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Auf dem Bild ist das Logo der Stiftung in klein abgebildet.Die deutsche Friedensbewegung im Kontext des Ukraine-Krieges: Wandel interner Diskurse und Deutungskämpfe

Projektleitung: Prof. Dr. Priska Daphi und Dr. Larissa Meier; Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Soziologie
Projektmitarbeiterin: Marieluise Mühe
Projekttyp: Profilprojekt
Fördersumme: 150 Tsd. Euro
Laufzeit: 30 Monate

Zusammenfassung

FriedensaktivistInnen sehen sich aktuell scharfer Kritik ausgesetzt. Insbesondere ihr Widerstand gegen Waffenlieferungen an die Ukraine stößt auf Unverständnis. Wie reagieren FriedensaktivistInnen auf diese Herausforderungen? Diese Frage untersucht das Profilprojekt und befasst sich insbesondere mit den internen Diskursen und Deutungskämpfen zwischen friedenspolitischen Gruppen. Dabei gehen wir zum einen der Frage nach, welche Interpretationen von Konfliktursachen und Friedensstrategien in Bezug auf den aktuellen Ukrainekrieg diskutiert werden und inwiefern sich diese Interpretationsmuster von früheren Deutungen unterscheiden. Zweitens wird untersucht, inwiefern es zu Deutungskonflikten kommt in denen sich unterschiedliche Friedensgruppen mit verschiedenen Interpretationen und Ansätzen gegenüberstehen.

Das Profilprojekt nimmt eine umfangreiche empirische Untersuchung der gegenwärtigen deutschen Friedensbewegung vor. In einem ersten Schritt führen wir ein Mapping aller relevanten friedenspolitischen Gruppen, ihrer Kernziele und Aktivitäten durch. Hierzu greifen wir auf verschiedene Quellen zurück, darunter ExpertInneninterviews, Protestaufrufe und Protestereignisdatensätze. In einem zweiten Schritt untersuchen wir die Diskurse und Deutungsmuster innerhalb der Friedensgruppen zum Ukrainekrieg im Detail, inklusive seiner Veränderungen über Zeit. Diese Analyse basiert auf Framing-Ansätzen der Bewegungsforschung sowie konzeptionelle Überlegungen aus der Friedens- und Konfliktforschung zu Frieden und Gewalt. Für die Analyse werden alle zum Ukrainekrieg veröffentlichten Text- und Bilddokumente der ausgewählten Friedensgruppen gesammelt und analysiert sowie Interviews mit AktivistInnen einzelner Friedensgruppen geführt, um einen tieferen Einblick in die Deutungsmuster der jeweiligen Gruppierung zu erhalten. In einem dritten Schritt analysieren wir interne Differenzen zwischen verschiedenen Gruppen und Deutungsmustern. Wir planen dazu Fokusgruppeninterviews mit ReferentInnen und AktivistInnen aus verschiedenen Friedensorganisationen.
Das Projekt trägt einerseits zum jüngst wachsenden Interesse der Friedens- und Konfliktforschung an inner-gesellschaftlichen Konflikten in Europa bei. Darüber hinaus leistet das Projekt einen konkreten Beitrag zum Verständnis aktueller Deutungskonflikte um zentrale Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung – insbesondere Frieden, Friedensstrategien und Gewalt. Gerade in der aktuellen Situation, in der existierende sicherheitspolitische Konzepte und Begriffe in Frage gestellt, hitzig diskutiert und neu gedacht werden, ist ein besseres Verständnis davon, wie zivilgesellschaftliche Akteure Fragen des Friedens und der Legitimation von Gewalt verstehen, zentral. Nicht zuletzt trägt das Projekt zur Erforschung der gegenwärtigen deutschen Friedensbewegung bei, zu der bisher wenig Forschungsergebnisse vorliegen. Unser Ziel ist, die Entwicklung der gegenwärtigen deutschen Friedensbewegung besser zu verstehen, inklusive ihrer öffentlichen Sichtbarkeit und (begrenzten) Mobilisierungserfolge.

Abstract

Peace activists are currently facing harsh criticism. In particular, their opposition to arms deliveries to Ukraine is met with incomprehension. How do peace activists react to these challenges? This is the question that the profile project investigates. It focuses in particular on the internal discourses and interpretive struggles between activist groups. First, we will examine the interpretations of conflict causes and peace strategies discussed in activist groups in relation to the current Ukrainian war and to what extent these patterns of interpretation differ from earlier understandings. Second, the project examines the extent and nature of conflicts of interpretations between different peace groups.
The profile project undertakes a comprehensive empirical study of the contemporary German peace movement. In a first step, we conduct a mapping of all relevant peace groups, their core goals and activities. For this purpose, we draw on a variety of sources, including expert interviews, protest calls, and protest event datasets. In a second step, the discourses and interpretive frames that peace groups use to make sense of the Ukrainian war are analyzed in detail, including changes in interpretations over time. This analysis is based on framing approaches from social movement research as well as conceptualizations of peace and violence within peace and conflict studies. In order to gain deeper insight into the patterns of interpretation of the respective groups, we collect and analyze all text and image documents published on the Ukrainian war by the selected peace and conduct interviews with activists of individual peace groups. In a third step we analyze internal differences between different groups and patterns of interpretation. For this purpose, we plan to conduct focus group interviews with speakers and activists from different peace organizations.
The project contributes, first, to the recently growing interest of peace and conflict research in intra-societal conflicts in Europe. Furthermore, the project makes a concrete contribution to the understanding of current conflicts of interpretation around central concepts of peace and conflict research – especially peace, peace strategies and violence. Especially in the current situation, in which existing security plans and concepts are questioned, heatedly discussed and rethought, it is crucial to get a better understanding of how civil society actors understand questions of peace and the legitimation of violence. Last but not least, the project contributes to the study of the contemporary German peace movement, on which little research has been available so far. Our goal is to better understand the development of the contemporary German peace movement, including its public visibility and (limited) mobilization success.

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