Publikationen
Frindte, Wolfgang; Haußecker, Nicole; Jirschitzka, Jens (2016). Mediale Terrorberichterstattung und deren Interpretation vor und nach 9/11. In: Karmann, Till; Mausbach, Wilfried; Thunert, Martin; Wendt, Simon (Hg.): Zeitenwende 9/11? Eine Transatlantische Bilanz 10 Jahre Danach, 333-374. Heidelberg. Zur Publikation.
Frindte, Wolfgang; Geschke, Daniel; Wagner, Sebastian (2016): Terrorism – orchestrated staging and indicator of crisis. In: Auer, Claudia; Schwarz, Andreas; Seeger, Matthew W. (Hg.). Handbook of International Crisis Communication Research, 200-211. Malden, USA: Wiley Blackwell. Zur Publikation.
Haußecker, Nicole; Jirschitzka, Jens; Frindte, Wolfgang (2014): Framing in der Terrorismusberichterstattung in Fernsehnachrichten. In: Marcinkowski, Frank (Hg.): Framing als politischer Prozess. Beiträge zum Deutungskampf in der politischen Kommunikation. Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 6. Baden-Baden: Nomos-Verlagsgesellschaft, S. 163-178. DOI: 10.5771/9783845246024-163.
Frindte, Wolfgang; Haußecker, Nicole; Jirschitzka, Jens; Scheufele, bertram; Gniechwitz, SUsanne; Geschke, Daniel; Wolf, Katharina (2011): Terrorismus – mediale Konstruktion und individuelle Interpretation: Ein friedenswissenschaftlicher Beitrag zur medien- und sozialwissenschaftlichen Analyse und Bewertung terroristischer Bedrohungen in Deutschland. Forschung DSF No. 27. Osnabrück: Deutschland. Zur Publikation.
Frindte, Wolfgang (Hrsg.); Haußecker, Nicole (2010): Terrorismus – Mediale Konstruktionen und individuelle Interpretationen. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften. Zur Publikation.
Frindte, Wolfgang; Jirschitzka, Jens; Gniechwitz, Susan & Haußecker, Nicole (2010). Terrorismus – mediale Konstruktionen und individuelle Interpretationen. In Glunz, C. & Schneider, Th. F. (Hrsg.). Sonderband des Jahrbuches „Krieg und Literatur/War and Literature“. Osnabrück: Universitätsverlag V&R unipress, 19-56. Zur Publikation.
Haußecker, Nicole (2007). Zur Berichterstattung über Terrorismus, am Beispiel der Terroranschläge in Kenia 2002. In: Glaab, Sonja (Hrsg.): Medien und Terrorismus. Wissenschaft und Sicherheit, Band 3. Berlin: Berliner Wissenschaftsverlag. Zur Publikation.
Zusammenfassung
Der 11. September 2001 wird oftmals als „Wendepunkt“ oder gar als Beginn des „Vierten Weltkrieges“ bezeichnet. Mit den Terroranschlägen scheint deutlich geworden, dass Globalisierung sich nicht nur an der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtung, der Ausweitung von Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten, an Handels- und Finanzströmen, Migrationsprozessen, sondern auch an der weltweiten, transnationalen Vernetzung des Terrorismus aufzeigen ließe. Insofern stellt der Terrorismus eine grundsätzliche Bedrohung des nationalen und internationalen Friedens dar, weil eben durch die asymmetrische Verknüpfung von terroristischen Aktionen und antiterroristischen Reaktionen die Gefahr wächst, basale Eigenschaften von Zivilgesellschaften (Freiheit, Menschenrechte, Demokratie) zu desavouieren.
Terrorismusforschung ist demzufolge in ihren Grundlagen Konflikt- und Friedensforschung. Diesem Anspruch fühlen sich die Bearbeiter eines Projekts verpflichtet, dass seit Juli 2007 von der Deutschen Bundesstiftung für Friedensforschung gefördert und am Institut für Psychologie und dem Bereich Kommunikationswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität in Jena von den Professoren Frindte und Scheufele unter Mitarbeit von Nicole Haußecker, MA, und Diplompsychologen Johannes Schneider geleitet und bearbeitet wird.
