Von Kriegen, die keine werden – Voraussetzungen erfolgreicher Krisenprävention
Nachwuchstagung 2009 der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) in Schwerte
12. – 14. Juni 2009
Nachwuchstagung 2009 der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) in Schwerte
12. – 14. Juni 2009
Zielsetzung
Krisenprävention ist kein neues Konzept, das in jüngster Zeit erst Konjunktur erfahren hat. Schon in den 1990er Jahren wurden sich internationale Akteure angesichts der dramatischen Gewalteskalation in zahlreichen Weltregionen zunehmend einer responsibilty to prevent bewusst. Somit trug auch schon die Agenda für Frieden von Boutros Boutros Ghali dieser Entwicklung Rechnung und Kofi Annan forderte später in diesem Zusammenhang eine „Kultur der Prävention“. Spätestens aber seit den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sich das Augenmerk internationaler Politiken auf die Terrorismusbekämpfung gerichtet, womit gleichzeitig nicht die Friedensförderung sondern die Sicherheitspolitik an neuem Aufschwung gewann, demnach hat also eine Versicherheitlichung des Präventionsgedanken Einzug gefunden. Letztlich ist auch die Entscheidung der schweizerischen Regierung das early warning System, FAST, von Swisspeace einzustellen auf diese globale Entwicklung zurückzuführen. In der Bundesrepublik Deutschland wurde zwar diesem Trend mit dem Aktionsplan für Zivile Konfliktbearbeitung ansatzweise entgegen gehalten, doch bleiben die Erfolge dieses Mechanismus stark umstritten. Angesichts der immer noch zahlreichen Kriege und Konflikte ist es aber umso notwendiger das Konzept der Krisenprävention weiter in nationalen und internationalen Handlungsmechanismen zu verankern.
Die AFK‐Nachwuchstagung verfolgt die Frage: Welches sind die Voraussetzungen dafür, dass drohende Gewaltausbrüche nicht nur frühzeitig erkannt werden, sondern diesem Erkennen auch tatsächlich erfolgreiche Präventionsmaßnahmen folgen?
Gezielte und effektive Gewaltprävention muss dahingehend verschiedene Aspekte verbinden: Zunächst geht es darum, aus der empirischen Gewaltforschung diejenigen Kausalfaktoren zu destillieren, die sich als besonders erklärungskräftig erwiesen haben. In einem zweiten Schritt müssen die Erkenntnisse im Rahmen von Indikatoren‐ und Event‐basierten Frühwarnmodellen auf die Vorhersagbarkeit künftiger Gewaltprojekte übertragen werden. Schließlich geht es in einem dritten Schritt darum, Ansatzpunkte der Gewaltprävention zu identifizieren und für präventionsorientierte Akteure gleichermaßen zielführende Instrumente sowie umsetzbare Strategien zu entwickeln. Schließlich gilt es die Faktoren gelungener Prävention wie beispielsweise am Fall Mazedonien und auch gescheiterte Präventionsmaßnahmen wie in Ruanda oder aktuell Darfur zu identifizieren und auf zukünftige Fälle zu extrapolieren.
Die AFK‐Nachwuchstagung ist dahingehend als Versuch zu betrachten, dem Konzept der Krisenprävention neuen Nachdruck zu verleihen und darauf hinzuweisen, dass es unabdingbar ist weiterhin an einer bekennenden Kultur der Prävention, nach dem Prinzip Vorbeugen ist besser als Heilen festzuhalten. In einer neuen Positionierung kommt insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine tragende Rolle zu. Somit soll ein wissenschaftlicher Diskurs über den jetzigen Stand der Krisenprävention neu angestoßen und der praxeologischen Konzeptionalisierung von Krisenprävention Nachdruck verliehen werden. Gleichzeitig ist die AFK‐Nachwuchstagung damit bestrebt, eine engere Verbindung und eine tiefergehende Diskussionskultur sowie einen eingehenderen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis herzustellen. Dies scheint insbesondere im Bereich der Krisenprävention unabdingbar, hängt deren Umsetzung doch mitunter stark vom politischen Willen der Akteure ab sich zu diesem Prinzip zu bekennen.
