Zusammenfassung
Gewaltnarrative werden von politischen Akteuren aus verschiedenen Gründen verbreitet, unter anderem, um zu Gewalt anzustiften oder Handlungen zu legitimieren. Diese Narrative werden je nach den Ressourcen, dem Kontext und den Zielen derjenigen, die sie verfassen und verbreiten, über verschiedene Medien kommuniziert. Offizielle historische Aufzeichnungen wie politische Memoiren, Reden, Zeitungen, öffentliche Erklärungen und offizielle Dokumente können für das Verständnis von Gewaltnarrative ebenso aufschlussreich sein wie mündliche Überlieferungen oder öffentliche Narrative in kollektiven Räumen wie Graffiti, Wandmalereien und soziale Medien. Das Medium, über das Narrative verbreitet werden, beeinflusst ihre Form und Verbreitung sowie ihre Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Diskurse.
Trotz der „narrative turn“ in den Sozialwissenschaften sind wirklich interdisziplinäre Gespräche über Narrative der Gewalt als politische Instrumente selten, und es gibt bisher kein integriertes Verständnis darüber, welche Narrative der Gewalt erzählt werden, wer sie erzählt und wie sie erzählt und verbreitet werden. Während die politische Verwendung von Narrativen im Allgemeinen bereits Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten war, ist dies bei Gewaltnarrativen nicht der Fall. Durch die Untersuchung von Gewaltnarrativen als politische Instrumente will das Symposium neue Dynamiken im Zusammenhang mit Friedenssicherung, Transitional Justice, Aufarbeitung und Erinnerung, Legitimation von Gewalt, digitaler Friedenssicherung und ethnischen Konflikten aufdecken. Diese Themen werden im Mittelpunkt der Diskussionen stehen, um das Verständnis dafür zu vertiefen, wie Narrative politische Zwecke formen und von ihnen geformt werden.
Dieses internationale Symposium will die Diskussion über Narrative der Gewalt als politische Instrumente in den Vordergrund stellen, indem es den interdisziplinären Austausch nutzt und verschiedene Fallstudien und Ansätze zum Thema zusammenbringt. Das Symposium umfasst eine Keynote von Andrea Petö, 27 Vorträge und einen Workshop sowie Raum für gemeinsame Diskussionen. Aufgeteilt auf neun Panels und einen Workshop sind Präsentationen zu einer Vielzahl von Themen, Disziplinen und Fallbeispielen geplant. Die Veranstaltung bietet Vorträge, die sich mit der Langlebigkeit von Gewaltnarrativen und der politischen Instrumentalisierung von Emotionen befassen. Ein wiederkehrendes Thema ist die Rolle dieser Narrative bei der Gestaltung von Identitäten und der Wahrnehmung von Opferschaft, Nation und Täterschaft. In anderen Panels wird das Umfeld untersucht, in dem diese Narrative entstehen, und ihre Rolle bei der Bildung von Erinnerung auf individueller, kommunaler, nationaler und globaler Ebene wird ebenfalls untersucht. Präsentationen zu Konter-Narrativen, Leugnung, Revisionismus und Anfechtung vorherrschender Narrative unterstreichen die Beteiligung zahlreicher Akteure an der Gestaltung und politischen Ausnutzung dieser Narrative. Mehrere Präsentationen gehen über Einzelfallstudien hinaus und analysieren, wie Schlüsselbegriffe und Ideologien Erzählungen von Gewalt prägen.
Das internationale Symposium bringt interdisziplinäre Wissenschaftler*innen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften und darüber hinaus (Anthropologie, Vergleichende Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft, Politikwissenschaft, Entwicklungswissenschaft, Recht, Kriminologie, Psychologie, Philosophie und Ethik, Choreographie usw.) aus 12 Ländern auf vier Kontinenten zusammen, darunter auch aus dem so genannten globalen Süden. Diese vielfältige Konstellation wird für einen fruchtbaren, interdisziplinären Austausch sorgen, der es den Teilnehmer*innen ermöglichen soll, gemeinsam ein tieferes analytisches Verständnis des Themas zu erlangen und eine gemeinsame kritische Reflexion zu ermöglichen. Durch die Schaffung einer Atmosphäre des kollegialen Austauschs, in der man gemeinsam auf den Ideen der anderen aufbauen kann, wird das Symposium nicht nur den einzelnen Teilnehmern die Möglichkeit geben, ihre eigene Arbeit weiterzuentwickeln, sondern auch den Grundstein für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit legen.
Abstract
Narratives of violence are disseminated by political actors for multiple reasons, including to incite violence, or legitimise action. These narratives are communicated through diverse media based on the resources, context, and goals of those crafting and spreading them. Here, official historical records, such as political memoirs, speeches, newspapers, public statements, and official documents, can be instructive in understanding narratives of violence, just as much as oral historical approaches, or more public narratives in collective spaces, such as graffiti, mural art, and social media. The medium through which narratives are shared affects their shape and spread, and their impact on political and societal discourses.
Despite the “narrative turn” in social sciences, truly interdisciplinary conversations on narratives of violence as political tools are rare and there is, as yet, no integrated understanding of what narratives of violence are told, who tells them, and how they are narrated and spread. While significant research has explored narratives’ political uses in general, this is not the case for narratives of violence. By examining narratives of violence as political tools, the symposium aims to uncover new dynamics related to peacekeeping, transitional justice, memorialization, legitimation of violence, digital peacekeeping, and ethnic conflict. These topics will be central to discussions, aiming to deepen the understanding of how narratives shape and are shaped by political purposes.
This international symposium aims to foreground discussions on narratives of violence as political tools by drawing on interdisciplinary exchange and bringing together various case studies and approaches to the topic. The symposium will include a keynote speech given by Andrea Petö, 27 paper presentations and a workshop, as well as spaces for collective discussion. Divided across nine panels and a workshop, presentations are planned on myriad subjects, disciplines, and case studies. This event features presentations investigating the longue durée of narratives of violence and the political leveraging of emotions. A recurring theme is the role of these narratives in shaping identities and perceptions of victimhood, nationhood, and perpetration. Other panels explore the environments where these narratives are created and their role in forming memory on individual, communal, national, and global levels is also examined. Additionally, presentations on counter-narratives, denial, revisionism, and challenges to prevailing narratives underscore the involvement of multiple actors in shaping and politically exploiting these narratives. Several presentations extend beyond single case studies to analyse how key terms and ideologies frame narratives of violence.
As such, the international symposium will bring together interdisciplinary scholars from social sciences, humanities and beyond (anthropology, comparative literature, cultural studies, media studies, political science, development studies, law, criminology, psychology, philosophy and ethics, choreography etc.) who are based in 12 countries across four continents, including from the so-called Global South. This diverse constellation will provide for fruitful, interdisciplinary exchange that should enable participants to collectively gain a deeper analytical grasp of the theme and facilitate collaborative critical reflection. By establishing an atmosphere of collegial exchange open for collectively building on each other’s ideas, the symposium will not only allow individual participants to develop their own work, but should lay the groundwork for possible future collaborations.