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Zusammenfassung
Die sozialwissenschaftliche Forschung zu “Anerkennung” (recognition), „verkennende Formen von Anerkennung“ (misrecognition) und „Nicht-Anerkennung“ (non-recognition) hat sich bisher noch nicht auf das Feld der Konflikttransformation erstreckt; insbesondere sind nicht-staatliche Gewaltakteure (NSGA) bislang noch unberücksichtigt geblieben. Der internationale Workshop hat sich dieser Forschungslücke angenommen, um sowohl die empirische Forschung zur Anerkennung als auch die Friedens- und Konfliktforschung durch eine Verknüpfung beider Felder zu bereichern. Die Leitfragen des Workshops waren: Welche Formen der (Nicht-)Anerkennung von NSGAs lassen sich in Gewaltkonflikten finden, und wie können sie analysiert werden? Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Prozesse der Konflikttransformation, wenn staatliche Akteure NSGAs anerkennen – oder ihnen Anerkennung verweigern?
Der Workshop war entlang von Fallstudien strukturiert, die eine besondere Relevanz für die Thematik haben. Die Referenten und Referentinnen deckten zentrale Gewaltkonflikte aus diversen Weltregionen und in unterschiedlichsten sozio-politischen Kontexten ab, an denen NSGAs beteiligt sind. Zusätzlich reflektierte Véronique Dudouet (Berghof-Stiftung) in einem öffentlichen Abendvortrag das Konzept der Anerkennung als potentielles Instrument für Praktiker/-innen, die in der Konfliktbearbeitung tätig sind.
Drei zentrale Hypothesen wurden als Ergebnisse des Workshops formuliert. (i) Anerkennung hat eine kausale Bedeutung für Konflikttransformation. (ii) Nicht-Anerkennung ist ein Hindernis für Konflikttransformation. (iii) Verkennende Formen von Anerkennung (misrecognition) kann sogar eine Ursache von Konflikteskalation sein. Es wurde deutlich, dass insbesondere die Etikettierung eines Akteurs als „terroristisch“ die Aussichten auf eine friedliche Konflikttransformation minimiert; sie stellt die drastischste Form einer „misrecognition“ dar, weil sie NSGAs sowohl die Akteursqualität abspricht als auch ihre politischen Forderungen delegitimiert. In diesem Zusammenhang stach der „globale Krieg gegen den Terrorismus“ als wichtigster normativer Rahmen hervor, innerhalb dessen (scheiternde) Anerkennungsprozesse derzeit stattfinden.
Abstract
Social science research on “recognition” and “mis/non-recognition” has not yet entered the field of study addressing conflict transformation, especially with regards to conflicts with armed non-state actors (ANSAs). This international conference was dedicated to addressing this gap and thereby advancing by both recognition research and Peace and Conflict Studies. The driving research questions throughout the conference were: Which forms of (non-)recognition of ANSAs do occur in violent conflicts and how can we analyze them? Which risks and opportunities arise in processes of conflict transformation, when state actors recognise or, conversely, deny ANSAs recognition?
The conference was structured around individual case studies of particular relevance to the topic. The line-up of researchers and practitioners covered prominent conflicts in which ANSAs participate, from various world regions and different socio-political contexts. Additionally, Véronique Dudouet (Berghof Foundation) reflected in her keynote speech on the relevance of recognition as a concept and potential tool for practitioners involved in conflict transformation.
In terms of results, three central hypotheses emerged from the conference: (i) Recognition is causal for conflict transformation, (ii) Non-recognition is an impediment to conflict transformation, and (iii) misrecognition might even be a cause of conflict escalation. In particular, the labelling of an actor as a terrorist group – as a drastic form of misrecognition – and consequent delegitimisation of both its claims and its actorness minimises the prospects for conflict transformation. In this regard, the “global war on terror” stood out as among the most important normative frameworks within which (failing) recognition practices operate contemporarily.