Gesellschaftliche Integration durch Pro-Kontakt-Normen? Der Einfluss sozialer Normen auf die Bereitschaft zur Aufnahme von Intergruppenkontakt
Projektleitung: Prof. Dr. Mathias Kauff, Medical School Hamburg und Prof. Dr. Oliver Christ, FernUniversität Hagen
Projektbearbeitung: Vera Maren Straßburger
Projekttyp: Standardprojekt
Fördersumme: 109 Tsd. Euro
Laufzeit: 15 Monate
Gesellschaftliche Integration durch Pro-Kontakt-Normen? Der Einfluss sozialer Normen auf die Bereitschaft zur Aufnahme von Intergruppenkontakt
Projektleitung: Prof. Dr. Mathias Kauff, Medical School Hamburg und Prof. Dr. Oliver Christ, FernUniversität Hagen
Projektbearbeitung: Vera Maren Straßburger
Projekttyp: Standardprojekt
Fördersumme: 109 Tsd. Euro
Laufzeit: 15 Monate
Zusammenfassung
Die zunehmende ethnische Diversität in modernen Gesellschaften geht mit der Frage einher, wie das Zusammenleben zwischen Menschen mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Hintergründen positiv gestaltet werden und eine friedliche gesellschaftliche Integration gelingen kann. Eine Voraussetzung für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und eine konstruktive Auseinandersetzung mit zunehmender Diversität ist Intergruppenkontakt, der Kontakt zwischen Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen. Die (zunehmenden) Möglichkeiten für einen solchen Kontakt in diverser werdenden Gesellschaften werden allerdings nicht immer genutzt, und der Kontakt wird häufig sogar aktiv vermieden.
Im Projekt gehen wir daher der Frage nach, wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund die Bereitschaft zu Intergruppenkontakten erhöht werden kann. Eine zentrale Rolle nehmen dabei aus unserer Sicht soziale Normen ein. Soziale Normen sind Standards, die innerhalb von Gruppen bestehen und bestimmte Einstellungs- und Verhaltensmuster von Gruppenmitgliedern wahrscheinlicher machen. Soziale Normen können also einen starken Einfluss auf individuelles Handeln ausüben. Entsprechend sollte die individuelle Kontaktbereitschaft davon abhängen, in welchem Ausmaß wahrgenommene soziale Normen Intergruppenkontakte als normal und positiv darstellen.
In unserem Projekt planen wir den Einfluss von drei unterschiedlichen Quellen, aus denen soziale Normen abstrahiert werden können (das Verhalten anderer Eigengruppenmitglieder, zusammenfassende Informationen über die Eigengruppe und von Eigengruppen-Institutionen), auf die individuelle Kontaktbereitschaft zu untersuchen. Wir nehmen dabei an, dass soziale Normen vor allem dann verhaltensleitend wirken, wenn deren Inhalte mit den Einstellungen (gegenüber der Fremdgruppe bzw. Diversität im Allgemeinen) des Individuums kompatibel sind und sich Individuen, die die Normen rezipieren, mit der entsprechenden Gruppe, in der die Normen existieren, identifizieren. Folglich untersuchen wir ideologische Einstellungen in Form von Right-Wing-Authoritarianism sowie, zusätzlich, Eigengruppenidentifikation als potentiell moderierende Variablen des Zusammenhangs zwischen sozialen Normen und der Bereitschaft zu Intergruppenkontakten.
Die sozialpsychologische Forschung zu Intergruppenkontakt hat bislang primär die Folgen von Intergruppenkontakten fokussiert. Nur wenige Studien haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche Faktoren die Bereitschaft für Intergruppenkontakte fördern. Durch das beantragte Projekt schließen wir somit eine wichtige Forschungslücke.
Unsere Annahmen überprüfen wir in mehreren experimentellen Studien, in denen wir die soziale Norm im Rahmen unterschiedlicher Norm-Quellen manipulieren und die Bereitschaft zu Intergruppenkontakten mit Hilfe neuer und verhaltensnaher Operationalisierungen messen. Die Studien werden online und im Labor mit Studierenden und Personen aus der Allgemeinbevölkerung durchgeführt.
In unserem Projekt nehmen wir eine sozialpsychologische Perspektive auf innergesellschaftliche Konflikte und deren Prävention ein. Das Projekt bewegt sich im Grenzbereich zwischen Grundlagenforschung und praxisrelevanter Forschung. Wir nehmen an, dass sich aus dem Projekt Erkenntnisse für die Prävention und Intervention ableiten lassen, die nicht nur konkrete Programme betreffen, sondern auch generelle politische Entscheidungen informieren können. Dabei ist zu beachten, dass soziale Normen relativ gut beeinflussbar sind – insbesondere im Vergleich zu individuellen Merkmalen, die bislang hauptsächlich fokussiert wurden. Gleichzeitig können über die Veränderung sozialer Normen viele Menschen gleichzeitig erreicht werden
Abstract
In light of increasingly diverse societies it becomes important to address the question how the social co-existence of individuals with different ethnic and cultural backgrounds can be organized in a positive way and how peaceful societal integration can succeed. One precondition for social integration is intergroup contact, that is contact between members of different social groups. Increasing diversity enhances opportunities for such intergroup contact. However, research shows that such opportunities are not necessarily exploited and sometimes even avoided.
In our research project, we aim to answer the question how willingness to engage in intergroup contact can be facilitated for ethnic majority members. In our view, one central construct in this regard is social norms. Social norms are standards that are shared among members of a certain group and that facilitate individual behavior. We argue that individual willingness to engage in intergroup contact is dependent on perception of social norms that depict intergroup contact as common and desirable. We aim to study the influence of three different sources of social norms (behavior of ingroup members, summary information about the ingroup, and information about decisions of ingroup institutions) on intergroup contact.
We also expect that social norms influence behavior only when their content is compatible with individuals’ attitudes (towards outgroups and diversity in general) and when individuals are identified with the groups in which norms exist. We, hence, study ideological attitudes (i.e., right-wing-authoritarianism) and ingroup identification as potential moderators of the relationship between social norms and willingness to engage in intergroup contact.
So far, social psychological research has mainly looked at consequences of intergroup contact. Only few studies have studied predictors of intergroup contact. With the present research project, we try to close this gap.
We study our assumptions in several experimental studies in which social norms are manipulated by varying the content of different sources of social norms and intergroup contact seeking is measured with innovative and behavior-related operationalizations. Studies will be conducted online as well as in the laboratory using student and general population samples.
In our project, we apply a social-psychological perspective on (the prevention of) societal conflicts. On the basis of the results of this project implications can be drawn for the implementation of concrete interventions aiming at enhancing intergroup contact. Moreover, the results of the project can inform more general policy decisions. Compared to individual characteristics social norms can be influenced with relative ease and can be used for interventions that target a broad audience.