Gewalt und Transformation: Die politische Ökonomie des russischen Krieges gegen die Ukraine
Projektleitung: Dr. Ivan Bakalov, Technische Univerisät Dresden
Projekttyp: Pilotprojekt
Fördersumme: 50 Tsd. Euro
Laufzeit: 15 Monate
Gewalt und Transformation: Die politische Ökonomie des russischen Krieges gegen die Ukraine
Projektleitung: Dr. Ivan Bakalov, Technische Univerisät Dresden
Projekttyp: Pilotprojekt
Fördersumme: 50 Tsd. Euro
Laufzeit: 15 Monate
Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Pilotprojekts wird untersucht, wie der Krieg gegen die Ukraine den Staat-Gesellschaft-Komplex in Russland verändert. Das Projekt eröffnet neue Forschungswege, indem es einen originellen Rahmen zum Verstehen der Beziehung zwischen Gewalt und politischer Ökonomie vorschlägt. Es werden insbesondere drei analytische Blickwinkel erforscht: (1) Gewalt als Unternehmen, (2) Gewalt als Arbeit und (3) Gewalt als Ideologie. Das Pilotprojekt, das als erster Schritt einer umfassenderen Forschungsagenda konzipiert ist, soll die innere Logik der gesellschaftlichen Veränderungen in Russland beleuchten, die in spätere Forschungsarbeiten einfließen können, die genauere Angaben zu Umfang und Ausmaß der untersuchten Phänomene liefern. Die Forschungsergebnisse werden quantitative Studien zu diesem Thema erleichtern und werden sich auf Studien zu transnationalen Konstellationen in der Region übertragen lassen.
Das Projekt stützt sich auf einen Strang der kritischen Theorie, der den analytischen Apparat der politischen Ökonomie einsetzt, und auf Studien über die kapitalistische Transformation Russlands in der postsowjetischen Periode. Obwohl das Forschungsdesign absichtlich für neue theoretische Erkenntnisse offen gehalten wird, wird die Untersuchung auf drei spezifischen Mechanismen aufbauen, die mit der drei analytischen Blickwinkel verbunden sind und als Ansatzpunkte für die empirische Analyse dienen: Akkumulation durch Enteignung, Schuldenfalle und abgeleitete Rechtfertigung. Der theoretische Fokus auf der Dynamik der Transformation ist mit einem Process Tracing methodischen Ansatz verbunden. Die Methode ist gut geeignet, um die Rekonstruktion von Kausalmechanismen zu erleichtern, die Bewertung heterogener Daten zu systematisieren und das Problem fehlender Daten zu mildern. Die Analyse stützt sich auf Belege aus einer Vielzahl von Quellen, darunter statistische Daten, Textdaten und Originalinterviews. Die Herausforderungen bei der Untersuchung der politischen Ökonomie Russlands im Kontext des Krieges werden durch die Entwicklung von Forschungskooperationen, die gegenseitig vorteilhaft sind, gemildert, unter anderem durch die Organisation eines spezialisierten Workshops.
Die Hauptziele dieses Pilotprojekts sind: (1) die Vertiefung des Verstehens der transformativen Dynamik von Gewalt und (2) die Förderung von Forschungskooperationen. Darüber hinaus eröffnet dieses Pilotprojekt neue Perspektiven auf die Bedingungen für eine nachhaltige und gerechte Nachkriegsordnung. Da die Forschung eine Diskussion über die gesellschaftlichen Auswirkungen des Krieges und die dysfunktionalen Aspekte der Staat-Gesellschaft-Dynamik in Gang setzt, birgt sie ein großes Potenzial, zum Wissenstransfer und zur politisch geführten Debatte über den Wiederaufbau nach dem Krieg beizutragen.
Abstract
This pilot project will investigate how the war against Ukraine is transforming the state-society complex in Russia. The project opens new research avenues by proposing an original framework for understanding the relationship between violence and political economy. Specifically, the research will closely explore three analytical angles: (1) violence as enterprise; (2) violence as labour; and (3) violence as ideology. Conceived as a first step in a broader research agenda, the pilot project aims to shed light on the internal logic of ongoing societal transformations in Russia that can feed into subsequent research that provides more accurate measures of the exact scope and amplitude of the studied phenomena. It is expected that the research findings can facilitate subsequent quantitative studies on the topic and that they can be scaled to studies of transnational constellations in the region.
The project builds on a strand of critical theory employing the analytical apparatus of political economy and on studies of Russia’s capitalist transformation in the post-Soviet period. While the research design is intentionally kept open to novel theoretical insights, the investigation will build on three mechanisms connected to each of the analytical angles as entry points for the empirical analysis: accumulation by dispossession, debt entrapment, and inferred justification. The theoretical focus on the dynamics of transformation is aligned with a methodological approach grounded in process tracing. The method is well-suited to facilitate the reconstruction of causal mechanisms, systematise the assessment of heterogeneous pieces of data, and alleviate the missing data problem. The analysis will rely on evidence drawn from a variety of sources, including statistical data, textual data, and original interviews. The challenges of studying the political economy of Russia in the context of war will be mitigated by an emphasis on developing mutually beneficial research collaborations, including through the organisation of a specialised workshop.
The primary objectives of this pilot project are: (1) to expand the understanding of the transformative dynamics of violence; and (2) to facilitate research collaborations. In addition, this pilot project opens vantage points on the conditions for a sustainable and equitable post-war order. As the research engages in a discussion about the societal impact of the war and the dysfunctional aspects of state-society dynamics, it carries a strong potential to contribute to knowledge-transfer and the policy-driven debate about the post-war reconstruction.