Auf dem Bild ist das Logo der Stiftung in klein abgebildet.Intersektionalität am Internationalen Strafgerichtshof

Ein Rückblick auf den Vortrag der Vize-Chefanklägerin des IStGH im Rahmen eines von der DSF geförderten Symposiums

„We have to remind ourselves of our own ignorance and listen to the voices of the victims“, das sagte Nazhat Shameem Khan,  Vize-Chefanklägerin am Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), bei ihrem Vortrag an der Universität Münster am 5. Juni. Im Zentrum ihres Beitrags stand der Umgang mit mehrfacher Diskriminierung im Völkerstrafrecht.

Unter dem Titel „Intersectionality at the International Criminal Court“ verdeutlichte Khan, wie die bewusste Auseinandersetzung mit mehrfachen Diskriminierungsformen ihre Arbeit prägt. Intersektionalität ermögliche es, die Erfahrungen von Opfern umfassender zu verstehen und so für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Dabei sei es unerlässlich, die eigene Voreingenommenheit und Unwissenheit zu reflektieren, so Khan. Wichtig sei daher auch die diverse Zusammensetzung des Teams in der internationalen Strafverfolgung – nur so könnten komplexe gesellschaftliche Machtverhältnisse, individuelle Lebensrealitäten und strukturelle Ungleichheiten entsprechend berücksichtigt werden.

Ein intersektionaler Ansatz bedeute vor allem auch: zuhören. Die Stimmen der Betroffenen müssten im Zentrum stehen. Nur so sei es möglich zu verstehen, wie vielschichtig die Formen von Diskriminierung gegenüber einer Person sein können. Zu beachten sei unter anderem, in welchem sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und geografischen Kontext sich die Opfer befinden – sei es im ländlichen oder urbanen Raum, innerhalb patriarchaler Strukturen oder religiöser Gemeinschaften. Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Hintergrund und andere Faktoren spielen dabei ebenfalls eine zentrale Rolle.

Khan machte am Ende ihres Vortrags deutlich, dass durch die Berücksichtigung von Intersektionalität schon viel erreicht werden konnte. Unter anderem auch bei den strafrechtlichen Ermittlungen in Afghanistan. Es sei allerdings eine andauernde „Journey“ und auch für sie selbst ein andauernder Lernprozess.

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