibt sich: Ein geeignetes Angebot an Partizipationsstrukturen und deren effektive Nutzung führen zu einer Verringerung gewaltsamer Konfliktaustragung.
Wir ziehen einen Ansatz der empirischen Demokratieforschung heran, der gesellschaftliche Fragmentierung in ein Modell zur Bestimmung demokratischer Qualität integriert (Stoiber 2011). Diesem Ansatz zufolge bestimmen die Kontextbedingungen das jeweilige optimale Set an Partizipationsstrukturen, um eine effektive Beteiligung von Bürgern gewährleisten zu können. Im Projekt sollen unterschiedliche demokratische Regelungsmechanismen für ethnische und sozio-ökonomische Konflikte in Lateinamerika empirisch analysiert werden. Um systematisch prüfen zu können, ob demokratische Beteiligungsmöglichkeiten als Mechanismen der Konfliktregelung positiv wirken können, und die Varianz in der Art der Konfliktaustragung in Lateinamerika erklären zu können, nimmt unser Projekt insgesamt eine Verknüpfung dreier Analyseebenen vor: So analysieren wir a) die Effizienz institutioneller Prozesse und Verfahren zur Einbindung gesellschaftlicher Gruppen (Makroebene), denkbar etwa in Form von Autonomievorkehrungen oder Verhältniswahlsystemen. Daneben müssen b) relevante intermediäre Organisationen berücksichtigt werden (Mesoebene), über die konfliktäre Interessen in das politische System eingespeist werden. Schließlich sind c) die Einstellungen und Handlungsmotive der BürgerInnen relevant (Mikroebene).
Mittels der Verknüpfung aller drei Analyseebenen soll systematisch die Varianz in der Art der Konfliktaustragung in Lateinamerika erklärt werden. Die systematisch vergleichende Analyse von 14 lateinamerikanischen Ländern ermöglicht Erkenntnisse über Muster und die Identifikation kausaler Zusammenhänge und somit auch die Prüfung konkreter Hypothesen. Im Projektverlauf wird eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Datenerhebungs- und Auswertungsverfahren angewendet. Final zusammengeführt werden alle Daten mittels einer fuzzy- set/multivalue QCA zur Prüfung unserer Leithypothese. Die Frage nach der Nutzung gegebener Partizipationsstrukturen soll vertiefend in vergleichenden Fallstudien von 4 Ländern mittels Prozessanalysen untersucht werden.
Die Ergebnisse zur gewaltfreien Konfliktregelung durch eine Verbesserung effektiver Partizipationsmöglichkeiten sollen sowohl über lateinamerikanische Kooperationspartner als auch über Partner der GIZ in Gesellschaft und Politik eingespeist werden.
Das Projekt sieht eine enge Zusammenarbeit und den Austausch mit lateinamerikanischen WissenschaftlerInnen und ExpertInnen vor.