Unbemannte bewaffnete Systeme – Trends, Gefahren und präventive Rüstungskontrolle
Forschungseinrichtung: TU Dortmund
Projektleitung: Prof. Dr. Dieter Suter
Laufzeit: April 2009 – Januar 2011
Forschungseinrichtung: TU Dortmund
Projektleitung: Prof. Dr. Dieter Suter
Laufzeit: April 2009 – Januar 2011
Altmann, Jürgen (2009): Preventive Arms Control for Uninhabited Military Vehicles. In: R. Capurro und M. Nagenborg (eds.): Ethics and Robotics. Heidelberg: AKA, 69-82. Zur Publikation.
Altmann, Jürgen (2010): Armed UAVs – Dangers for Peace, International Humanitarian Law and Security in Societies. In: FONAS Newsletter 10 October 2010, 3-5. Zur Publikation.
Altmann, Jürgen (2010): Uninhabited Systems and Arms Control. In: Ethical and Legal Aspects of Unmanned Systems – Interviews, Vienna: Austrian Ministry of Defense and Sport. Hrsg. Von G. Dabringer,121-128. Zur Publikation.
Altmann, Jürgen (2011): Rüstungskontrolle für Roboter. In: Wissenschaft und Frieden 1, 30-33. Zur Publikation.
Gormley, Dennis M.; Clarke, Colin P.; Altmann, Jürgen (2011): Missiles in the Middle East: Their Destabilizing Role. In: Arms Control and Missile Proliferation in the Middle East. Hrsg. von Bernd Kubbig und Sven-Eric Fikenscher. Abingdon/New York: Routledge, 39-62. Zur Publikation.
Senn, M.; Altmann, J.; Kubbig, B.W.; Scheffran, J.; Schmidt, H.-J.; Shulga, O. (2011): Caps and bans: Limiting, reducing, and prohibiting missiles and missile defences. In: B.W. Kubbig, S.-E. Fikenscher (eds.): Arms Control and Missile Proliferation in the Middle East. Abingdon/New York: Routledge. Zur Publikation.
Altmann, Jürgen (2012): Armed Robots and Preventive Arms Control. In: Robo- and Informationethics – Some Fundamentals. Hrsg. Von Michael Decker, Mathias Gutmann. Münster: LitVerlag, 7-30. Zur Publikation.
Altmann, Jürgen (2012): Der Kriegsmaschine Grenzen setzen. Rüstungsbegrenzung für bewaffnete unbemannte Fahrzeuge. In: Kriegsmaschinen. Roboter im Militäreinsatz. Hrsg. Von Hans-Arthur Marsiske. Heise: Hannover, 215-229. Zur Publikation.
Weidlich ,C.; Altmann, J. (2012): Unmanned Aerial Vehicles as a Challenge to a WMDFZ in the Middle East, Policy Brief, Frankfurt/M.: PRIF. Zur Publikation.
Seit den 1970er Jahren haben viele Streitkräfte unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicles, UAV) zur Aufklärung eingesetzt; inzwischen werden sie von über 50 Ländern entwickelt, hergestellt oder genutzt. Seit einigen Jahren gibt es den Trend, sie zu bewaffnen. Die USA bekämpfen Gegner in Irak, Afghanistan und Pakistan mit pilotenlosen Flugzeugen, die von einer Zentrale in den USA aus ferngesteuert werden. Die Entscheidung, wer oder was mit einem Flugkörper angegriffen wird, wird auf Grund des per Satellit übermittelten Videobildes getroffen. Prototypen von Kampfflugzeugen sind in verschiedenen Ländern in Entwicklung, u.a. auch in Deutschland. Auch an Wasser- und Landfahrzeugen ohne Besatzung wird gearbeitet. Perspektivisch sollen bewaffnete unbemannte Fahrzeuge/Systeme ihre Ziele autonom aussuchen und bekämpfen.
Leistungsfähige Waffensysteme ohne Besatzung an Bord würden den Streitkräften erhebliche Vorteile bieten. Bei breiter Einführung sind jedoch Gefahren abzusehen, die das Projekt in vier Schritten systematisch untersuchen soll.
1. Erfassung des Standes bei Forschung, Entwicklung und Stationierung unbemannter bewaffneter Systeme
Hierbei wird auf den Vorreiter USA ein besonderer Schwerpunkt gelegt, einbezogen werden aber auch andere NATO-Staaten einschließlich Deutschland sowie Israel, Russland, China und weitere Rüstungsproduzenten/-exporteure wie Pakistan und Iran.
2. Beschreibung der in den nächsten 20 Jahren zu erwartenden technischen Eigenschaften unbemannter bewaffneter Systeme mit ihren ungefähren Einführungszeiten
Die technischen Eigenschaften werden beschrieben, auf militärische Einsatzoptionen bezogen und in die militärischen Strategien eingeordnet. Auch die Möglichkeiten der Nutzung v.a. kleinerer Systeme durch nicht-staatliche Akteure werden untersucht. Besondere Fragen sind: Welche Optionen bieten unbemannte bewaffnete Systeme für Angriffe gegen nuklearstrategische Ziele? Kann man sichere Fernsteuerung über Satellit unter Gefechtsbedingungen gewährleisten? Was können autonome Systeme leisten, wo werden ihre Grenzen liegen – insbesondere in Bezug auf die Erkennung legitimer Ziele? Welche Gegenmaßnahmen können gegen bewaffnete UMS ergriffen werden?
3. Beurteilung unter den Kriterien der präventiven Rüstungskontrolle
Gemäß dieser Kriterien wird für eine neue Militärtechnik gefragt, ob sich dadurch besondere Gefahren ergeben in Bezug auf: Rüstungskontrolle, Kriegsvölkerrecht, Massenvernichtungswaffen; Stabilität, Wettrüsten, Proliferation; Mensch, Umwelt, Gesellschaft. Ein Thema bei bewaffneten unbemannten Systemen ist der Druck zur automatischen Waffenauslösung, der sich bei allgemeinem Aufwuchs durch Übertragungsverzug bei Fernsteuerung oder durch Funkstörung ergeben kann, mit Folgen für Stabilität in der Krise. Andere Themen sind: die Bedrohung westlicher Länder durch bewaffnete unbemannte Systeme möglicher Gegner oder von Terroristen, die Proliferation sowie die mögliche Umnutzung oder Umrüstung zukünftiger ziviler unbemannter Systeme/Roboter.
4. Analyse von Begrenzungsoptionen und Verifikationsmöglichkeiten
Ein Spektrum möglicher vorbeugender Begrenzungen wird untersucht, von einem globalen Verbot bewaffneter unbemannter Systeme in allen Medien über partielle Beschränkungen (etwa ein Verbot bewaffneter unbemannter Landfahrzeuge) bis zu Minimallösungen (wie ein Verbot autonomer Angriffe oder ein gegen terroristische Nutzung gerichtetes Verbot nur kleiner bewaffneter Luftfahrzeuge). Parallel werden die erforderlichen Verifikationsmechanismen betrachtet. Die Überlegungen sollen in Empfehlungen für staatliches Handeln münden.
Weil die Entwicklung bei Luftfahrzeugen am weitesten vorangeschritten ist, bilden sie den Schwerpunkt der Arbeit. Die Methoden sind interdisziplinär, von Informationsbeschaffung aus Literatur und Interviews über Betrachtungen zur Militärtechnik-Folgen bis zu naturwissenschaftlich-technischen Abschätzungen. Die Ergebnisse sollen als Buch in einem akademischen Verlag erscheinen sowie in Berlin Fachkundigen und Entscheidungsträgern/Innen vorgestellt werden.