„Eine wirklich gute Nachricht“

Dr. Ulrich Schneckener, Professor für Internationale Beziehungen und Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Osnabrück, ist seit 2016 Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF). Die Zustiftungen zum Stiftungskapitel aus dem Bundeshaushalt stuft er als eine „wegweisende Entscheidung für die DSF“ ein. In unserem Interview schildert er, wie es dazu kam, und was die Zustiftungen für die künftige Arbeit der DSF bedeuten.

Wie kam es zur Zustiftung? War diese erwartbar?

Die Zustiftungen in Höhe von zwei Millionen Euro für das laufende Jahr und die Folgejahre bis 2029 ist das erfreuliche Ergebnis der Haushaltsverhandlungen. Vor allem die Haushaltspolitiker*innen aus der Ampelkoalition haben sich für die DSF eingesetzt, wofür wir sehr dankbar sind. Die Zustiftungen kamen jedoch nicht aus heiterem Himmel.

Ein zentraler Hintergrund ist die positive Evaluation der DSF durch den Wissenschaftsrat, der dem Bund mit großer Dringlichkeit empfohlen hatte, die Stiftung dauerhaft finanziell besser auszustatten. Die DSF erhielt daraufhin erste Zustiftungen und Zuwendungen, die aber zeitlich befristet waren. Erst im Januar 2023 hatte das Ministerium für Bildung und Forschung auf Nachfrage des Wissenschaftsrates erneut deutlich gemacht, dass mit dem Haushaltsgesetzgeber, also dem Deutschen Bundestag, nachhaltigere Lösungen gesucht würden. Wir haben bis zuletzt auf diese Unterstützung gehofft und gedrängt, aber erwartbar ist in diesen politisch wie fiskalisch schwierigen Zeiten wenig.

Welche Bedeutung haben die Zustiftungen für die DSF?

Der Vorstand der Stiftung ist sehr erleichtert. Ohne weitere Zustiftungen hätte die DSF zeitnah vor der Alternative gestanden, entweder weniger Mittel für die Forschungsförderung bereitzustellen und damit die Tätigkeit der DSF in einer Zeit eskalierender Gewaltkonflikte deutlich zurückzufahren oder aber erneut Stiftungskapital zu verzehren, was über kurz oder lang die Existenz der DSF gefährden würde. Die Zustiftungen ermöglichen es, das jährliche Fördervolumen auf dem erreichten Niveau zu halten und in moderatem Umfang auch anpassen zu können. Das ist für das interdisziplinäre Feld der Friedens- und Konfliktforschung eine wirklich gute Nachricht.

Ergeben sich durch die zusätzlichen Mittel neue Förderoptionen für die Stiftung?

Die Stiftung hat ihr Förderkonzept mit dem Ziel weiterentwickelt, dem Forschungsfeld wichtige inhaltliche und strukturelle Impulse zu geben, gerade auch mit Förderlinien zu aktuellen Schwerpunkten. Die zusätzlichen Mittel werden in erster Linie dafür eingesetzt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und abzusichern. Dies gilt vor allem für den Topf der thematischen Förderlinien, der bei Ausbleiben der finanziellen Unterstützung vermutlich zuerst zur Disposition gestanden hätte. Wir sehen aber auch eine gewisse Notwendigkeit – insbesondere angesichts erheblicher Steigerungen bei den Personalkosten – die Förderbudgets anzupassen. Für unsere Antragsteller:innen wäre es eine gute Botschaft, wenn die Förderkonditionen nicht zu Lasten der Projektlaufzeit gingen und damit unweigerlich auch die Qualität der Forschung einschränkten.

Welche besonderen Impulse sind von der Stiftung künftig zu erwarten? Wird die Stiftung künftig weiterhin Akzente beim Wissenstransfer setzen?

Das Förderkonzept der DSF ist grundsätzlich darauf ausgerichtet, neue Impulse zu setzen und damit das Forschungsfeld insgesamt zu stärken. Mit Hilfe der Zustiftungen können wir hierfür attraktivere Förderangebote bereithalten. Wir können zudem schon ankündigen, dass wir in diesem Jahr zwei weitere thematische Förderlinien ausschreiben werden. Die erste Ausschreibung hat die politischen und sozio-ökonomischen Anpassungskonflikte zum Thema, die sich durch die Folgen des Klimawandels ergeben. Die zweite Förderline wird sich mit den Auswirkungen der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen für Friedensmediation und Friedensverhandlungen beschäftigen. Mit dem Ziel einer besseren Vernetzung wird die DSF weitere Strategietagungen mit dem Forschungsfeld ausrichten. Und nicht zuletzt soll auch der Wissenstransfer in Politik und Gesellschaft mit neuen Akzenten ausgebaut werden, sei es durch stiftungseigene Veranstaltungen oder durch eine verbesserte Aufbereitung und Verbreitung der Forschungsergebnisse aus den geförderten Projekten.