Eine unverzichtbare Impulsgeberin für die Friedensforschung
Beitrag vom Stiftungsratsvorsitzenden und PStS Dr. Michael Meister zu einer Extraausgabe des DSF-Newsletters “Notizblog” anlässlich des 20. Jahrestages der Stiftungsgründung.
Vor genau zwanzig Jahren wurde die Deutsche Stiftung Friedensforschung aus der Taufe gehoben. Über die Satzung wurde ihr damals der Auftrag ins Stammbuch geschrieben, die Friedens- und Konfliktforschung „in Deutschland dauerhaft zu stärken und zu ihrer politischen und finanziellen Unabhängigkeit beizutragen“. Längst ist die Stiftung aus der deutschen Wissenschaftslandschaft nicht mehr wegzudenken. Unzählige Forschungs- und Transferprojekte sowie Tagungen und Konferenzen wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten von ihr gefördert. Durch klugen Einsatz ihrer Ressourcen hat die Deutsche Stiftung Friedensforschung maßgebliche Impulse zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung gesetzt. Diese Impulse wurden zuletzt auch vom Wissenschaftsrat als unverzichtbar gewürdigt.
Wir leben heute wie damals in einer konfliktträchtigen Welt. Klimawandel und Bevölkerungswachstum schüren neue Verteilungskonflikte, einst verlässliche Allianzen bröckeln und unsere multilaterale Weltordnung wird offen in Frage gestellt. In diesen unruhigen Zeiten gewinnt die Friedens- und Konfliktforschung zusätzlich an Bedeutung. Wo alte Gewissheiten schwinden braucht es neues Wissen.
Die Friedens- und Konfliktforschung muss sich dabei auf neue Fragen und Herausforderungen einstellen. Konfliktlinien verlaufen vielfach nicht mehr entlang von Landesgrenzen, sondern durchziehen unsere Gesellschaften transnational. Innergesellschaftliche Verwerfungen nehmen zu und werden in geopolitischen Auseinandersetzungen teilweise bewusst instrumentalisiert. Und neue Technologien verändern die Art und Weise wie bewaffnete und unbewaffnete Konflikte ausgetragen werden. Diese veränderten Fragestellungen rufen nach neuen Ansätzen in der Friedens- und Konfliktforschung. Das Forschungsfeld muss sich international weiter vernetzen und interdisziplinärer werden. Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen müssen noch enger kooperieren. Und schließlich muss der Transfer gestärkt werden, damit neue Erkenntnisse zur Basis für fundierte politische Entscheidungen werden.
Der Deutschen Stiftung Friedensforschung fällt dabei eine Schlüsselrolle zu. Zwei Jahrzehnte lang hat sie bereits unter Beweis gestellt, dass sie neue Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Impulse zur Weiterentwicklung des Forschungsfeldes zu setzen vermag. Was von ihr mit Pilotstudien und Vernetzungsmaßnahmen angestoßen wird, findet häufig schnell Verbreitung. Dabei hilft der Deutschen Stiftung Friedensforschung ihre feste Verankerung im Forschungsfeld. Sie hat immer ein Ohr am Puls der Wissenschaft.
Auf genau diese Qualitäten wird es auch in Zukunft ankommen. Um die Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung stetig voranzutreiben, braucht es – komplementär zur Unterstützung durch die großen Forschungsförderer – vor allem die flexiblen Formate der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Dabei muss ihre Förderung bereits heute die zentralen Fragen von morgen im Blick haben. Dann wird die Deutsche Stiftung Friedensforschung auch in den kommenden Jahren eine unverzichtbare Impulsgeberin für das Forschungsfeld sein, auf dessen Erkenntnisse wir gerade in unruhigen Zeiten mehr denn je angewiesen sind.