Publikationen
Kurtenbach, Sabine (2014): Postwar Violence in Guatemala: A Mirror of the Relationship between Youth and Adult Society. In: International Journal of Conflict and Violence 8 (1), S. 119-133. DOI: 10.4119/UNIBI/ijcv.285.
Kurenbach. Sabine; Hensengerth, Oliver (2011): Politische und gesellschaftliche Brüche nach dem Krieg: Jugendgewat in Kamodscha und Guatemala. Forschung DSF No. 25. Osnabrück: Deutsche Stiftung Friedensforschung. Zur Publikation.
Kurtenbach, Sabine (2008): Youth Violence in Post-War Societies. Conceptual Considerations on Continuity and Change of Violence. Working Paper No 1. Duisburg: Institut für Entwicklung und Frieden. 43 S. Zum Download.
Hensengerth, Oliver (2008): Transitions of Cambodia. War and Peace, 1954 to the present. Working Paper No 2. Duisburg: institut für Entwicklung und Frieden. 77 S. Zum Download.
Kurtenbach, Sabine (2008): Guatemala’s Post-War Development. The structural failure of low intensity peace. Working Paper No. 3. Duisburg: Institut für Entwicklung und Frieden. 43 S. Zum Download.
Hensengerth, Oliver (2008): Social and Political Fractures after Wars. The Role of Youth Violence in post-1993 Cambodia. Working Paper No. 4. Duisburg: Institut für Entwicklung und Frieden. 55 S. Zum Download.
Kurtenbach, Sabine (2008): Youth Violence as a Scapegoat. Youth in Post-War Guatemala. Working Paper No. 5. Duisburg: Institut für Entwicklung und Frieden. 27 S. Zum Download.
Zusammenfassung
Die Beendigung von Kriegen gilt gemeinhin als wichtigster Schritt der Gewaltreduzierung. In der Praxis erweisen sich selbst viele als erfolgreich geltende Friedensprozesse als sehr fragil. Die Problemlagen in den Nachkriegsgesellschaften sind allerdings sehr vielfältig. Das Projekt will einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedliche Gewaltsamkeit leisten und richtet seinen Fokus dabei – im Gegensatz zum Mainstream der Forschung – nicht auf den Rückfall in den beendeten Krieg, sondern auf die Frage der Jugendgewalt. Die Gewaltbereitschaft Jugendlicher wurde lange überwiegend im Hinblick auf die großen Städte der Industriestaaten diskutiert. Erst in letzter Zeit werden die damit zusammenhängenden Fragen (Ursachen, Organisationsformen, gesellschaftlicher Umgang) verstärkt überregional vergleichend sowie im Prozess der Globalisierung analysiert. In den Kontext von Kriegs- und Nachkriegssituationen wurde Jugendgewalt bisher allenfalls in Einzelfallstudien gestellt, obwohl in der Debatte um die „neuen“ Kriege junge Männer als zentrale Gewaltakteure gelten.
Das Projekt ist in der Schnittstelle zwischen beiden Forschungsfeldern angesiedelt. Seine Fragestellungen richten sich auf das Zusammenwirken von Akteuren (Jugendliche) und Strukturen (der dreifache Transformationsprozess: Demokratisierung, marktwirtschaftliche Öffnung, Befriedung). Konzeptionell und theoretisch sollen dazu für die vergleichende Analyse die Schnittstellen zwischen Krieg, Kriegsdynamik und Kriegsfolgen einerseits und der Nachkriegsgewalt andererseits identifiziert und systematisch auf die Herausforderungen des sozialen Wandels bezogen werden. Die Beschränkung auf nur zwei Fallbeispiele (Guatemala mit hohem Gewaltniveau, Kambodscha mit niedrigem) ermöglicht einen Zugang über die qualitative Analyse von Transformationsprozessen und den Fokus sowohl auf die Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen als auch auf die in ihnen handelnden Akteure. Der Vergleich unterschiedlicher regionaler und kultureller Kontexte soll eine erste Annäherung an grundlegende Problemlagen über kulturell bedingte Spezifika hinaus ermöglichen.
In den Fallstudien geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Akteure und Formen von Jugendgewalt. In einem zweiten Schritt werden dann die unterschiedlichen Erklärungsfaktoren von Jugendgewalt auf ihre Plausibilität überprüft. Für den Zusammenhang zwischen Jugendgewalt und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen schließlich die spezifischen Problemlagen von Jugendlichen im dreifachen Transformationsprozess analysiert werden. hierzu gehören Fragen nach den Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen im politischen System und in der formalen Ökonomie. Die Auswirkungen der Sozialisierung im Krieg auf grundlegende Werteorientierungen und insbesondere die Frage der Legitimierung von Gewaltanwendung spielt hier eine zentrale Rolle.
Auch wenn im Rahmen des Projekts keine verallgemeinerbaren Aussagen zur Rolle von Jugendgewalt zu erwarten sind, können doch forschungsstrategisch relevante Fragenstellungen und Thesen entwickelt werden, die später für andere Länder und Regionen überprüft und angepasst werden können.
Abstract
The conclusion of wars is generally seen as the most important step towards a reduction of violence. In reality, however, many peace processes turn out to be fragile, even those, which were regarded as successful. Post-war societies have multifaceted problems. With regard to this, it is the aim of the project to contribute to an explanation of differences in the incident of violence in post-war societies by focussing on adolescents rather than a backslide into war, as most of the literature does. So far, the readiness of youth to apply violence has mainly been discussed in the context of cities in industrialised countries. It was only recently that the related issues (cause, forms of organisation, responses in society) started to be analysed in a comparative inter-regional approach and in the context of globalisation. Until now, however, only individual studies have placed youth violence in the context of war and post-war situations despite the fact that adolescent men are regarded as central actors in the debate on the so-called “new wars”.
The project operates at the interface of both research fields. The questions pursued aim to explore the concurrence of actors (youth) and structure (the threefold transformation process democratization, market reforms and pacification). To this end, in terms of concept and theory development, the project’s comparative analysis will identify the intersections between war, war dynamics and war effects on the one hand and post-war violence on the other and systematically relate them to the challenges posed by social change. The limitation of the analysis to two case studies (Guatemala with a high incident of violence, Cambodia with a low incident of violence) allows a qualitative analysis of the processes of transformation und a focus on changes in societal structures and the actors within them. The comparison of different regional and cultural contexts aims at approaching underlying issues beyond culturally bound characteristics.
In a first step, the case studies will analyse actors and forms of youth violence. In a second step, the explanations of youth violence will be examined regarding their plausibility. Furthermore, the specific problems youth face in the threefold transformation process (democrtization, market economy, peace) will be explored in order to establish correlations between youth violence and social conditions. In this context, the project addresses the opportunities of participation youth have in the political system and the formal economy. Here, the effects of a socialisation in war times on value orientation and the question of how violence is legitimised play a central role.
Even though generalised findings on the role of youth violence cannot be expected within the scope of the project, it will, however, develop research strategies and hypotheses, which then can be examined for and adapted to other countries and regions.