Neuer Lokalismus: Ressource friedlicher Konfliktbearbeitung in Stadt und Land
Projektleitung: Prof. Dr. Henning Nuissl, Geographisches Institut, Humboldt-Universität zu Berlin & Prof. Dr. Antonie Schmiz, Institut für Geographische Wissenschaften/Fachbereich Geowissenschaft, Freie Universität Berlin
Projekttyp: Standardprojekt
Fördersumme: 109 Tsd. Euro
Laufzeit: 24 Monate
Neuer Lokalismus: Ressource friedlicher Konfliktbearbeitung in Stadt und Land
Projektleitung: Prof. Dr. Henning Nuissl, Geographisches Institut, Humboldt-Universität zu Berlin & Prof. Dr. Antonie Schmiz, Institut für Geographische Wissenschaften/Fachbereich Geowissenschaft, Freie Universität Berlin
Projekttyp: Standardprojekt
Fördersumme: 109 Tsd. Euro
Laufzeit: 24 Monate
Projektpublikation
Domann, Valentin, Henning Nuissl und Antonie Schmiz. 2022. Frakturen überwinden – Neuer Lokalismus als Heuristikund Instrument zur produktiven Konfliktbearbeitung? In: Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning. Link.
Zusammenfassung
Zahlreiche Gegenwartsdiagnosen betonen eine wachsende soziale wie politische Polarisierung, begleitet von einer Normalisierung gruppenbezogen-menschenfeindlicher Einstellungen. Sie prognostizieren eine damit einhergehende Vertiefung innergesellschaftlicher Konflikte und Frakturen. Zeitgleich rückt die Ebene des Lokalen, einschließlich der dort vermuteten nahräumlichen Potenziale zur gesellschaftlichen Konfliktbearbeitung, in den (friedens-) politischen Fokus, denn aktuell lassen sich ganz unterschiedliche Formen einer alltagspraktischen Rückbesinnung auf das Lokale beobachten. Diese gehen häufig mit dem Versuch einher, gesellschaftliche Verwerfungen aufzulösen, die gesellschaftstheoretisch auf anderen, höheren Ebenen zu verorten sind. Die Wiederentdeckung der Nachbarschaft in Form von Tausch- und Solidarpraktiken ist hierfür nur ein Beispiel. Wir begreifen solche – analogen oder auch digitalen – Formen der Rückbesinnung auf das Lokale als „Neuen Lokalismus“. Weder dessen Potenziale zur Konfliktbearbeitung noch die Gefahren, die er möglicherweise mit Blick auf die Vertiefung bestehender gesellschaftlicher Frakturen mit sich bringt, sind bisher systematisch untersucht worden. Das Projekt widmet sich daher der Frage, unter welchen Bedingungen lokalistische Praktiken und Diskurse eine friedliche innergesellschaftliche Konfliktbearbeitung befördern können. Dabei werden Überlegungen aus der internationalen Fachdebatte für die Ausgangshypothese des Projekts genutzt, dass lokalistische Praktiken entweder (eher) partizipations- oder (eher) identitätsorientiert sein können, und dass lokalistische Diskurse, sowohl (eher) kommunitaristische als auch (eher) kosmopolitische Ausprägungen haben können – mit jeweils spezifischen Implikationen für die Konfliktbearbeitungskapazität. Vier lokale Konflikte, die sich an Fragen rings um internationale (Flucht-)Migration und/oder den motorisierten Individualverkehr entzünden, dienen als Fallstudien des Projekts.
Abstract
Growing social and political polarization and normalization of group-related misanthropic attitudes, diagnosed for many societies of the Global North, deepen already existing intra-societal conflicts and fractures. Meanwhile, ever more attention is paid to the local scale and its presumed potentials for social conflict transformation. Currently, very different forms of recollecting ‚the local‘ in everyday practice can be observed, which often is accompanied by attempts to resolve societal divergences that, from a socio-theoretical point of view, can be located on completely different, higher scales. The rediscovery of the neighborhood by practices of exchange and solidarity is just one example. We understand such forms of recollection of the local, expressed online as well as offline, as “new localism”. Neither its potential for conflict transformation nor the dangers it may entail in terms of deepening existing social fractures have been systematically investigated so far. The project is therefore dedicated to identify conditions under which localist practices and discourses can promote peaceful intra-societal conflict transformation. In doing so, our hypothesis is based on considerations from international academic debates and states that localist practices can be either (more) participation-oriented or (more) identity-oriented, and that localist discourses can have both (more) communitarian and (more) cosmopolitan characteristics – each with specific implications for conflict transformation capacity. As case studies the project investigates four local conflicts, which ignite around questions of international (forced) migration and/or motorized individual transport.