Ziel der Tagung ist zum einen eine Bestandsaufnahme über theoretische Ansätze der Krisenprävention, der Akteure und Instrumente sowie über spezifische Fallbeispiele zu leisten. Zum anderen ist die Tagung als Versuch zu werten, anhand der Überprüfung vorhandener Wissensbestände Voraussetzungen erfolgreicher Krisenprävention zu synthetisieren. Weiterhin soll entsprechend der Strukturierung der AFK die Interdisziplinarität der Friedens‐ und Konfliktforschung gefördert werden. Somit finden nicht nur originär politikwissenschaftliche Perspektiven auf die Krisenprävention sondern auch psychologische und soziologische Ansätze Beachtung auf der Nachwuchstagung. Ziel der Interdisziplinarität ist es demnach aus verschiedenen Disziplinen heraus die Voraussetzungen erfolgreicher Krisenprävention zu betrachten und diese zusammenzuführen.
Eng in diesem Zusammenhang besteht das Ziel der Nachwuchstagung, die Friedens‐ und Konfliktforschung verstärkt in der deutschen Wissenschaftslandschaft zu positionieren. Gerade in Anbetracht der zahlreichen neu entstandenen Studiengänge im Bereich der friedenswissenschaftlichen Disziplinen ist es notwendig, die Friedens‐ und Konfliktforschung auch außerhalb der universitären Betriebe weiter zu fördern und zu positionieren. Nicht zuletzt spiegelt die ansteigende Zahl dieser Studiengänge auch die gesteigerte Nachfrage bezüglich friedenswissenschaftlicher Problemfelder wider. Mit der Nachwuchstagung soll damit einerseits dieser Nachfrage Rechnung getragen werden und andererseits gerade der Nachwuchs in seiner Position im wissenschaftlichen Bereich gestärkt werden. Die Tagung trägt ebenfalls zum Networking bei, welches durch die Teilhabe von Experten zu dem Thema noch zusätzliches Gewicht verliehen wird.
Erwartete Ergebnisse
Primärziel der AFK‐Nachwuchstagung ist es, die Leitfrage nach den Voraussetzungen erfolgreicher Krisenprävention zu beantworten und im Ergebnis neue Erkenntnisse zur praktischen Umsetzung und theoretischer Annahmen zu generieren. Insgesamt also bestehen die erwarteten Ergebnisse aus wissenschaftlicher Perspektive darin, neue Erkenntnisse zur Krisenprävention zu sammeln, diesem Konzept neuen Nachdruck sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis zu verleihen sowie den Nachwuchs in seinen Forschungsbemühungen zu stärken und Gehör zu verleihen.
Originalität des Vorhabens
Im Vergleich zu den bisherigen AFK‐Nachwuchstagungen besteht die Originalität in dem aktuellen Vorhaben darin, einen zugespitzen Themenschwerpunkt abzudecken und diesem sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch in der Praxis neue Relevanz zu verleihen. Weiterhin ist entsprechend des Grundsatzes der AFK die Interdisziplinarität aus der heraus das Problemfeld der Krisenprävention beleuchtet wird ein Novum. Gerade der wissenschaftliche Diskurs zur Krisenprävention wird von politikwissenschaftlichen Disziplinen dominiert. Mit der AFK‐ Nachwuchstagung kann jedoch mit einer Zusammenführung verschiedener Perspektiven ein qualitativ verstärkter analytischer Zugang zum Problemfeld der Krisenprävention geleistet werden. Dies ist angesichts der Komplexität, die Voraussetzungen erfolgreicher Krisenprävention zu identifizieren, unabdingbar.
Weiterhin besteht die Originalität des Vorhabens darin, sowohl Nachwuchswissenschaftler und Experten als auch Praktiker zusammenzuführen und stellt somit den Versuch dar, theoretische Ansätze für die Praxis fruchtbar zu machen und diese aus beiden Perspektiven heraus zu diskutieren und zu beleuchten. Das Thema Krisenprävention an sich stellt kein Novum dar, doch die Originalität der Nachwuchstagung besteht darin eben nicht allein dem wissenschaftlichen Diskurs zu folgen, sondern aufzuzeigen, dass Krisenprävention ein vernachlässigtes Konzept ist, welches jedoch keineswegs an Relevanz verloren hat und dahingehend wieder verstärkte Beachtung sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch auf der politischen Agenda finden sollte.