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Zusammenfassung
Das Symposium „Intersektionalität und internationale Strafgerichtsbarkeit“, das vom 5. bis 6. Juni 2025 in Münster stattfand, brachte renommierte Wissenschaftler*innen und führende Praktiker*innen aus aller Welt zusammen, um die Rolle der Intersektionalität im internationalen Strafrecht kritisch zu untersuchen. Die Veranstaltung diente als Plattform für den interdisziplinären Dialog zwischen akademischen Expert*innen, Jurist*innen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft, die sich dafür einsetzen, Gerechtigkeit aus einer intersektionalen Perspektive neu zu denken.
In fünf Podiumsdiskussionen untersuchten die Teilnehmehmenden, wie sich überschneidende Unterdrückungssysteme wie Race, Gender, Sexualität und Klassenzugehörigkeit sowohl die Erfahrungen der Opfer als auch die Praktiken internationaler Justizinstitutionen prägen. Zu den Themen gehörten die Verfolgung geschlechtsspezifischer und intersektionaler Verbrechen wie Gender-Apartheid und sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten sowie die strukturellen Herausforderungen, die sich aus dem Mangel an intersektionalem Bewusstsein in Gerichtsverfahren ergeben.
Ein praxisorientierter Workshop ermöglichte eine vertiefte Auseinandersetzung mit intersektionalen Methoden in der Rechtspraxis. Die Teilnehmehmenden diskutierten auch alternative Ansätze der Justiz, darunter Frauen Gerichte, und untersuchten nationale Strafverfolgungen, wie beispielsweise Prozesse gegen IS-Mitglieder in Deutschland, aus einer intersektionalen Perspektive.
Ein Höhepunkt des Symposiums war die Grundsatzrede von Nazhat Shameem Khan, stellvertretende Generalstaatsanwältin des Internationalen Strafgerichtshofs, die über das Engagement des IStGH für Intersektionalität und die Notwendigkeit institutioneller Reformen sprach.
Die Veranstaltung endete mit Reflexionen über abolitionistische Kritik, Repräsentation und postkoloniale Theorie und ermutigte die Teilnehmer, sich eine inklusivere und transformativere Zukunft für die internationale Strafjustiz vorzustellen.
Anwesend waren auch junge Forscher*innen aus Wissenschaft und Praxis.
Abstract
The symposium “Intersectionality and International Criminal Justice”, held on June 5–6, 2025, in Münster, brought together renowned scholars and leading practitioners from across the globe to critically examine the role of intersectionality in international criminal law. The event served as a platform for cross-disciplinary dialogue between academic experts, legal professionals, and civil society actors committed to rethinking justice through an intersectional lens.
Over the course of five panels, participants explored how overlapping systems of oppression, such as race, gender, sexuality, and class, shape both the experiences of victims and the practices of international justice institutions. Topics included the prosecution of gender-specific and intersectional crimes, such as gender apartheid and sexualized violence in conflict zones, as well as the structural challenges posed by the lack of intersectional awareness in legal proceedings.
A hands-on workshop facilitated deeper engagement with intersectional methods in legal practice. Participants also discussed alternative approaches to justice, including women’s courts, and examined domestic prosecutions, such as trials against ISIS members in Germany, from an intersectional perspective.
A highlight of the symposium was the keynote address by Nazhat Shameem Khan, Deputy Chief Prosecutor of the International Criminal Court, who spoke on the ICC’s engagement with intersectionality and the need for institutional reform.
The event concluded with reflections on abolitionist critiques, representation, and postcolonial theory, encouraging participants to envision more inclusive and transformative futures for international criminal justice.
Early career researchers from both academia and practice were also in attendance.