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Tagungsprogramm
Zusammenfassung
Im Zentrum des 50. Jahreskolloquiums „Frieden – Konflikt – Wissenschaft. Reflexionen zu Forschung und Praxis“ der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung e.V. steht die übergeordnete Frage, wie die Friedens- und Konfliktforschung den eigenen Ansprüchen und Herausforderungen entsprechen kann, wissenschaftliche Beiträge zum Frieden zu leisten.
Das Kolloquium richtet sich an die über 300 AFK-Mitglieder und an die gesamte interdisziplinäre wissenschaftliche Community der Friedens- und Konfliktforschung im deutschsprachigen Raum und wird zunehmend auch von Wissenschaftler*innen aus dem Ausland wahrgenommen.
Anlässlich des Jubiläums findet das 50. Jahreskolloquium 2018 an einem zentralen Standort in Berlin-Mitte statt. Durch die unmittelbare Nähe zu zahlreichen Organisationen und Institutionen der Bundespolitik, Zivilgesellschaft und Medien können Vertreter*innen dieser Akteure teilnehmen, wodurch sich Möglichkeiten eines niedrigschwelligen und unmittelbaren Transfers der Tagungsergebnisse in die öffentliche Debatte sowie die politische Praxis eröffnen. Insgesamt kann mit über 100 Teilnehmenden gerechnet werden.
Das 50. Jahreskolloquium beschäftigt sich mit folgenden Leitfragen:
- Die Disziplinen übergreifende Zusammenarbeit gilt als Kennzeichen der Friedens- und Konfliktforschung: Welche Herausforderungen gehen mit Inter-, Multi- und Transdisziplinarität einher?
- Welche Beiträge leistet die Friedens- und Konfliktforschung zum Verständnis aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen sowie darauf aufbauend zur politischen Entscheidungsfindung? Wie geht sie mit dem Risiko um, sich politisch instrumentalisieren zu lassen? Wie gestaltet sich ein fruchtbarer Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis sowie vice versa?
- Der inhaltliche, theoretische und methodologische Wandel der Friedens- und Konfliktforschung in den vergangenen 50 Jahren wird häufig als Wechsel der Generationen Wo sind sich Generationen und Communities innerhalb des Forschungsfelds einig? Wo besteht Dissens?
- Die Friedens- und Konfliktforschung thematisiert in besonderer Weise die Rolle der Wissenschaft in gesellschaftlichen Konflikten, etwa von Seiten der Kritischen Friedensforschung, aus konstruktivistischer, feministischer und postkolonialer Perspektive: Was zeichnet diese Theorierichtungen aus? Was unterscheidet sie? Wo kommen sie zur Anwendung? Welche Ergebnisse liegen vor?
- Die Friedens- und Konfliktforschung betreibt Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung – für wen und wofür soll sie Verantwortung (nicht) übernehmen?
- „Friedensforschung“ weckt vielfach Erwartungen hinsichtlich einer friedlichen Zukunftsgestaltung: Inwiefern und wie können wir diesen Erwartungen entsprechen? Wie „prognosefähig“ ist Friedens- und Konfliktforschung?
Ziele der Tagung sind die Synthetisierung der aktuellen Wissensbestände der Friedens- und Konfliktforschung, insbesondere hinsichtlich der Verknüpfung von Fachdisziplinen, Epistemic Communities und Forscher*innen-Generationen; die Vernetzung von Friedens- und Konfliktforscher*innen im deutschsprachigen Raum, insbesondere zwischen Nachwuchs- und etablierten Wissenschaftler*innen; und die Förderung des beidseitigen Transfers zwischen Friedens- und Konfliktforschung sowie friedenspolitischer Praxis.
Anlässlich des 50. Jubiläums der AFK wird das Kolloquium mit Grußworten von Wegbegleiter*innen der AFK aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft eröffnet. Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fremd- und Selbsterwartungen an die Friedens- und Konfliktforschung vor dem Hintergrund heutiger Konflikte und Herausforderungen“ statt. Drei parallele Panels folgen: Das erste befasst sich mit Wegen aus der Peace-Building Krise und stellt die Frage, was das Training von Personal bewirken kann. Ethische und methodologische Überlegungen zur Erforschung von Frieden und Konflikten stehen im Mittelpunkt des zweiten Panels. Das dritte thematisiert Opfer in Transitional Justice und beleuchtet den Beitrag der Forschung zur (De-)Konstruktion bekannter Kategorien. Am Abend wird im festlichen Rahmen der Christiane-Rajewsky-Preis 2018 verliehen.
Der zweite Tag beginnt mit Treffen der Arbeitskreise der AFK sowie des Netzwerks Friedensforsche- rinnen. Parallel wird ein interaktiver Vortrag zum Thema „Rassismus in der Friedens- und Konfliktforschung?! Eine (selbst-)kritische Reflexion der eigenen Forschungspraxis“ angeboten. Die anschließenden parallelen Panel-Sessions sind der Erforschung von Mikrodynamiken in Bürgerkriegen gewidmet, stellen vor dem Hintergrund der fünf Prinzipien der Friedensarbeit „Friedenslogik“ zur Diskussion und gehen der Frage nach, welche kritischen Perspektiven post- und dekoloniale Ansätze, der neue Materialismus und sozialwissenschaftlicher Konstruktivismus bieten.
