Frauen, Flucht – und Frieden? Friedensfördernde Praktiken von Frauen in Flüchtlingslagern
Projektleiterin: Prof. Dr. Ulrike Krause, Juniorprofessur für Flucht- und Flüchtlingsforschung, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) und Institut für Sozialwissenschaften (IfS), Universität Osnabrück
Projektbearbeitung: Nadine Segadlo
Projekttyp: Standardprojekt
Fördersumme: 100 Tsd. Euro
Laufzeit: 24 Monate
Frauen, Flucht – und Frieden? Friedensfördernde Praktiken von Frauen in Flüchtlingslagern
Projektleiterin: Prof. Dr. Ulrike Krause, Juniorprofessur für Flucht- und Flüchtlingsforschung, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) und Institut für Sozialwissenschaften (IfS), Universität Osnabrück
Projektbearbeitung: Isabella Bauer
Fördersumme: 100 Tsd. Euro
Projektlaufzeit: 24 Monate
Publikationen
Edler, Hannah, Ulrike Krause und Nadine Segadlo. 2024. Making sense of peace in exile? Displaced people’s intersectional perceptions of peace. In: Peacebuilding, 1–18. https://doi.org/10.1080/21647259.2024.2418690
Krause, Ulrike, Edler, Hannah und Segadlo, Nadine. 2023. ‘Vielfalt von Friedens(be)deutungen in Fluchtsituationen’, FluchtforschungsBlog, 21.09.2023. Link.
Werning, Anna. 2023. ‘Report about the symposium on “Refugees and Peace: Situated Knowledge, Lived Experience, and Gender Dynamics”’, OsnaDocs Konferenzbericht (Osnabrück: Osnabrück University). Link.
Edler, Hannah. 2023. Report about the 2nd Workshop on “African Forced Migration Studies in Germany” focusing on Peace and Forced Migration. 2nd Workshop on African Forced Migration Studies in Germany: Peace and Forced Migration, Osnabrück: Osnabrück University. Link.
Krause, Ulrike und Nadine Segadlo. 2023. Friedens- und Konfliktforschung. In: Flucht- und Flüchtlingsforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium, Baden-Baden: Nomos, pp. 53-60. Link.
Krause, Ulrike. 2022. Kontinuitäten von Gewalt auf der Flucht mit Fokus auf Unterkünfte und Aufnahmelagern. In: Gewaltschutz in Geflüchtetenunterkünften. Theorie, Empirie und Praxis, Bielefeld: transcript, pp. 55-84. Link.
Krause, Ulrike. 2022. Flucht und Frauen: Reflexionen des Forschungsstandes. In: Geflüchtete Frauen. Analysen – Lebenssituationen – Angebotsstrukturen, Wiesbaden: Springer, pp. 23–43. Link.
Krause, Ulrike und Nadine Segadlo, Franzisca Zanker und Hannah Edler. 2022. Zu Hause bleiben und „social distancing“ – für Geflüchtete oft nicht möglich. Bundeszentrale für politische Bildung – Kurzdossiers: (Flucht-)Migration und Gesundheit, Link.
Krause, Ulrike, Nadine Segadlo und Franzisca Zanker. 2021. Press Release, „Studie: Corona-Pandemie hat weitreichende Folgen für Geflüchtete in afrikanischen Staaten „, Universität Osnabrück, Link.
Krause, Ulrike und Nadine Segadlo. 2021. Conflict, Displacement … and Peace? A Critical Review of Research Debates, In: Refugee Survey Quarterly, Volume 40, Issue 3, September 2021, Pages 271–292, Link.
Segadlo, Nadine. Krause, Ulrike. Zanker, Franzisca. Edler, Hannah. 2021. „Everyone was overwhelmed by the fears and the panic of the unknown disease” Kenyan Refugee Protection and the COVID-19 Pandemic. IMIS Working Paper, No. 10. Link.
Segadlo, Nadine. Krause, Ulrike. Zanker, Franzisca. Edler, Hannah. 2021. Effects of the COVID-19 pandemic on refugees and their protection in Kenya, Uganda, Ghana, Nigeria, South Africa and Zimbabwe. ABI Working Papers, No. 18. Link.
Segadlo, Nadine. 2021. (Ir)Relevance of Peace? Reflecting Debates about Peace and Conflict in Forced Migration Studies, FluchtforschungsBlog, 21.09.2021, Link.
