Publikationen
Bank, André; Fröhlich, Christiane (2018): Zwangsmigration im globalen Süden: Die Debatte neu ausrichten. GIGA Focus Global, 03/2018. Zur Publikation.
Bank, A. (2016): Syrische Flüchtlinge in Jordanien: zwischen Schutz und Marginalisierung. (GIGA Focus Nahost, 3). Hamburg: GIGA German Institute of Global and Area Studies – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Institut für Nahost-Studien. Zur Publikation.
Eine Reportage über das Projekt finden Sie hier, den gesamten Bericht unter https://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/publikationen/journal/22016/
Zusammenfassung
Leitende Forschungsfragen
Der Syrienkrieg hat mit über 250.000 Toten und circa zwölf Millionen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen ein immenses humanitäres Leid im Land selbst mit sich gebracht. Wie andere extrem gewaltsame Bürgerkriege hat der Syrienkrieg aber auch über seine Grenzen hinaus „gewirkt“ und dabei insbesondere die Regionen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft transformiert. Das Forschungsprojekt untersucht – mit einem Fokus auf Jordanien – diese lokalen Transformationen in der Nachbarschaft von Kriegen, die sog. „Neben-Kriegsschauplätze“. Es wird dabei erstens gefragt, welche politischen, sozialen und ökonomischen Dynamiken gegenwärtig die lokalen Ordnungen in der Nachbarschaft des Syrienkriegs beeinflussen. Zweitens wird gefragt, wie zentrale Statusgruppen aus diesen lokalen Ordnungen selbst die Transformationen der entsprechenden lokalen Ordnungen seit Kriegsbeginn 2011 wahrnehmen. Damit setzt sich das Forschungsprojekt das Ziel, sowohl den Status Quo lokaler Ordnungen in Nordjordanien circa fünf Jahre nach Kriegsbeginn in Syrien zu erfassen wie auch die historischen Verlaufsmuster dieser Transformationen.
Beitrag zur internationalen Forschungsagenda
Das Forschungsprojekt ist im Feld der Friedens- und Konfliktforschung angesiedelt. Es verbindet Erkenntnisse aus Studien zur transnationalen Diffusion (Buhaug/Gleditsch 2008; Checkel 2013), zu grenzüberschreitenden Netzwerken in Gewaltkonflikten (Pugh et al. 2004; Leenders 2007) sowie zu lokalen Ordnungen in Kriegen selbst (Arjona 2015; Staniland 2012; Wood 2008) und entwickelt vor diesem Hintergrund einen Analyserahmen zur Untersuchung lokaler Ordnungen in der Nachbarschaft von Kriegen. Die drei Analysedimensionen “Gewaltkontrolle & Regulierung”, “Identifikation & Mobilisierung” und “materielle Reproduktion” sind ausreichend breit, um die zentralen politischen, sozialen und ökonomischen Prozesse in „Neben-Kriegsschauplätzen“ zu erfassen und die empirische Untersuchung in Nordjordanien vorstrukturieren zu können. Zusammen genommen werden die zentralen Ergebnisse des Projekt hoffentlich nicht nur für Forschungen zum Syrienkrieg und der lokalen Politik im Nahen Osten relevant sein, sondern auch zu allgemeineren, Regionen übergreifenden Debatten in der Friedens- und Konfliktforschung beitragen können.
Forschungsdesign und Methoden
Das Projekt wird substanzielle qualitative Forschung in den nordjordanischen Städten Irbid, Mafraq und Ramtha durchführen, die alle stark vom nahen Syrienkrieg betroffen waren und sind. Das Projekt ist vom jüngeren “local turn” in der Friedens- und Konfliktforschung (MacGinty/Richmond 2013) inspiriert und wird ethnografische Methoden (Schatz 2009; Schlichte 2013) während zweier separater Feldforschungsrunden verwenden. Der erste Feldforschungsaufenthalt soll dem “mapping” der jeweiligen lokalen Ordnungen entlang der drei Analysedimensionen dienen; dies wird über Interviews mit Repräsentant*innen wichtiger lokaler Statusgruppen, wie der Gouvernorrats- bzw. Stadtverwaltungen, sozialen Eliten, Händler*innen, Oppositionellen sowie ankommende Syrer*innen erfolgen. Die zweite Feldforschung baut auf diesen Erkenntnissen auf und wird Fokusgruppengespräche mit ausgewählten Mitglieder unterschiedlicher Statusgruppen durchführen, um hierdurch – möglicherweise widerstreitende – Narrative und Sinngebungen der lokalen Transformationen differenzieren zu können. Zusammen genommen sollte dieses dichte qualitative Forschungsdesign es ermöglichen, sowohl übergreifende Muster lokaler Transformationen wie auch die Eigenheiten einzelner Fallstudien herausarbeiten zu können.