International Patron-Client Relationships in Secessionist Conflicts. Empirical Insights and Conceptual Innovations
Projektleiter*in: Herrn Prof. Dr. Rafael Biermann, Universität Jena
Projekttyp: Tagungsförderung
Fördersumme: 14 Tsd. Euro
Veranstaltung: Jena, 16. bis 19. September 2021 (verschoben aus 2020)
International Patron-Client Relationships in Secessionist Conflicts. Empirical Insights and Conceptual Innovations
Projektleiter*in: Herrn Prof. Dr. Rafael Biermann, Universität Jena
Projekttyp: Tagungsförderung
Fördersumme: 14 Tsd. Euro
Veranstaltung: Jena, 25. bis 28. Februar 2021 (verschoben aus 2020)
Publikation
Conceptualising patron-client relations in secessionist conflict. A research agenda, In: Territory, Politics, Governance. DOI: 10.1080/21622671.2024.2318467
Zusammenfassung
In beinahe jeder Debatte, die in Politik oder Wissenschaft zu Sezessionskonflikten geführt wird, kommen Patrone zur Sprache. In der Tat ist externe Unterstützung für Sezessionsbewegungen wie Metropolitanstaaten gleichermaßen überlebenswichtig. Interaktionsbeziehungen zwischen innerstaatlichen Akteuren und ihren internationalen Unterstützern sind kennzeichnend für fast alle Sezessionskonflikte. Was internationale Patronage genau umfasst und was nicht, bleibt allerdings häufig unklar und wird subjektiv unterschiedlich betrachtet. Wir nehmen diese konzeptionelle Ungenauigkeit zum Anlass, internationale Patron-Klient-Beziehungen in Sezessionskonflikten aus unterschiedlichen Blickwinkeln empirisch zu betrachten, um daraus eine konzisere Konzeptualisierung des Phänomens zu entwickeln.
Die Tagung findet vom 1. bis zum 4. Oktober 2020 in den Dornburger Schlössern nahe Jena statt. Sie wird Nachwuchswissenschaftler*innen sowie erfahrene Expert*innen in den Bereichen Sezessionismus, nicht anerkannte Staaten und ethnische Konflikte zusammenbringen. Organisiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Rafael Biermann, Lehrstuhl für Internationale Beziehungen der FSU Jena, und seinem Team in Kooperation mit Prof. Dr. Eiki Berg, Institut für Politische Studien, Universität Tartu, and Prof. Dr. Stefan Wolff, Lehrstuhl für Internationale Sicherheit, Universität Birmingham.
Sezessionskonflikte sind territoriale Dispute, in denen ein Teil der Population eines Staates den Versuch unternimmt, ein Territorium abzuspalten und einen neuen Staat zu gründen oder sich einem bestehenden Staat anzuschließen. Da staatliches Territorium zumeist als unteilbar angesehen wird, werden solche Konflikte häufig gewaltsam ausgetragen und entziehen sich einer Lösung. Aufgrund der Anerkennungsfrage enthalten Sezessionskonflikte zwangsläufig eine internationale Komponente. Eine Vielzahl von Beteiligten, darunter Staaten, internationale Organisationen und nichtstaatliche Akteure (Diasporas, Flüchtlingsgruppen, NGOs) beeinflussen Ausbruch, Verlauf und Ausgang. Manche dieser Akteure werden als „Patrone“ bezeichnet. Besonders häufig wird damit die Unterstützung für die sezessionistische Konfliktpartei assoziiert. Die Unterstützung Russlands für die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine, der Einsatz der Türkei für Nordzypern und die Zusammenarbeit zwischen Serbien und der Republika Srpska sowie der Krajina während der 1990er Jahre sind weithin bekannte Beispiele. Einige Beobachter*innen sehen die USA und die Europäische Union ebenfalls als Patrone für das Unabhängigkeitsstreben des Kosovo oder Deutschland als Patron für die Unabhängigkeit Kroatiens.
Unser Hauptziel ist es, Patron-Klient-Beziehungen in Sezessionskonflikten zu konzeptualisieren, zentrale Definitionen zu entwickeln, wesentliche Dimensionen auszumachen und deren Einfluss auf das Konfliktgeschehen einzuschätzen. Der Ansatz ist sowohl deduktiv als auch induktiv. Wir gehen in drei Schritten vor: Zuerst erarbeiten wir im Vorfeld des Workshops eine vorläufige Konzeptualisierung, die sich auf die Literatur zu Sezessionismus, Patrimonialismus und Klientelismus stützt. Ausgehend davon identifizieren wir fünf Variablen: (1) Agency, (2) Ausmaß der Asymmetrie, (3) Motive der Unterstützung, (4) Formen und Intensität der Unterstützung und (5) Einfluss auf den Konflikt. Während des Workshops testen wir dieses Konzept mit Hilfe von Fallstudien, anhand derer wir die Konzeptionalisierung verfeinern. Ergänzt wird dies durch Brainstorming-Sitzungen, die einen kollektiven Denkprozess stimulieren sollen.
