Publikation
Schenk, Michael. 2022. Die Flüchtlingsthematik in den Medien – Medientenor und Bevölkerungsmeinung. Baden Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. Link.
Der Hintergrund des Forschungsvorhabens ist die durch Verfolgung, Gewalt, Konflikte und Krisen, die grobe Missachtung von Menschenrechten sowie schwierige Lebensbedingungen seit ein paar Jahren weltweit drastische Zunahme an Flüchtlingen. Derzeit zählen darunter so viele Menschen, wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Bisher kamen diese Flüchtlinge vor allem in Entwicklungsländern unter. Aufgrund schwieriger ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen, mit denen diese Länder selbst zu kämpfen haben, verlagern sich die Flüchtlingsbewegungen jedoch immer mehr in den europäischen Raum und dabei insbesondere nach Deutschland. Dessen Bevölkerung, die noch nie so vielen Menschen Zuflucht gewähren musste, reagiert entsprechend verunsichert auf die ungewohnte Situation.
Aktuelle Ereignisse, wie die Anschläge in Paris im November 2015, Brüssel und Nizza im Jahr 2016, zahlreiche Übergriffe in einigen deutschen Großstädten in der Silvesternacht 2015/2016 sowie die kürzlich stattgefundenen Vorkommnisse in Würzburg und Ansbach nähren diese Unsicherheit, verursachen Vorurteile und schüren Ängste, denen mittlerweile auch in der Öffentlichkeit zunehmend Ausdruck verliehen wird: So unter anderem in Form von scharfer öffentlicher Kritik an der aktuellen Politik, ebenso wie im Rahmen von Demonstrationen oder im Zuge der Wahlen, mit einem zuletzt besorgniserregenden Ausgang für rechtspopulistische Kräfte. Doch auch gewalttätige Eskalationen sind zu verzeichnen, wie beispielsweise im Rahmen vermehrter Anschläge gegen Flüchtlingsheime.
Die Medien spielen bei dieser gesellschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik eine bedeutende Rolle, denn sie sind in der Regel die einzige Bezugsquelle für Informationen über die Flüchtlinge und prägen damit im Besonderen die Vorstellungen, Meinungen und Einstellungen über diese. Der über die Medien vermittelte Tenor kann demnach entsprechende, teils schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Aus diesem Grund soll sich das Forschungsvorhaben diesem Medientenor bezüglich des massiven Anstieges an Asylsuchenden in Deutschland und dessen möglicher Konsequenzen auf das diesbezügliche Meinungsbild der Bevölkerung widmen. Im Fokus steht hierbei der Tenor zu den verschiedenen Themen und Ereignissen im Rahmen der Entwicklungen zur Flüchtlingsthematik, ebenso wie die Aussagen der in den Medien diesbezüglich zu Wort kommenden Akteure. Darüber hinaus sollen die folgenden drei Aspekte untersucht werden: Wie stellen die Medien die Flüchtlinge dar, wie positionieren sie sich in ihren Berichten und Artikeln hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland und wie wird die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel massenmedial kommuniziert?
Um diese Fragen zu beantworten wird eine umfassende Inhaltsanalyse der in der deutschen Medienlandschaft wichtigsten Nachrichtenmedien im Print- und TV-Bereich sowie der am meisten genutzten sozialen Medien über den Zeitraum von einem Jahr durchgeführt.
Des Weiteren werden bevölkerungsrepräsentative Umfragedaten aus diesem Zeitraum mit Bezug zu dieser Thematik hinzugezogen, an denen schließlich der ermittelte Medientenor gespiegelt wird, um festzustellen, inwiefern die massenmedialen Darstellungen auf die Stimmung in der deutschen Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen, aber auch gegenüber der aktuellen deutschen Politik Auswirkungen zeigen. Darüber sollen Erkenntnisse gewonnen werden, wie künftig mit derart sensiblen, emotions- und konfliktbeladenen Themen in der Berichterstattung umgegangen werden sollte und wie auch die Politik diesbezüglich besser in der Öffentlichkeit agieren und auf die entsprechende öffentliche Kommunikation reagieren sollte. Mittels zu formulierenden Handlungsempfehlungen sollen künftig medial erzeugte negative Konsequenzen für die Gesellschaft im Idealfall vermieden oder ihnen zumindest gegengesteuert werden, indem eine bestmögliche Basis für die Meinungsbildung der breiten Bevölkerung geschaffen und darüber idealerweise ein friedlicheres Miteinander unterstützt wird.