The Cyber Normative Power of the Factual: How State Practice Shapes Cyber Norms
Projektleitung: Dr. Sven Herpig, interface – Tech analysis and policy ideas for Europe e.V.
Projektbearbeitung: Christina Rupp
Projekttyp: Pilotprojekt
Fördersumme: 50 Tsd. Euro
Laufzeit: 12 Monate
The Cyber Normative Power of the Factual: How States Shape Cyber Norms Through Actions
Projektleitung: Dr. Sven Herpig, interface – Tech analysis and policy ideas for Europe e.V.
Projektbearbeitung: Christina Rupp
Projekttyp: Pilotprojekt
Fördersumme: 50 Tsd. Euro
Laufzeit: 12 Monate
Publikationen
Rupp, Christina und Dr. Alexandra Paulus. 2023. Offcial Public Political Attribution of Cyber Operations. State of Play and Policy Options. Stiftung Neue Verantwortung – October 12, 2023. Link.
Zusammenfassung
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) eröffnen neue Möglichkeiten für internationale Zusammenarbeit. Indes stellen sie gleichzeitig auch erhebliche Herausforderungen für internationalen Frieden und Sicherheit dar. Die Nutzung von IKT durch Staaten kann auf internationaler Ebene zu Unsicherheit, Fehlwahrnehmungen und Konflikteskalation beitragen: Dies liegt begründet im Dual-Use-Charakter der Technologien, ihrer potenziellen Nutzung für Überwachung, Sabotage und Subversion sowie der Schwierigkeit, politische Verantwortung für Cyberoperationen festzustellen.
Eine Möglichkeit, diese negativen Auswirkungen einzudämmen, ist die Entwicklung von Cyber-Normen: Dabei handelt es sich um geteilte Erwartungen über (un-)angemessenes staatliches Handeln bei der Verwendung von IKT. Cyber-Normen beinhalten sowohl positive Verpflichtungen als auch Verbote. Langfristig können sie so die Vorhersehbarkeit von zwischenstaatlichem Handeln unter Nutzung von IKT erhöhen, auch wenn sie im Prinzip nicht-bindend sind. Die bisherige Forschung zu Cyber-Normen ist überwiegend in konstruktivistische Ansätze innerhalb der Internationalen Beziehungen eingebettet und beschäftigt sich beispielsweise mit ihrer Entstehung und Formalisierung.
Bisher wurde jedoch nicht systematisch untersucht, wie Cyber-Normen durch staatliches Handeln – sogenannte Staatenpraxis – geprägt werden. Dies ist entscheidend, da Staatenpraxis nicht nur existierende Normen widerspiegelt, sondern langfristig auch bestehende Normen verändern oder neue hervorbringen kann. Dieses Projekt untersucht daher, wie staatliches Handeln Cyber-Normen prägt. Insbesondere wird analysiert, wie sich formalisierte Cyber-Normen wie der UN-GGE-Bericht von 2015 zur Staatenpraxis verhalten und inwieweit Handlungen von Staaten zu neuen Vorstellungen im Hinblick auf ihre Angemessenheit führen können.
Zu diesem Zweck wendet das Pilotprojekt die Methodik der Stiftung Neue Verantwortung (SNV) an. Dabei werden Erkenntnisse durch einen kollaborativen Prozess generiert, der alle beteiligten Stakeholder-Gruppen einbezieht. Grundlage dafür sind Literaturrecherche, das Sichten von Datensätzen und Expert:inneninterviews, besonders zur Beziehung zwischen Cyber-Normen und staatlichem Handeln, den Absichten hinter Staatenpraxis sowie ihrer Interpretation durch Dritte. Zu Beginn des Projekts wird eine internationale, interdisziplinäre Expert:innenarbeitsgruppe aufgestellt, die anschließend an einem Forschungs- und Validierungsworkshop teilnimmt, um Hypothesen zum Forschungsthema zu entwickeln, zu testen und zu diskutieren. So schlägt das Projekt eine Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen – insbesondere der Friedens- und Konfliktforschung, Normenforschung und Praxistheorie der Internationalen Beziehungen sowie dem Völkerrecht – und trägt insgesamt zu einem besseren Verständnis des dynamischen Zusammenspiels zwischen Handlungen von Staaten und Cyber-Normen bei.
Im Rahmen dieses Projekts wird eine Studie erstellt, die einen analytischen Rahmen für die Gestaltung von Cyber-Normen durch Staatenpraxis sowie eine empirische Fallstudie umfassen wird. Die Forschungserkenntnisse werden die bisher weitgehend separat betrachteten Themen der Cyber-Normen und des staatlichen Handelns zusammenführen. Die Projektergebnisse sind auch für Politiker:innen interessant, die vor der Herausforderung stehen, künftige Konflikte mit IKT-Bezug wirksam zu entschärfen, etwa durch Konfliktprävention, Konfliktmanagement sowie Stabilisierungsinstrumenten wie vertrauensbildenden Maßnahmen oder Cyber Capacity-Building.
Abstract
Information and communication technologies (ICTs) open up new opportunities for international cooperation but also pose significant challenges to international peace and security. Due to their dual-use nature, potential exploitation for surveillance, sabotage, and subversion, as well as difficulties in determining the political responsibility behind cyber operations, the usage of ICTs by States may contribute to insecurity, misperceptions, and conflict escalation on the global stage.
One tool for mitigating these impacts is the development of cyber norms: These are shared expectations about (in)appropriate ICT-related international state conduct. Cyber norms specify positive duties and prohibit specific actions, which can increase the predictability of ICT-related international state conduct even though they are, in principle, non-binding. Research on cyber norms to date is currently predominantly embedded in the constructivist research program of International Relations, focusing, for example, on their emergence and formalization.
At the same time, scholars have not analyzed systematically how ideas about what states should – or should not – do when using ICTs are shaped by state practice. This question is highly relevant because state practice may not only reflect existing norms but also, in the long run, influence current or new norms. Therefore, this project explores how states shape cyber norms through their practices. In particular, it examines how formalized normative agreements like the 2015 UN GGE report relate to what states actually do and to what extent state practice may give rise to new understandings about appropriate state behavior.
To this end, the pilot project will use the methodology of Stiftung Neue Verantwortung (SNV), which generates insights through a collaborative process that engages actors from all stakeholder groups and diverse backgrounds. This process will be based on desk research and expert interviews on the relationship between cyber norms and state practice, the intent behind such practices, and how third parties interpret them. An international, interdisciplinary expert working group established at the project’s beginning will participate in a research and validation workshop to develop, test, and discuss hypotheses on how states shape cyber norms through their practices. With this methodology, this project seeks to bridge various disciplines – peace and conflict studies, International Relations norm research and practice theory, and international law in particular. This will produce a better understanding of the dynamic interplay between state practice and cyber norms.
This project will produce a study comprising an analytical framework of how state practice shapes cyber norms and an empirical case study. These findings will ground cyber norm scholarship in state practice, which can increase its analytical validity and relevance to policymakers. On a policy level, the insights generated in this project will contribute to effectively mitigating future ICT-related conflict, specifically in the fields of conflict prevention, conflict management, and stabilization instruments like confidence-building measures and capacity-building.