Die Informationskriege um den Balkan seit 1991
Forschungseinrichtung: KomTech-Institut Solingen
Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Becker
Laufzeit: Mai 2002 – Aug 2004
Forschungseinrichtung: KomTech-Institut Solingen
Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Becker
Laufzeit: Mai 2002 – Aug 2004
Becker, Jörg ; Beham, Mira (2006): Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod. Baden-Baden: Nomos. Zur Publikation.
Medien sind nicht nur Berichterstatter über Kriege, vielmehr sind sie als Technologien und Produzenten/Vermittler von Informationen gleichzeitig auch Teil von Kriegen. Vor diesem Hintergrund möchte das vorliegende Projekt die Debatte zum Spannungsfeld von Medien und Krieg vertiefen, die friedenswissenschaftliche Auseinandersetzung zu diesem Thema in den Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses rücken und die Ergebnisse von wissenschaftlicher Arbeit in den sozialen und (friedens-) politischen Alltag einbringen.
Exemplarisch soll das Verhältnis von Medien und Krieg an den bewaffneten Konflikten auf dem Balkan untersucht werden, die – latent und mit ungewissem Ausgang – immer noch andauern. An der Schwelle zu einer von Militärs und Wissenschaftlern diagnostizierten „Revolution in Military Affairs“, die den technologischen, politischen und sozialen Umwälzungen in der Ära der globalen High-Tech- und Informationsgesellschaft Rechnung trägt (oder diese teilweise auch bedingt), lässt sich das Verständnis von den vielfältigen Zusammenhängen zwischen Konflikt/ Krieg, Macht und Information (als Ware und Waffe) am Beispiel der Balkankriege besonders gewinnbringend ausarbeiten, da sie den ganzen Spannungsbogen von offenbar archaischer Kriegs- und Informationsführung bis hin zum beginnenden Cyberwar im Kosovokrieg umfassen und durch den Vergleich des Alten mit dem Neuen ermöglichen, zukunftsweisende Merkmale der Problematik Medien und Krieg zu umreißen und politiknahe Handlungsvorschläge zu erarbeiten.
Ziel des Projekts ist es, nicht nur eine bislang insbesondere in der Friedensforschung fehlende umfassende und interdisziplinäre Systematik zum Verhältnis von Medien und Krieg zu liefern, sondern darüber hinaus und darauf aufbauend friedenswissenschaftliche Medienstrategien zur Konfliktvermeidung zu entwickeln. Gestützt auf die Vorarbeiten von Mira Beham in ihrem Buch „Kriegstrommeln“ (1996) und in ihrem Projekt „Balkan Press“ (1996-1998) sowie von Jörg Becker in seinem GTZ-Gutachten „Der Beitrag der Medien zur Krisenprävention und Konfliktbearbeitung“ (2001) geht es in dem Vorhaben um die systematische Sammlung von Kriterien, wie Medien aktiv zu einer Deeskalation beitragen können, also um Krisenprävention. Die Ergebnisse des Projekts sollen nicht nur der Politikberatung dienen, sondern darüber hinaus in Lernwerkstätten und Workshops für Journalisten, Militärs und politische Akteure, in Buchveröffentlichungen und Internetauftritten einer breiteren (Fach-) Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden.