Zusammenfassung
Seit dem WS 2004/2005 bieten fünf deutsche Universitäten friedenswissenschaftliche Masterstudiengänge an. Nachfolgend haben mindestens drei weitere deutschsprachige Universitäten ähnliche Studiengänge eingerichtet. Wenngleich jeder Studiengang ein spezifisches Profil hat und jede Universität nach einer bestimmten organisatorischen Logik arbeitet, so gibt es Gemeinsamkeiten der Studiengänge. Die an den verschiedenen Standorten gemachten Erfahrungen sollen ausgetauscht und evaluiert werden, um daraus folgend die friedenswissenschaftlichen Studiengänge weiter zu profilieren. Zudem soll die Vernetzung in der Friedensforschung verbessert werden.
Fragestellungen und Zielsetzungen
Friedenswissenschaftliche Studiengänge einzurichten, war ein Ziel, das die deutsche Friedensforschung schon seit den 1980er Jahren formulierte. Doch es dauerte rund zwanzig Jahre, bis die ersten Hochschulen sie einführten. Die Universität Hamburg startete im Wintersemester 2002/2003 ihren einjährigen Postgraduiertenstudiengang „Master of Peace and Conflict Studies“. Kurz danach richteten die Universitäten Hagen, Marburg und Tübingen mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Friedensforschung friedenswissenschaftliche Masterstudiengänge ein. Solche Programme gibt es inzwischen auch in Magdeburg und Frankfurt am Main. Ferner vermitteln die politikwissenschaftlichen Masterstudiengänge u. a. in Konstanz, Duisburg und Düsseldorf auch in einem größeren Umfang Erkenntnisse der Friedensforschung. Die AFK (Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung e. V.) hat seit der Einführung der Studiengänge in ihrem Arbeitskreis Curriculum die friedenswissenschaftlichen Studiengänge kritisch begleitet und somit an die in diesem Rahmen geführten älteren Diskussionen über die Ausgestaltung eines friedenswissenschaftlichen Curriculums angeknüpft. Seit 2004 finden einmal im Jahr Koordinationstreffen an verschiedenen Orten statt. Ende September 2008 soll das diesjährige Treffen an der Frankfurter Universität stattfinden, da diese zentral gelegen ist und somit die Reisekosten niedrig gehalten werden können.
Das Koordinationstreffen verfolgt vier Ziele, von denen die ersten beiden prioritär sind:
Erstens sind die, an den verschiedenen Universitäten zwischenzeitlich gewonnenen Erfahrungen zu sammeln und auszutauschen. Hierzu geben die Studiengangsverantwortlichen bzw. deren VertreterInnen kurze Impulsreferate. Die so gewonnenen Informationen dienen zum einen der Profilbildung. Durch die vergleichende Diskussion mit den anderen Studiengangsanbietern kann das eigene Profil eines Studiengangs geschärft werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können effektiv in der Studienberatung eingesetzt werden, wenn etwa InteressentInnen mit einer bestimmten Vorstellung Kontakt zu einer Hochschule aufnehmen. Zum anderen können Studiengangsanbieter im Sinne von best practices von anderen Studiengängen lernen. So kann es sich anbieten, sich über die Gestaltung der Zulassungsverfahren (und das Problem der Doppel- bis Dreifachbewerbungen), die Vermittlung von geeigneten Praktika-Plätzen und die Umsetzung von trans- und interdisziplinären Lehrveranstaltungen im Curriculum auszutauschen und dabei jeweils von den Erfahrungen der anderen Anbieter zu profitieren. Die genauen Fragen des Koordinationstreffens werden vor Ort mit einer open-space Methode erarbeitet.
Zweitens wird bei dem geplanten Treffen ein weiterer friedenswissenschaftlicher Studiengang vorgestellt und diskutiert werden. Nachdem die deutschsprachigen Angebote aufgrund der Vorträge bei den letzten Veranstaltungen des AK Curriculums der AFK bekannt sind, soll 2008 erstmals ein außereuropäischer Studiengang vorgestellt werden, und zwar der MA Peace and Conflict Studies der Makere University (Uganda), über den ein derzeit in Deutschland promovierender Vertreter, Jude Kagoro, referieren würde. Diskutiert werden sollen ggf. bestehende Unterschiede im Curriculum, Lern- und Lehrmethoden sowie zukünftige Kooperationsmöglichkeiten, um das interkulturelle Lernen voran zu bringen.
Drittens dient das Koordinationstreffen dazu, über eine gemeinsame Vermarktung der friedenswissenschaftlichen Studiengänge zu diskutieren. Das vor drei Jahren erschienene Dossier zu Wissenschaft und Frieden (Dossier Nr. 48) ist veraltet. Eine aktuelle gemeinsame Darstellung der Studiengänge fehlt derzeit. Hier ist zu besprechen, ob eine gemeinsame Internet-Präsenz oder auch Broschüre erarbeitet werden sollen.
Schließlich soll die Planung einer AbsolventInnen-Befragung erörtert werden. Nachdem die ersten Studierenden ihren friedenswissenschaftlichen Masterstudiengang erfolgreich abgeschlossen haben, gilt es zu erfragen, welche Tätigkeiten sie aufgenommen haben und inwiefern sie dabei ihre friedenswissenschaftliche Kompetenz in die Praxis umsetzen konnten. Eine Arbeitsgruppe hat den Entwurf für eine solche Befragung erarbeitet, der dem AK Curriculum vorgestellt werden soll.
Erwartete Ergebnisse
In den vergangenen Jahren dienten die Treffen des AK Curriculum jeweils zur Informationsgewinnung und zur Klärung des Selbstverständnisses der Studiengänge. Beispielsweise erbrachte die Arbeitstagung 2005 das Ergebnis, dass Mediationselemente als Teil (Module) eines regulären Masterstudiengangs nicht eingebaut werden können. Im darauf folgenden Jahr wurde weitgehender Konsens darüber hergestellt, dass auch die normative Dimension der Friedensforschung in der Lehre explizit vermittelt werden soll. Letztes Jahr beschloss der AK Curriculum u. a. eine AbsolventInnen-Befragung durchführen zu wollen, wozu eine Arbeitsgruppe zwischenzeitlich einen Fragenkatalog erarbeitet hat. Ähnliche klärende Diskussionen sind auch 2008 zu erwarten, wobei das zentrale Thema im Rahmen der open-space Methode erarbeitet werden soll. Weiterhin dient das Treffen der Vernetzung, erstmals auch des außereuropäischen Auslands und der Frage, inwiefern konkrete Kooperationsmöglichkeiten aufgebaut werden können. Schließlich sind Beschlüsse in Bezug auf die gemeinsame Vermarktung der Studiengänge und Zeitpunkt und Entwurf eines Bogens zur AbsolventInnen-Befragung zu erwarten.