Ein erstes Ziel des Projekts ist auf die Analyse und Bewertung terrorrelevanter medialer Berichterstattungen gerichtet. Seit Mitte August werden komplexe medienwissenschaftliche Auswertungen von terrorrelevanten Berichterstattungen durchgeführt. Dabei werden mediale Zeitverlaufsdaten der Nachrichten von ARD, ZDF, RTL, Sat1, N-TV und Arte in Deutschland aufgezeichnet und über zwei Jahre (von 2007-2009) einer quantitativen und qualitativen Analyse unterzogen. Kommunikationswissenschaftliche Ansätze bilden dabei den theoretischen Hintergrund, um zu klären, wie und warum mediale Berichterstattung über Terrorismus bestimmte Vorstellungen über Terror salient machen kann und bestimmte kausale Interpretationen, moralische Bewertungen und/oder die Beschäftigung mit den entsprechenden Aspekten gefördert werden können.
Ein zweites Ziel des Projekts bezieht sich auf das alltägliche Terrorverständnis und die alltäglichen Beschreibungen der deutschen Bevölkerung im Umgang mit dem modernen Terrorismus. Dabei geht es u.a. um folgende Fragen: In welcher Weise verändern die von den Medien konstruierten Bilder und Vorstellungen über terroristische Anschläge die individuellen Konstruktionen über Terrorismus (z.B. das alltägliche Terrorverständnis, die alltäglichen Erklärungen über Ursache-Wirkungsbeziehungen oder das individuelle Bedrohungserleben)? Inwieweit wird das Sicherheitsverhalten, die Solidaritätsbereitschaft, das Mobilitätsverhalten oder der Destabilisierungsgrad demokratischer Orientierungen in der Bevölkerung (z.B. Ethnozentrismus, Nationalismus, Patriotismus) durch die mediale Berichterstattung beeinflusst? Verfügt die deutsche Bevölkerung über die oftmals beschworene historische Gelassenheit und wovon hängt diese Gelassenheit ab? Zur Beantwortung dieser Fragen werden 100 ausgewählte erwachsene deutsche Personen (im Hinblick auf Mediennutzungsverhalten, Alter, Geschlecht, Bildung und regionale Herkunft annähernd vergleichbar mit der Gesamtbevölkerung) im Verlaufe der Projektzeit zu drei Erhebungszeitpunkten wiederholt interviewt (Panel).
Das soziale, gesellschaftliche Umfeld ist ganz offensichtlich eine – ja vielleicht die entscheidende – Größe, wenn es um das Verständnis des Terrorismusphänomens geht. Um relevante soziale Umweltbedingungen von Terror und Terrorismus zu eruieren, haben die Bearbeiter inzwischen ein weiteres Projekt vorbereitet, mit dem u.a. das Unterstützungs- bzw. Ablehnungspotential terroristischer Aktivitäten durch die Bevölkerung und ausgewählte Gruppierungen untersucht werden soll. Den Kern dieser Analysen bilden drei repräsentative Bevölkerungsbefragungen, die in Deutschland während der nächsten zwei Jahren mit jeweils 1.000 Deutschen ab 16 Jahren (ohne Migrationshintergrund) und mit Vertretern der moslemischen Minderheiten (300 legal in Deutschland lebende Muslime ab 16 Jahren,) durchgeführt werden.
Der Terror und die damit verbundene Gewalt sind Zeichen, deren Auftrittswahrscheinlichkeiten und Bedeutungen viel schwerer zu entschlüsseln sind, als ihre brachialen Akte es erscheinen lassen. Uns fehlen offenbar geeignete wissenschaftliche Sensorien und Indikatoren, um potentielle Terrorbedrohungen und deren Folgen beobachten, bewerten und prognostisch beurteilen zu können. Terroristische Netzwerke agieren autonom und eigendynamisch. Insofern mag der Terror blindwütig sein; seine Akteure hingegen sind es nicht. Auch mögen sich die Vorbereitung terroristischer Aktionen, die personalen und sozialen Charakteristika der terroristischen Gruppen und ihrer Führer etc. zwar weitgehend herkömmlicher sozialwissenschaftlicher Erforschung entziehen, die sozialen Potentiale und Latenzen des Terrorismus sind aber keinesfalls unbestimmt und durchaus beobachtbar.
