Erklärungsmuster und Kontrollierbarkeit terroristischer Gewalt – Lokale Wurzeln und “Gewaltexport” aus muslimisch geprägten Ländern
Forschungseinrichtung: Universität Bielefeld
Zeitraum: 10. – 12. April 2008
Forschungseinrichtung: Universität Bielefeld
Zeitraum: 10. – 12. April 2008
Sind gegenwärtige Erscheinungsformen terroristischer Gewalt als Ausdruck eines zunehmenden und weiterreichenden Verlustes von Kontrolle über Gewalt zu deuten, welcher eine Steigerung von Gewaltraten erwarten lässt? Diese Frage nach Kontrollverlusten – aber auch möglichen Kontrollgewinnen – im Zusammenhang mit dem Gewaltphänomen „Terrorismus“ steht bei dem geplanten Workshop mit Fokus auf muslimisch geprägte Gesellschaften im Vordergrund. Nicht nur besteht hinsichtlich der Erklärung terroristischer Gewalt ein enormer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Deutungsbedarf (vgl. Waldmann 1998), auch ist gerade in der Analyse der terroristischen Akte nach dem 11. September 2001 die These verbreitet, diese Aktionen seien immer weniger vorhersehbar und kontrollierbar (vgl. u.a. Björgo 2005).
Der geplante Workshop ist eingebunden in die Arbeit einer international und interdisziplinär zusammengesetzten Forschungsgruppe, die sich im Zeitraum von Oktober 2007 bis September 2008 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld mit der Kontrollierbarkeit von Gewalt befassen wird. Untersucht wird dabei die übergeordnete These, ob wir es in Zukunft mit einem zunehmenden Verlust an Kontrolle über Gewalt zu tun haben werden, der eine Steigerung der Gewaltraten erwarten lässt. Die These des Kontrollverlustes (vgl. Heitmeyer 2004: 88) speist sich aus dem Befund, dass es in gegenwärtigen Gesellschaften eine zunehmende gleichsam vagabundierende Gewalt gibt, die dazu führt, dass überall und unberechenbar Gewalteskalationen entstehen und von den jeweiligen Kontrollregimen, wie Polizei, staatliche Überwachungsinstitutionen, nationalstaatliche Repressionsapparate, internationales Recht, nicht mehr hinreichend eingehegt werden können.
Hinzu kommt, dass die Ambivalenz des Kontrollparadigmas auch zu einer Ausweitung von Gewalthaftigkeit beitragen kann, wenn die Kontrollregime ihrerseits Gewalt anwenden. Bei der Betrachtung terroristischer Gewalt muss analytisch zwischen nationalen bzw. lokalen Wurzeln solcher Gewaltaktionen auf der einen und ihrem gegenwärtigen transnationalen Charakter, d.h. ihrer Erscheinungsform als „Exportgut“, auf der anderen Seite unterschieden werden, da sich hieraus je eigene Anforderungen an die Gewaltkontrolle durch die unterschiedlichen Kontrollregime ergeben. Vier