Ulrike Krause, Nadine Segadlo und Franzisca Zanker. 2021. Forschungen zur Situation in afrikanischen Flüchtlingscamps, Interview Deutschlandfunk Kultur, Link.
Segadlo, Nadine, Ulrike Krause, Franzisca Zanker und Hannah Edler. 2021. Effects of the COVID-19 pandemic on refugees and their protection in Kenya, Uganda, Ghana, Nigeria, South Africa and Zimbabwe, ABI Working Papers No. 18, Link.
Segadlo, Nadine, Ulrike Krause, Franzisca Zanker und Hannah Edler. 2021. “Everyone was overwhelmed by the fears and the panic of the unknown disease”. Kenyan Refugee Protection and the COVID-19 Pandemic. IMIS Working Paper 10, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück. Link.
Denkowski, Cordula von und Krause, Ulrike. 2020. ‘Transfer of Knowledge for and with Whom? Ethical Reflections on Participatory Research with Displaced People’, in Monika Gonser, et al. (Hrsg.), Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung: Kommunikation, Beratung und gemeinsames Forschungshandeln (Münster: Waxmann Verlag), 137-149.
Moyo, Khangelani und Franzisca Zanker. 2020. COVID-19 and Refugees and Asylum Seekers in South Africa, Fluchtforschungsblog, Link.
Krause, Ulrike und Segadlo, Nadine. 2020. Welche Bedeutungen hat Frieden für Geflüchtete?, FluchtforschungsBlog, 21.09.2020, Link.
Krause, Ulrike und Gato, Joshua. 2019. ‚Escaping Humanitarian Aid in Camps? Rethinking the Links Between Refugees’ Encampment, Urban Self-Settlement, Coping and Peace‘, Friedens-Warte, 92 (1/2), 76-97, Link.
Krause, Ulrike und Bauer, Isabella. 2019. ‚Geflüchtete Frauen als friedenspolitische Akteurinnen?‘, FluchtforschungsBlog, 19.09.2019, Link.
Zusammenfassung
Welche Bedeutungen messen Menschen und insbesondere Frauen, die vor gewaltsamen Konflikten geflohen sind, Frieden zu? Diese Frage ist im Forschungsprojekt zentral.
Weltweit tragen gewaltsame Konflikte dazu bei, dass viele Menschen ihre Herkunftsregionen verlassen, um in anderen Gebieten oder Ländern Schutz zu suchen. Wissenschaftliche Studien zum Nexus von Konflikt und Flucht eruieren bisher vorrangig Konfliktfolgen. Sie belegen, dass konfliktbedingte Gewalt in Aufnahmesituationen von Geflüchteten, insbesondere in Flüchtlingslagern, anhalten und Frauen vor spezifische Risiken stellen kann. In dieser auf Gefahren konzentrierten Forschung bleibt allerdings die Bedeutung von Frieden vernachlässigt. Zumeist wird Frieden reduziert als Bedingung für die Rückkehr der Menschen an ihre Herkunftsorte, jedoch nicht als prägenden Teil des Alltags oder als Handlungsmotiv Geflüchteter und konkret geflüchteter Frauen betrachtet.
An dieser Stelle knüpft das Forschungsvorhaben Frauen, Flucht – und Frieden? Friedensfördernde Praktiken von Frauen in Flüchtlingslagern an. Das Vorhaben stellt Frieden in das Zentrum der Analysen und verbindet friedens- und fluchtwissenschaftliche Diskurse. Der Konflikt-Flucht-Nexus wird um eine interdependente Verbindung mit Frieden ergänzt und Flüchtlingslager als friedensrelevante Postkonfliktsituationen verstanden. Anhand empirischer Forschung mit Fallstudie im kenianischen Flüchtlingslager Kakuma sind die Ziele zu untersuchen, wie geflüchtete Frauen Frieden verstehen, wie sie sich im Lager und bezogen auf Herkunftsregionen für friedvolle Verhältnisse einsetzen möchten sowie welche Möglichkeiten und Grenzen sie in ihren friedensfördernden Praktiken erfahren.