Es handelt sich um die Mythen und Ideologien der Gegen-Moderne und ihre Vertreter. Phänomenologisch haben wir es dabei u.a. mit politisch, religiös und/oder ethnisch begründeten Ethnozentrismen, Nationalismen, sozialen Diskriminierungen, Anti-Amerikanismen, Anti-Semitismen und Gewaltbefürwortungen zu tun. Insofern mag der mehrfach geäußerte Verdacht, Terrorismus sei der andere, bisher unsichtbare Teil der Moderne durchaus seine dialektische Berechtigung haben. Das bedeutet aber auch, Terrorismus ist in seinen Potenzen und Latenzen aktuell in jeder modernen Gesellschaft beobachtbar. Diese Beobachtung wissenschaftlich zu forcieren, um mit an den Grundlagen einer friedlichen Weltordnung zu arbeiten, ist das Grundliegen des gestarteten Projekts.
Abstract
Terrorism – Media-Driven Construction and Individual Interpretation: A Peace-Scientific Contribution to the Analysis of Terror Threat in Germany.
The project is embedded into a larger research program consisting of several modules connecting quantitative and qualitative research on the phenomena of terrorism as individual construction processed by the media. The research program includes a 2 year media analysis of the news of TV-channels with the best coverage, a qualitative longitudinal study and a quantitative longitudinal study focussing on minorities as well as on the major population in Israel and Germany. These long-term analyses will be framed by a large number of experimental studies, interviews with opinion leaders, event dependent investigation, self-promotion of terror-protagonists (e.g. on the internet) and other detailed supporting research by contributors to the projects.
The modules supported by the Deutsche Stiftung Friedensforschung are the media analysis and the longitudinal qualitative study in Germany.
The media analysis contains the newscasts with the best viewer levels on German TV as well as special TV-magazines on the topic. The newscasts will be recorded and the segments reporting information about terrorism will be transcribed and analyzed with respect to formal and thematic criteria of the report. Here we put a strong emphasis on the complex investigation of emotionalizing, dramatizing and evaluative cues of the news. A comparison between the terrorism frames constructed by the media and those existing in the population is intended.
The longitudinal qualitative study focuses on individual constructions about terrorism, the general attitude towards terrorism (e.g. acceptance of anti-terror operations, acceptance of terror groups), the impact of terrorism on the daily life (e.g. mobility, travel, solidarity), social and democratic attitudes (e.g. ingroup favourism such as ethnocentrism, nationalism, patriotism and outgroup discrimination like islamophobia, anti-Americanism, anti-Semitism), individual and social mediator variables (e.g. sociodemographic and socioeconomic characteristics, general xenophobia, social dominance orientation, authoritarianism, personal values, religious beliefs) and media reception behaviour (e.g. favourite news channel, general information seeking).
100 participants will be interviewed for the study and will be given short questionnaires three times during the two years. Of specific interest are the causal explanations of terrorism that exist in the population and the personal and general estimation of terror threats in Germany as well as their linkage to the media. The longitudinal design of the study, the asymmetric communication between mass media and recipient and the news diaries of the participants will enable us to find out whether the individual constructions of the participants are influenced by the mode of the presentation of the news reports. The assessment of the moderator variables may give further insight into the relation between the processing of newscast information by the population and the different styles of dramatizing, emotionalizing and evaluative cues given in the newscasts. The mixture of qualitative interviews and quantitative assessment also enable an investigation of the validity of the short scales that nevertheless of being broadly criticized are often used in popular quantitative surveys.