Zusammenfassung
Die Strukturförderung der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) zur Einrichtung von Studiengängen hat entscheidend dazu beigetragen, dass heute an mindestens sechs Universitäten in Deutschland Master-Programme der Friedens- und Konfliktforschung absolviert werden können. Durch das zeitliche Zusammentreffen dieser DSF-Initiative mit der Umstellung auf neue Studiengänge konnten verschiedene, systematisch angelegte Curricula der Friedens- und Konfliktforschung entwickelt werden, in denen derzeit etwa 250 Studierende unterrichtet werden.
Schon lange vor Einrichtung dieser neuen Studiengänge hat sich im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) ein Arbeitskreis „Curriculum“ gebildet, dessen primäre Funktion bis heute darin besteht, einen kontinuierlichen Informations- und Erfahrungsaustausch über Projekte und Programme friedenswissenschaftlicher Lehre an Hochschulen zu gewährleisten (vgl. AFK-Rundbrief 2/91, Seite 33). Über lange Zeit fanden mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn (AFB) jährliche Treffen statt, in denen unterschiedliche Curricula vorgestellt und diskutiert, aber auch viele praktische Fragen der Einrichtung und Umsetzung neuer Studiengänge intensiv beraten wurden. Seite einigen Jahren fördert die DSF diese Koordinationstreffen der Anbieter friedenswissenschaftlicher Masterstudiengänge, die sicherstellen, dass der offene Erfahrungsaustausch zwischen den friedenswissenschaftlichen Studiengänge in Deutschland institutionalisiert bleibt sowie Absprachen und gemeinsame Projekte möglich sind, um die Friedens- und Konfliktforschung an den deutschen Universitäten zu stärken.
Mit Etablierung und Ausbau von Professuren und Lehrstühlen, die für die genannten Studiengänge verantwortlich sind, hat auch die Zahl der Lehrenden im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung enorm zugenommen. Viele wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in das Lehrprogramm der friedenswissenschaftlichen Studiengänge eingebunden, woraus ein wachsender Bedarf an besonderer hochschuldidaktischer Qualifizierung für die friedenswissenschaftliche Lehre resultiert. Ebenfalls von der DSF unterstützt, haben bisher drei Didaktik-Workshops für Nachwuchs-WissenschaftlerInnen in der Friedens- und Konfliktforschung stattgefunden, zuletzt im März/April 2009 in Bad Urach. Dort hat eine Gruppe von Nachwuchs-WissenschaftlerInnen die Idee entwickelt, durch eine stärkere Vernetzung einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch unter Nachwuchs-WissenschaftlerInnen, die in friedenwissenschaftlichen Studiengängen unterrichten, zu institutionalisieren. Dies soll nun in Verbindung mit dem AK Curriculum umgesetzt werden, um damit möglichst viele Lehrende von unterschiedlichen Standorten in das geplante Netzwerk einzubinden und zugleich auf schon bestehende Institutionen zurückzugreifen.
Zielsetzung und Originalität des Vorhabens
Das konkrete Ziel der Tagung ist die intensivierte, inhaltlich umfassende und institutionalisierte Vernetzung der deutschen Lehrenden in der Friedens- und Konfliktforschung. Vorbereitet werden soll eine einerseits inhaltliche und andererseits personelle Ausweitung des Arbeitsfeldes des AK Curriculum der AFK: Entsprechend wird der inhaltliche Fokus des Arbeitskreises von der Diskussion vornehmlich organisatorischer Belange, die sich im Zuge der Etablierung und Durchführung friedenswissenschaftlicher Master-Studiengänge auftun, auf Fragen der Lehrqualität und der Didaktik erweitert. Eine umfassende Erschließung der unterschiedlichen Dimensionen und Herausforderungen im Kontext „Lehre“ wird somit gewährleistet. Darüber hinaus wird in Gestalt des wissenschaftlichen Nachwuchses der akademische Mittelbau zu Fragen des Curriculums eine dem universitären Alltag adäquate bzw. gebührende Repräsentation finden. Die Kopräsenz von mehr und weniger etablierten und erfahrenen Lehrenden der Friedens- und Konfliktforschung ermöglicht einen integrierten und konstruktiv-offensiven Erfahrungs- und Meinungsaustausch über Lehrgenerationen und Studiengänge hinweg.
Ein mittelfristig umzusetzendes Ergebnis der Tagung, dessen Planung bzw. Realisierung im Rahmen des Treffens verfolgt werden wird, soll die Entwicklung einer interaktiv zu gestaltenden Internetplattform zur Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung sein. Diese kann beispielsweise ein digitales Gesprächsforum (für Neuigkeiten, Fragen, Link-Tipps…) und eine Datenbank von Lehr- bzw. Seminarkonzeptionen, didaktischen Methoden und vielen weiteren Themen bieten. Ein solches Internetangebot ermöglicht über die interaktiven Zusammenkünfte hinaus den regelmäßigen und unkomplizierten Austausch der sich engagierenden Lehrenden und kann im Sinne eines Graswurzelprojektes nach seiner Initiierung mit vergleichsweise geringem Aufwand ‚betrieben’ werden.
Den formulierten Zielen bzw. angestrebten Ergebnissen der Tagung – namentlich die langfristige personelle Vernetzung und der konkrete Austausch zu „Curricula und Didaktik“ – liegt die Absicht zugrunde, die Lehrqualität im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung zu steigern, um Studierende aus dem In- und Ausland für ein Studium der Friedensforschung in Deutschland zu gewinnen. Gleichzeitig soll durch die verdichtete Kooperation das Lehren in Deutschland an Attraktivität gewinnen. Ausgehend von der (meist bereits personal manifesten) Untrennbarkeit von Lehre und Forschung sind zudem Synergien nicht ausgeschlossen, vielmehr wahrscheinlich, die positiv auf die Friedens- und Konfliktforschung insgesamt zurückwirken.
Eine mittel- und langfristige Vernetzung muss auf Unmittelbarkeit und somit auf einen räumlich und zeitlich fokussierten Austausch aufbauen können. Das direkte und intensive, weitestgehend informelle und teils atmosphärische Zusammentreffen der Lehrenden im Rahmen der geplanten Tagung bietet die nötigen Voraussetzungen und den geeigneten Rahmen für inhaltliche Diskussionen, konstruktiven Erfahrungsaustausch und das gegenseitige Kennenlernen. Das Vorhaben zielt mithin darauf, mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand einen großen Beitrag zur dauerhaften Kooperation zwischen Lehrenden und damit zur Verbesserung der Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung zu leisten.
Tagungsprogramm
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