Die De-/Konstruktion von Krieg in der internationalen meinungsführenden Presse: Der „Fall“ Irak (2003)
Forschungseinrichtung: Universität Hildesheim
Projektleiterin: Prof. Dr. Una Dirks, Universität Hildesheim
Laufzeit: April 2004 – Januar 2007
Forschungseinrichtung: Universität Hildesheim
Projektleiterin: Prof. Dr. Una Dirks, Universität Hildesheim
Laufzeit: April 2004 – Januar 2007
Dirks, Una (2009): Der Irak-Konflikt in den Medien. Eine sprach-, politik- und kommunikationswissenschaftliche Analyse. Konstanz 2009. Zur Publikation.
Dirks, Una (2009): Wissenstransfers als Balanceakte eines professionellen Journalismus im Kontext des Irak-Konfliktes. In: Oliver Stenschke & Sigurd Wichter (Hg.), Wissenstransfer und Diskurs. Frankfurt a.M. u.a. Peter Lang. Zur Publikation.
Dirks, Una (2008): Die Mediatisierung der Kriegsgründe im Irak-Konflikt: Story telling und evidenzbasierte Diskursfragmente im Widerstreit. Ein Vergleich der deutschen US-amerikanischen ‚Qualitätspresse‘. In: Heinz Bonfadelli et al. (Hg.), Seismographische Funktion von Öffentlichkeit im Wandel. Wiesbaden: VS Verlag, 247-278. Zur Publikation.
Dirks, Una (2007): The de/construction of war in the international opinion-leading Press: The case of Iraq (2003). In: Critical Discourse Analysis of media texts. Hrsg. von Bernardo, José M. et al. Valencia, 53-68. Zur Publikation.
Dirks, Una (2006): Akzeptanzwerbung in britischen Editorials: Pro und Contra Irakkrieg. (unter Mitarbeit von Anne K. Schmidt) In: Strategien politischer Kommunikation. Hrsg. von Girnth, Heiko; Spieß, Constanze. Berlin, 148-167. Zur Publikation.
Dirks, Una (2006): Domestische frames in narrativem Gewand. Die Banalisierung des Irak-Krieges in der internationalen Qualitätspresse. In: Banal Militarism. Zur Veralltäglichung des Militärischen im Zivilen. Hrsg. von Tanja Thomas und Fabian Virchow. Bielefeld, 265-288. Zur Publikation.
Dirks, Una (2006): Die Mediatisierung des „oracular reasoning“ über den Irak-Konflikt (2003): Ein journalistisches Aus-/Bildungsproblem? In: bildungsforschung, 3 (1). Zur Publikation.
Dirks, Una (2006): Critical Discourse Analysis of the Iraq Conflict in the British and German ‘Quality’ Press. Revista Alicantina de Estudios Ingleses 19(1), 101-123. Zur Publikation.
Dirks, Una (2005): Decamouflieren und Adaptieren von politischem Spin – Ein Pressetextvergleich deutscher und US-amerikanischer Aufmacher zum Irakkonflikt. In: Pressetextsorten im Vergleich – Contrasting Text Types in the press. Hrsg. von Chestermann, Andrew und Lenk, Hartmut. Hildesheim, 35-57. Zur Publikation.
Dirks, Una (2005): Pressekommentare zur größten Friedensdemonstration vor dem Irakkrieg (2003) aus transkultureller Perspektive – Eine dokumentarische Gattungsanalyse. (unter Mitarbeit von Gabriele Kohlmeyer) In: Mediendiskurse. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Hrsg. von Fraas, Claudia und Klemm, Michael. Frankfurt, 286-308. Zur Publikation.
Ausgehend von den Grundprämissen, dass Konflikte oder gar der Ausbruch eines Krieges die Integration und soziale Ordnung einer Gesellschaft in Frage stellen, dass militärische Maßnahmen i.d.R. kein probates Mittel zur Lösung politischer, kultureller oder ökonomischer Differenzen sind und dass die von Medienakteuren angebotenen Deutungen die öffentliche Meinungsbildung erheblich beeinflussen können, befasst sich das Forschungsprojekt mit den folgenden Leitfragen:
Neben den potentiell kriegsförderlichen oder -hinderlichen Darstellungspraktiken finden zudem jene Diskurselemente Berücksichtigung, die friedensstiftende und -sichernde Ausschöpfungspotentiale verdeutlichen und Perspektiven für den Beitrag der Presse zum Friedenserhalt aufzeigen. In diesem Zusammenhang interessieren v.a. die Mediatisierungsmodi im Umgang mit den offiziellen Kriegsgründen.
Das Daten-Sample besteht zum einen aus Aufmachern und Kommentaren US-amerikanischer (New York Times, Washington Post), kanadischer (The Toronto Star, The Globe & Mail), britischer (The Independent, The Times) und deutscher Tageszeitungen (FAZ, SZ). Zum anderen beinhaltet es Experteninterviews mit den JournalistInnen, welche die Pressetexte verfasst haben. Die Datenanalyse erfolgt im Rahmen einer ‚verstehend erklärenden’ Kulturheuristik. Demnach werden Pressetexte zugleich als Medium und Produkt bedeutungsorientierter Relationierungen von Struktur und Schreib-/Handeln begriffen (vgl. „duality of structure & agency“, Giddens 1995), d.h.: Im Textproduktionsprozess selektieren und enaktieren JournalistInnen für situationsangemessen befundene Frames und Scripts mithilfe genre-spezifischer textueller Strukturierungen, die wiederum neue oder bereits vorhandene Handlungsregeln und Ressourcen rekursiv hervorbringen.
Da die in der Dualität von unterschiedlichen Struktur- und Handlungsdimensionen vollzogene Synthese mikro- und makrotheoretischer Perspektiven einer weiteren Ausdifferenzierung bedarf, operiert die Forschungsheuristik zudem mit den Forschungsstrategien des Deutenden Verstehens und Ursächlichen Erklärens im Anschluss an Max Weber (1988/1913). Auf diese Weise lassen sich die jeweilige Situation im Irak-Konflikt und die politischen Orientierungen der einzelnen Zeitungsredaktion mit den Praxis-/ Wissenskomplexen der JournalistInnen systematisch verknüpfen. Darüber hinaus bietet ein Verstehendes Erklären Einblicke in die Konstitution unterschiedlicher Aggregateffekte, die sich auf der Ebene von Pressetexten infolge kontrastiver Textanalysen an Genretypen festmachen lassen sowie Aussagen zu Veränderungen im Professionalisierungsprozess der JournalistInnen und zu etwaigen Modernisierungsprozessen im politischen Presseressort ermöglichen.
Die methodische Operationalisierung der Forschungsheuristik erfolgt im wesentlichen mithilfe der ‚Dokumentarischen Gattungsanalyse’ (Dirks 2004): Die immanenten, expressiven und dokumentarischen Sinngehalte (Mannheim 1964) der Pressetexte werden anhand diverser pragma- und textlinguistischer Methoden erschlossen, miteinander kontrastiert und im Zuge einer Triangulation mit den Ergebnissen aus den Interviewanalysen hinsichtlich der o.g. Aggregateffekte weiter ausdifferenziert. Mithilfe einer Typisierung und Modellierung pressespezifischer bzw. -übergreifender Diskurskulturen mittlerer Reichweite (Merton 1967) vor und nach dem Irak-Krieg will das Forschungsprojekt Antworten auf die eingangs formulierten Leitfragen aus genre-, professions- und modernisierungstheoretischer Perspektive geben.