Publikationen
Fritz, Cornelius, Marius Mehrl, Paul W. Thurner und Göran Kauermann. 2021. The Role of Governmental Weapons Procurements in Forecasting Monthly Fatalities in Intrastate Conflicts. In: International Interactions, 29.11.2021. Link.
Mehltretter, Andreas. 2021. Arming for Conflict: Small Arms Imports and the Onset of Intrastate Violence. In: Conflict Management and Peace Science, 16.11.2021. Link.
Mehltretter, Andreas, 2021. Arming for conflict, arming for peace? How small arms imports affect intrastate conflict risk. (Paper presented at the Conflict Research Society Annual Conference 2017, September 19, Oxford; Accepted for publication: Conflict Management and Peace Science.)
Mehrl, Marius, PaulW. Thurner, 2020. The Conditional Impact of Governmental Arms Imports on Human Loss in Intrastate Conflict: Rebel Military Capability as an Essential Moderator. Journal of Conflict Resolution 64(6): 1172-1196. Link.
Mehrl, Marius und Paul W. Thurner, 2020. The Effect of the COVID-19 Pandemic on Global Armed Conflict: Early Evidence. Political Studies Review, 2/2021. 19(2): 286–293. Link.
Pamp, Oliver, Lukas Rudolph, Paul W.Thurner u.a. 2018. The build-up of coercive capacities. Arms imports and the outbreak of violent intrastate conflicts. Journal of Peace Research 55(4). S.430ff. Zur Publikation.
Aktuelle Working Papers
Mehltretter, Andreas, 2021: What Are They Fighting With? The Rebels’ Arms Dataset. Working Paper.
Mehltretter, Andreas, Oliver Pamp, PaulW. Thurner, 2021: Armament Dynamics and Civil Conflict: Appropriate Theories and Empirical Insights.Working Paper.
Mehltretter, Andreas, Oliver Pamp, PaulW. Thurner, 2021: Armament Dynamics and Civil Conflict:Recurrence, Intensity, and Duration Revisited Based on New Data. Working Paper.
Zusammenfassung
Seit dem Jahr 2000 lässt sich eine erhebliche Zunahme im internationalen Handel mit großen konventionellen Waffen (major conventional weapons – MCW) verzeichnen, bei Kleinwaffen und leichten Waffen (small arms and light weapons – SALW) setzte diese Zunahme schon in den 1990ern ein. Zudem ist ab dem Jahr 2003 nach Jahren des Rückgangs, wieder ein Anstieg in der Anzahl bewaffneter Konflikte zu verzeichnen. Diese kosteten allein im Jahr 2014 über 100.000 Menschen das Leben – der höchste Wert seit 1994. In einigen der großen Exportnationen wie etwa Deutschland hat daher die politische Debatte über die möglichen Auswirkungen von Waffenlieferungen auf die Empfängerländer an Intensität zugenommen.
Die praktische Relevanz und politische Brisanz dieser Fragen wird nicht zuletzt auch bei jeder Entscheidung der deutschen Bundesregierung deutlich, wenn es um die Erteilung von Exportgenehmigungen für Lieferungen an nicht-demokratische Staaten geht. Was in diesen wichtigen Debatten jedoch bislang erstaunlicherweise fehlt, sind belastbare empirisch-quantitative Erkenntnisse, wie sich Lieferungen von sowohl großen konventionellen Waffen als auch Kleinwaffen tatsächlich auf intrastaatliche Konflikte auswirken. Darüber hinaus gibt es bisher insbesondere im Bereich der Kleinwaffen nur unzureichende Daten über Lieferungen an Rebellengruppen. Derartige Informationen sind jedoch die empirische Grundlage, um den Einfluss von Waffentransfers auf das Konfliktverhalten staatlicher wie auch nicht-staatlicher Akteure besser verstehen zu können.
Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es daher, in einem ersten Schritt systematisch Informationen zu legalen und illegalen Waffenlieferungen an nicht-staatliche Akteure zu erheben und in einem umfangreichen Datensatz zum internationalen Waffenhandel zu integrieren. Auf dieser Basis erfolgt eine umfassende, statistische Untersuchung, ob und unter welchen Bedingungen Waffenlieferungen (1) latente intrastaatliche Konflikte virulent werden lassen oder aber eher zu einer Stabilisierung beitragen; (2) die Konfliktintensität verschärfen; (3) das Ausmaß an Repression und Menschenrechtsverletzungen erhöhen. Des Weiteren wird (4) geprüft, inwieweit sich die Konfliktdynamik wiederum auf die Nachfrage nach Waffenimporten in folgenden Perioden auswirkt. Dabei werden alle Formen innerstaatlicher politischer Gewalt berücksichtigt. Es werden daher nicht nur ethnische, sondern auch religiöse, nationalistische Konflikte sowie politisch und ökonomisch motivierte Rebellionen in die Analyse einbezogen.
Die Erhebung der Daten zu Waffenlieferungen an nicht-staatliche Akteure erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) und der Norwegian Initiative on Small Arms Transfers (NISAT). Hierbei werden bestehende Informationen mit neuen, durch quantitative und qualitative Dokumentenanalysen gewonnen Daten, zusammengeführt. Dies resultiert in einem umfangreichen Paneldatensatz, der alle intrastaatlichen Gewaltkonflikte seit dem Ende des 2. Weltkriegs enthält. Die statistischen Analysen erfolgen auf Grundlage eines theoretischen Kausalmodells, welches die Wirkungsmechanismen von Waffentransfers in Konfliktländer identifiziert und parametrisiert. Der methodische Schwerpunkt bei der empirischen Auswertung liegt auf dynamischen Analyseverfahren, welche insbesondere der Tatsache Rechnung tragen, das Waffenimporte nicht nur selbst Konflikte beeinflussen können, sondern auch selbst durch Konflikte erst verursacht werden. Dieses sogenannte Endogenitätsproblem ist in bisherigen Studien zu dem Thema nicht ausreichend berücksichtigt worden. Eine adäquate statistische Modellierung dieses Problems ist allerdings eine Grundvoraussetzung, um eindeutige und zuverlässige Ergebnisse zu erhalten. Dies soll in diesem Forschungsprojekt durch Verwendung von strukturellen Gleichungsmodellen und innovativen Instrumentenvariablenansätzen erreicht werden.
Die Ergebnisse des Projektes werden darüber Aufschluss gehen, welche Auswirkungen die Lieferungen von konventionelle Großwaffen und Kleinwaffen auf intrastaatliche Konflikte, staatliche Repression und Menschenrechtsverletzungen haben und wie diese wiederum die Nachfrage nach Waffentransfers beeinflussen. Es leistet somit einen Beitrag zur Grundlagenforschung über den kausalen Zusammenhang von Waffenhandel und Konflikten. Diese Ergebnisse sind unmittelbar auch für die Politikberatung verwertbar. Sie liefern eine wichtige Grundlage zur Beantwortung politisch-programmatischer Fragen: z.B. wie sollten Exportrichtlinien formuliert sein, damit sie bestimmten ethischen Kriterien einer verantwortungsvollen Exportpolitik gerecht werden? In welchen Konfliktkonfigurationen sollten keine Exporte an bestimmte Länder durchgeführt werden? In welchen Regimetypen fördern Waffenlieferungen das Konfliktpotential? Auf Basis der empirischen Befunde werden sich sehr viel besser abgesicherte Prognosen über die möglichen Auswirkungen von Waffenexporten auf Empfängerländer vornehmen lassen.
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