Am Nachmittag folgen zwei weitere Blöcke: Zunächst beschäftigt sich ein Panel mit Transrationaler Friedensphilosophie, das zweite zeigt notwendige historische Dimensionen und Interventionen in der Friedens- und Konfliktforschung auf, das dritte lotet das Spannungsverhältnis zwischen akademischem Anspruch und Praxisorientierung in den Studiengängen der Friedens- und Konfliktforschung aus. Im zweiten Block widmet sich eine interaktive Podiumsdiskussion dem Wandel der Herrschaft und der Kritik. Terrorismus, Radikalisierung und der Beitrag der Friedens- und Konfliktforschung sind das Thema des zweiten Panels, das dritte reflektiert deutschsprachiger Zeitschriften der Friedens- und Konfliktforschung. Auf das anschließende Treffen des Netzwerks Friedensforscherinnen folgt die schließlich die Mitgliederversammlung der AFK.
Am dritten und letzten Tag gibt es weitere Treffen der Arbeitskreise. Den Abschluss des Kolloquiums bildet eine Gesprächsrunde im Plenum, das die heutigen Friedens- und Konfliktforschung vor dem Hintergrund ihrer Geschichte im deutschsprachigen Raum reflektiert.
Abstract
The central and overarching question of the 50th annual colloquium “Peace – Conflict – Science. Reflections on Research and Practice” of the German Association for Peace and Conflict Research e.V., is how peace and conflict research can meet its own challenges and demands to makescientific contributions to peace.
The colloquium addresses more than 300 AFK members and the entire interdisciplinary scientific community of peace and conflict research in the German-speaking area and is increasingly also attended by scientists from abroad.
On the anniversary, the 50th Annual Colloquium 2018 takes place at a central location in Berlin-Mitte. The close proximity to numerous organizations and institutions of federal politics, civil society and media makes it possible for representatives of these actors to participate, which enables a low-threshold and immediate transfer of the conference results into the public debate as well as political practice. Over 100 participants are expected in total.
The 50th annual colloquium deals with the following key questions:
- Cross-disciplinary cooperation is considered a hallmark of peace and conflict research: what are the challenges of inter-, multi-, and transdisciplinarity?
- What contributions does peace and conflict research make to the understanding of current socio-political challenges and, building on this, to political decision-making? How does it deal with the risk of being politically instrumentalised? How is it possible to facilitate a fruitful transfer between science and practice, and vice versa?
- The changes in content, theory and methodology which peace and conflict research has experienced over the course of the past 50 years are often described in terms of a generational change. Where do generations and communities within the research field agree? Where are they at odds with each other?
- Peace and Conflict Research focuses especially on the role of science in social conflicts, for example on the part of critical peace research, for example from a constructivist, feminist and post-colonial perspective: what characterizes these theoretical directions? What sets them apart from each other? Where are they being used? Which results are available?
- Research on peace and conflict assumes a social responsibility – for whom and for what purpose should it accept or reject responsibility?
- “Peace Research” raises expectations of building a peaceful future: How and through which means can we meet these expectations? How much “predictive power” does peace and conflict research hold?
Objectives of the conference are the synthetization of current knowledge within peace and conflict research, especially with regard to the linking of specialist disciplines, knowledge communities and researcher generations; the networking of peace and conflict researchers in German-speaking countries, in particular between junior and established scientists; and the promotion of bilateral transfer between peace and conflict research and peace practice.
On the fiftieth anniversary of the AFK, the colloquium will be opened with words of welcome from AFK companions and supporters from science, politics and civil society. This will be followed by a panel discussion on “(Self)Expectations to Peace and Conflict Research in the Context of Today’s Conflicts and Challenges”. Three parallel panels follow: The first deals with ways out of the Peace Building Crisis and asks what can be achieved through personnel training. Ethical and methodological considerations for the study of peace and conflict are the focus of the second panel. The third focuses on victims in Transitional Justice and highlights the contribution of research to the (de-)construction of known categories. In the evening, there will be the festive celebration of the 2018 award ceremony of the Christiane Rajewsky Prize.
The second day begins with meetings of the working groups of the AFK and the Network of Female Peace Researchers. At the same time, an interactive lecture on “Racism in Peace and Conflict Research?! A (Self-)Critical Reflection of Research Practice” will take place. The subsequent parallel panel sessions are dedicated to the study of microdynamics in civil wars, discussing “Peace Logic” in the context of the five principles of peace work, and exploring the critical perspectives of post- and decolonial approaches, new materialism, and social science constructivism. In the afternoon , there will be two more blocks: First, one panel deals with Transrational Peace Philosophy, a second shows necessary historical dimensions and interventions in peace and conflict research; a third explores the tension between academic aspirations and practical orientation in the study programs of peace and conflict research. In the second block, an interactive panel discussion is dedicated to the change of domination and critique. Terrorism, radicalization and the contribution of peace and conflict research are the theme of the second panel, the third reflects German-language journals of peace and conflict research. After this, there will be a meeting of the Network of Female Peace Researchers, followed by the General Assembly of the AFK.
On the third and last day, there will be further meetings of the working groups. The conclusion of the colloquium will be a roundtable discussion in plenary session, which reflects today’s peace and conflict research against the backdrop of its history in German-speaking countries.