Geschichte der Kriegsberichterstattung im 20. Jahrhundert: Strukturen und Erfahrungszusammenhänge aus der akteurszentrierten Perspektive
Forschungseinrichtung: TU Braunschweig
Projektleitung: Prof. Dr. Daniel
Laufzeit: Februar 2003 – Januar 2005
Forschungseinrichtung: TU Braunschweig
Projektleitung: Prof. Dr. Daniel
Laufzeit: Februar 2003 – Januar 2005
Klein, Lars (2005): Vom “Enthauptungsschlag” zum Fall der Saddam-Statue. Der jüngste Irak-Krieg in der Medienberichterstattung. In: Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporay History. Online-Ausgabe 2 (1), 119-125. Zur Publikation.
Klein, Lars (2006): Größter Erfolg und schwerstes Trauma. Die folgenreiche Idee, Journalisten hätten den Vietnamkrieg beendet. In:Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Hrsg. von Ute Daniel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 193-216. Zur Publikation.
Klein, Lars; Steinsieck, Andreas (2006): Geschichte der Kriegsberichterstattung im 20. Jahrhundert. Strukturen und Erfahrungszusammenhänge aus der akteurszentrischen Perspektive. Forschung DSF No. 4. Osnabrück: Deutsche Stiftung Friedensforschung. Zur Publikation.
Klein, Lars (2006): Von Vietnam bis Irak. Die Krise des investigativen Journalismus. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 51 (12), 119-125. Zur Publikation.
Klein, Lars (2007): Vietnamkriegs-Berichterstatter als unerreichtes Vorbild? Selbst- und Fremdzuschreibungen einer Reporter-Generation. In: Barbara Korte/ Horst Tonn (Hrsg): Kriegskorrespondenten. Deutungsinstanzen in der Mediengesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 269-286. Zur Publikation.
Bringen die sogenannten „neuen Kriege“ eine neue Art von Berichterstattern hervor? Die Kriegsberichterstattung wird seit dem Zweiten Golfkrieg wieder verstärkt erforscht und in den Medien selbst zum Thema gemacht. Doch während zumeist die immer wieder angepassten Maßnahmen der Medienpolitik betrachtet werden – die vieldiskutierten „embedded correspondents“ sind da nur ein Beispiel – widmet sich dieses Projekt nicht in erster Linie den strukturellen Bedingungen der Kriegsberichterstattung.
Die Perspektive der Kriegsberichterstattung hat sich seit dem Libanon-Krieg der frühen 1980er etwa beständig erweitert, zeigt beide Seiten eines Krieges, zeigt Bilder aus Bomben und Soldaten auf Panzerfahrt durch die Wüste. Wie die Versuche der Beeinflussung seitens der kriegführenden Parteien unterliegen auch die Maßnahmen und Methoden der Berichterstattung einem ständigen Wandel. Das hier skizzierte Projekt widmet sich den in der deutschen Geschichtswissenschaft bislang kaum berücksichtigten Fragen der journalistischen Arbeit vor Ort, den Einflüssen, welchen sie unterlag, den Personen der Kriegsberichterstatter und -berichterstatterinnen sowie deren Handlungs- und Wahrnehmungsweisen.
Es soll gezeigt werden, wie sich schon im 19. Jahrhundert Muster, Rollenverständnisse und Mythen ausgebildet haben, an welche heutige Kriegsberichterstatter weiterhin anknüpfen. Zu diesem Zweck widmet sich ein Teil des Projektes den Kriegen um die Jahrhundertwende, die an der europäischen Peripherie sowie außerhalb Europas geführt wurden. Hier waren die Journalisten, schwer zu kontrollieren und in die Belange der jeweiligen Seite zu integrieren. Es waren vor allem diese asymmetrischen Kriege, in denen sich Rollenbilder der Kriegsberichterstatter ausprägten, die sich als stilgebend erweisen sollten. Jene Kriege sind zudem insofern von außerordentlich großem Interesse, weil sie dem Typus des „kleinen Krieges“ angehören, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die militärischen Auseinandersetzungen prägt – und folglich die Kriegsberichterstattung. Mit ihnen wird sich der zweite Teil des Projektes befassen, beispielhaft an den Kriegen und Interventionen in Libanon, Grenada, Bosnien, Kosovo, bis hin zu Afghanistan und Irak.
Anhand dieser asymmetrischen Kriege am Anfang wie Ende des Jahrhunderts sollen Praktiken und Einstellungen der „men and women on the spot“ verglichen werden. Welche Personen wurden als Korrespondenten entsandt, über welche Vorkenntnisse verfügten sie, wie gingen sie mit ihren jeweiligen Auftragebern um? Wie unterscheidet sich das Selbstverständnis der Kriegsberichterstatter um 1900 von dem der heutigen Korrespondenten? Wie hat sich in diesem Zusammenhang der Wandel sowohl der Kriegführung wie der Kommunikationstechnologie ausgewirkt? Im Zuge der Beantwortung dieser Fragen soll eine Datenbank der Kriegsberichterstatter entstehen, die nach ihrer Fertigstellung im Internet verfügbar gemacht werden soll.
Weil Kriege per se von transnationaler Bedeutung sind, müsste es ihre historische Analyse – und insbesondere die Analyse der Kriegsberichterstattung – ebenfalls sein, und doch stellen transnationale Fragestellungen gerade hier ein dringendes Desiderat dar. Auch die Mediengeschichte lässt sich im Grunde nur mit transnationalem Zugang analysieren, spätestens seit sich der Markt Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Verbreitung der Telegraphie und der Gründung von Nachrichtenagenturen globalisiert hat. Dem wird hier Rechnung getragen, indem die Berichterstattung in britischen, deutschen, amerikanischen und schweizerischen Medien untersucht wird.