Narratives of Belonging: Rethinking Peace for the 21st Century
Projektleitung: Dr. Zeynep Gülsah Çapan, Universität Erfurt
Projekttyp: Internationale Fachtagung (Förderbereich 2: Vernetzung und Wissenstransfer)
Fördersumme: 13 Tsd. Euro
Veranstaltung: Erfurt, 10.-13. September 2024
Narratives of Belonging: Rethinking Peace for the 21st Century
Projektleitung: Dr. Zeynep Gülsah Çapan, Universität Erfurt
Projekttyp: Internationale Fachtagung (Förderbereich 2: Vernetzung und Wissenstransfer)
Fördersumme: 13 Tsd. Euro
Veranstaltung: Erfurt, 10.-13. September 2024
Zusammenfassung
Friedensforschung hat in den letzten zehn Jahren eine starke Wandlung vollzogen, seitdem mehr Wert auf Fragen der Identität und der Beziehungen zwischen dem „Selbst“ und dem „Anderen“ gelegt wurde. Dabei wurde ein von phänomenologischem Denken beeinflusstes Verständnis von Frieden als soziale, zwischenmenschliche Beziehung herausgearbeitet. Narratives of Belonging: Rethinking Peace for the 21st Century ist ein internationales und interdisziplinäres Projekt an der Universität von Erfurt, das sich im Anschluss an diese Entwicklungen mit der Aufgabe befasst, kritisch gegenwärtige Identitätsdebatten zu begleiten um sie mit dem Begriff der Zugehörigkeit zu erweitern. Dabei beziehen wir explizit nicht-westliche Perspektiven, die in den Internationalen Beziehungen immer mehr Gehör finden, mit ein. Der Begriff der Zugehörigkeit hebt den offenen, pluralen und transformativen Charakter der Suche nach Orientierung in der Welt hervor und greift dabei Fragen nach Wert und Bedeutung auf. Mit anderen Worten, im Gegensatz zu Diskussionen um Identität, ist der Begriff der Zugehörigkeit und die Suche nach Zugehörigkeitserzählungen besser mit einem Verständnis von phänomenologischen Frieden vereinbar, da sich dadurch essentialistische und kolonisierende Begrenzungen von Unterschieden und „Selbst“ – „Andere“ Beziehungen vermeiden lassen, die die Möglichkeit friedvoller Beziehungen über Grenzen hinweg einschränken.
Basierend auf dieser Annahme untersucht unser Projekt Zugehörigkeitserzählungen in einem globalen Rahmen. Unser Ziel ist es, andere Narrative – besonders nicht-westliche, vor-moderne, indigene sowie solche von marginalisierten Gruppen – zu identifizieren, die es uns erlauben Zugehörigkeit nicht in einem essentialistischen Sinne zu verstehen, sondern als ständiges „Werden“ mit dem sich Wandel friedvoll gestalten lässt. Trotz aller sprachlicher, räumlicher und kultureller Unterschiede scheint es dem menschlichen Leben intrinsisch zu sein nach ontologischer Sicherheit zu suchen. Die methodologische Herausforderung, die mit unserem Projekt nach Zugehörigkeitserzählungen zu suchen einhergeht, lässt sich in drei Abschnitte gliedern: Erstens, in der hermeneutischen Ausarbeitung von solchen Narrativen und deren Bedeutungsstrukturen. Zweitens, in empirischen Untersuchen der Beziehungen zwischen und Wahrnehmungen von „Selbst“ – „Andere“ in diesen Narrativen. Drittens, in der normativen Frage, inwiefern diese Narrative zu einem nachhaltigen Frieden beitragen können.
Darauf aufbauend verfolgt Narratives of Belonging: Rethinking Peace for the 21st Century folgende Forschungsziele:
- Identifizierung von nicht-westlichen, indigenen Zugehörigkeitserzählungen sowie von marginalisierten Gruppen weltweit.
- Erforschung inwieweit solche Erzählungen uns erlauben, die Beziehungen zwischen „Frieden“ und „Zugehörigkeit“ neu zu denken.
- Bestimmung von anthropologischen Konstanten aus diesen Erzählungen, die eine Grundlage friedvollen Zusammenlebens bilden können.
Abstract
The emphasis on identity and relations between “self” and “other” became increasingly stronger in peace studies over the last decade, identifying peace as a social relation between people. Such an understanding of peace is based upon and developed from phenomenological thinking. Narratives of Belonging: Rethinking Peace for the 21st Century is an international and interdisciplinary project at the University of Erfurt that aims to rethink peace by critiquing the concept of identity and replacing it with the concept of belonging as well as asking questions about otherness and non-Western perspectives in International Relations. Belonging prioritizes the open, pluralist, and transformative character of people’s search for orientation in acting in this world as well as with respect to questions of value and significance. In other words, rather than using the language of “identity”, the concept of belonging and speaking of narratives of belonging suit much better phenomenological peace as they avoid essentialist and colonizing framings of difference and “self” – “other” relations that hamper the possibility to develop peaceful relations across boundaries.
Based on this premise, this project traces such narratives of belonging globally. In doing so, the aim is to identify different, often non-Western and pre-modern as well as indigenous, mixed heritages, and marginalized narratives that allow to conceive of belonging not in essentialist ways but as a constant “becoming” that embraces change in peaceful ways. Despite different linguistic, spatial, and cultural socializations, it seems intrinsic to human life trying to establish ways of living together that offer ontological security. The methodological challenge that arises with the ambition to explore belonging(s) consists in three steps: first, in the hermeneutic elaboration of respective narratives and their meaning structures. Second, in finding out their inter-relations empirically as “self” – “other”-relations and perceptions. And third in developing the normative question of their intersection for promoting peace.
In pursuing this project, contributors are particularly guided by the following research goals:
- To identify narratives of belonging in non-Western and particularly indigenous and otherwise marginalized contexts;
- The contribution of these narratives to rethink the relation between “peace” and “belonging”;
- To determine if these different narratives allow to identify anthropological constants that can form a basis for a peaceful cohabitation.