Zur Untersuchung bedient sich das Vorhaben eines Agency-Fokus im Sinne des local turn der kritischen Friedensforschung. Ein wichtiger Bestandteil dieser Ausrichtung ist, dass das Vorhaben von einer vorgefertigten, feststehenden und gegebenenfalls eurozentrischen Friedensdefinition absieht. Einhergehend mit dem local turn wird stattdessen das ‚lokale‘ Wissen und folglich die Auffassungen geflüchteter Frauen von Frieden als wesentlich betrachtet und erhoben. Auf Grundlage dessen werden die Praktiken der Frauen für Frieden in ihrem Verständnis wie auch die Möglichkeiten und Grenzen für ihr Friedenshandeln erforscht. Zur Analyse dieser Handlungen zieht das Vorhaben die Agency-Theorie von Ruth Lister (2004) heran.
Das Flüchtlingslager Kakuma im Nordwesten Kenias dient als Fallstudie. Kakuma hat die für Flüchtlingslager charakteristischen Strukturen der Verwaltung und Schutzleistungen, wurde 1992 gegründet und beherbergt etwa 160.000 Geflüchtete, die aus Konflikten u.a. im Südsudan, in Somalia und in der Demokratischen Republik Kongo geflohen sind. Zur Datenerhebung in Kakuma wird mit einem qualitativen Mehrmethodenansatz explorativ gearbeitet. Des Weiteren sollen mit teilnehmenden Beobachtungen, problemorientierten ethnographischen Interviews, Gruppendiskussionen und Transect-Walks empirische Befunde erhalten werden.
Mit der Wendung der Perspektive hin zu Frieden möchte das Forschungsvorhaben wissenschaftliche Debatten zur Rolle von Frieden für Geflüchtete anregen und einen Beitrag zur Schließung von Forschungslücken leisten. Zudem verfolgt das Projekt friedenspolitische Anliegen und möchte überdies mit humanitären Akteur*innen die Ergebnisse teilen, um Aufschluss über geflüchtete Frauen als handelnde Akteurinnen und ihre friedensbezogenen Praktiken zu geben.
Die Projektseite am IMIS finden Sie hier.
Abstract
What meanings do people, and in particular women, who have fled violent conflicts ascribe to peace? This question is central in the research project.
Worldwide, violent conflicts contribute to people leaving their homes to seek safety in other regions and countries. Research about the nexus of conflict and forced migration has thus far primarily explored effects of conflicts. Studies show that conflict-induced violence can persist in refugee situations, particularly in camps, and can pose specific risks for women. Yet the inherent focus on violence neglects the role of peace. For the most part, peace is reduced to a condition for the repatriation of people to their places of origin. However, it is not considered as an impacting part of everyday life or as a motive for actions of refugees and women specifically.
This is where the project Women, Forced Migration – and Peace? Peacebuilding practices of women in refugee camps comes in. The project places peace at the core of the research and links academic discourses on forced migration and peace. The nexus of conflict and forced migration is complemented with an interdependent connection to peace and refugee camps are understood as peace-relevant post-conflict situations. Through empirical research with case study in the refugee camp Kakuma in Kenya, the aim is to investigate how women understand peace, how they seek to contribute to peaceful conditions in the refugee camp and in regions of origin, and what opportunities and limitations they experience in their peacebuilding practices.
For the analysis, the project draws on an agency focus and the local turn of critical peace research. An important part of this orientation is that the project refrains from a preconceived, fixed and possibly Eurocentric definition of peace. In line with the local turn, the ‘local’ knowledge and thus the views of the women on peace are perceived as essential and explored. Based on that women’s practices for peace in their understanding as well as opportunities and limitations for their peace-related action are researched. To this end, the project employs Ruth Lister’s (2004) agency theory.
The refugee camp Kakuma in Northwestern Kenya serves as a case study. With its administration and protection structures, Kakuma has typical camp features. It was founded in 1992 and hosts about 160,000 refugees who have fled conflicts among others in South Sudan, Somalia and the Democratic Republic of Congo. For data collection in Kakuma, an explorative qualitative multi-method approach is used. Empirical data is gathered among others by means of participant observation, problem-oriented ethnographic interviews, group discussions and transect-walks.
By turning the perspective to peace, the project aims to stimulate academic discussions about the role of peace for refugees and to contribute to closing research gaps. In addition, the project pursues policy relevance and aims to share results about women as actors and their peacebuilding practices with humanitarian actors.