Zur Verbreitung der Ergebnisse planen wir drei Publikationen: (1) einen Tagungsbericht in einer deutschen IB-Fachzeitschrift, (2) ein Special Issue in einem führenden IB-Journal oder einen Sammelband und (3) ein Policy Paper in Zusammenarbeit mit einem deutschen Think Tank. So hoffen wir, ein Forschungsprogramm zu internationalen Patron-Klient-Beziehungen in Sezessionskonflikten anzustoßen.
Uns ist daran gelegen, die gewonnenen Erkenntnisse der politischen Praxis und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Thema ist hochgradig politikrelevant. Politiker*innen ringen immer wieder damit, wie sie mit Patronen und Klienten im Rahmen der Konfliktbearbeitung umgehen können. Dies zeigt das Normandie-Format im Ukraine-Konflikt auf deutliche Weise: Der Umgang mit den pro-russischen Milizen und der russischen Einflussnahme stellt eine der größten Herausforderungen für die Mediation dar. Wir wollen deshalb Praktiker*innen, friedenspolitische Akteure und professionelle Konfliktmanager*innen in die akademische Debatte einbeziehen. Neben der Veröffentlichung des erwähnten Policy Paper werden wir Vertreter*innen aus der politischen Praxis sowohl aus der Politik als auch aus Nichtregierungsorganisationen nach Jena einladen.
Abtract
Whenever secessionist conflicts are debated in politics and academia, patrons almost inevitably come to our minds. Indeed, foreign support is crucial for secessionist movements and metropolitan states alike. Consequently, interactions between intrastate actors and their foreign supporters are common features of most secessionist conflicts. However, what international patronage means and what it does not mean, often remains subjective and vague. This ambiguity is in stark contrast to the relevance of international interactions in such conflicts. We will tackle this conceptual vagueness by analysing such international patron-client relations in secessionist conflicts empirically from different angles to develop a more concise conceptualization of the phenomenon.
The workshop on international patron-client relations in secessionist conflicts will take place from 1st to 4th October 2020 at Dornburg Castles near Jena. It brings together junior researchers and senior experts on secessionism, unrecognized statehood, and ethnic conflict. The event is organized by Prof. Dr. Rafael Biermann, Chair of International Relations at Jena University, and his team in cooperation with Prof. Dr. Eiki Berg, Institute of Political Studies, University of Tartu and Prof. Dr. Stefan Wolff, Department of Political Science and International Studies, Birmingham University.
Secessionist conflict is a territorial dispute in which a part of a state’s population, usually a minority, attempts to withdraw a piece of territory to create an independent state or join another state. Since state territory is usually regarded as indivisible, such conflicts often become violent and intractable. Moreover, such conflicts have, due to the issue of international recognition, inherently an international dimension. Usually, a plethora of states, intergovernmental organizations, and non-state actors (diasporas, refugees, NGOs, etc.) considerably affect the outbreak, course, and outcome of a conflict. Some of those actors are called “patrons.” They are mostly supposed to support the secessionist side, such as Russia the break-away territories Lugansk and Donetsk in Eastern Ukraine, Turkey Northern Cyprus, or Serbia the Republika Srpska and Krajina during the 1990s. More conspicuously, some observers perceive the United States (and the European Union) as a patron for Kosovo’s independence or Germany for Croatia’s.
Our primary goal is to conceptualize patron-client relations in secessionist conflicts by arriving at core definitions, exploring key properties, and assessing their impact on conflicts. Our approach is both deductive and inductive. We proceed in three steps. First, before the workshop, we draft a preliminary conceptualization of patron-client relations based on the pertinent literature on secessionism, patrimonialism, and clientelism. We identify five main variables: (1) agency, (2) degrees of (a)symmetry, (3) motives of support, (4) kinds and intensity of support, and (5) impact on the conflict. Second, during the workshop, we test this concept by discussing ten research papers of scholars who have strong expertise in patron-client relations in various cases. Based on those empirical insights, we will refine the conceptualization accordingly. We complement the presentations with brainstorming sessions to facilitate a process of collective thinking. Together, in-depth case-specific and cross-case insights will enable us to develop an innovative conceptualization that has a maximum of explanatory power for secessionist conflicts worldwide that feature patron-client relations. Third, we plan three publications to disseminate our findings: (1) a conference report in a German International Relations journal, (2) a special issue in a leading international journal or an edited volume, and (3) a policy paper in collaboration with a German think-tank. The academic goal is to inspire a research program on international patron-client relationships in secessionist conflicts.
We are strongly interested in transferring our findings to politics and society. Our topic is highly policy-relevant. Politicians struggle how to engage with patrons and clients in secessionist conflict. Think, for example, of the Normandy Format: Disentangling local activities of pro-Russian militias and clandestine Russian interference in the Eastern Ukraine is one of the most pressing challenges for European mediators. Therefore, we believe it is crucial to include practitioners in this scholarly conversation – be it peace-building activists or conflict management professionals. In that regard, we also will invite practitioners such as ministerial or legislative officials, as well as members from peace research institutes and NGOs, to our workshop.